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GESCHICHTLICHES
PUSTERTALER VOLLTREFFER
OKTOBER/NOVEMBER 2014
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Georg Haugers stattgefunden
haben“, vermutet Kalser.
Neuenburg
Einen besonders großen Er-
folg stellt für ihn die Entdeckung
des Standortes der einstigen
Neuenburg – nördlich von Lei-
sach auf einem Hügel im Wald
auf 780 Metern dar. Sie ist eine
der frühesten beurkundeten Bur-
gen in Gesamt-Tirol. „Ein Irrtum
vieler Autoren, die über die Neu-
enburg berichten, ist die An-
nahme, dass von dieser keine
Mauerreste mehr vorhanden
seien“, so Kalser. Beim Begehen
des Burghügels, im Volksmund
bekannt als „Rabaschlössl“,
kann man jedoch noch einiges an
Mauerruinen besichtigen. „Man
kennt dazu noch den Grundriss.
Dann fällt es leicht sich vorzu-
stellen, wie einst die heute ver-
gessene Burg stolz und mächtig
auf ihrem Hügel thronte.“ Am
Ende des nördlichen Mauerver-
laufes riss ein Hangrutsch diese
in die Tiefe, Mauersteine sind bis
zur Talsohle verstreut zu finden.
Die Südmauer wurde für Bau-
material abgetragen, besonders
das südöstliche Turmeck scheint
sehr ergiebig für Mauersteine ge-
wesen zu sein.
Weitere Entdeckungen
Auch die Neuentdeckung
eines Heiligtums, eines Opfer-
platzes nördlich von Leisach
auf dem Schlossberg, geht auf
die leidenschaftliche Suche von
Kalser zurück. „Es ist eines der
wichtigsten Fundorte der Eisen-
telalter gefunden und waren
auch auf Spuren der Kämpfe
von 1809 gestoßen, so katapul-
tierte uns der erste Fund – ein
zierlicher Feuerbock – am
Burgstallbühel auf einen Schlag
mehr als 2000 Jahre zurück.
Wir mussten uns erst einmal
setzen. Es dauerte eine Weile,
bis wir begreifen konnten, was
wir da vor uns sahen.“ Mit sol-
chen kleinen Feuerböcken ent-
zündete man auf Opfersteinen
ein Weihefeuer und die Leute
brachten ihre Opfer dar. Neben
vielen weiteren Funden ent-
deckte man am Burgstallbühel
auch knapp 100 Schuhnägel
von römischen Legionären.
„Dies könnte darauf hindeuten,
dass dieser heilige Ort im Zuge
der Alpeneroberung 15. v. Chr.
durch die Römer der heimi-
schen Bevölkerung gewaltsam
entrissen worden ist.“
Das Carnyx vom
Schlossberg
Auch stießen Josef Kalser
und Peter Egartner auf ein ur-
altes Rohrstück. Die erste Be-
gutachtung von Keltenexperte
Paul Gleirscher bestätigte, dass
es sich dabei um den Teil eines
Carnyx, einer keltischen Kriegs-
trompete, handelt. „Das ist bis-
her der einzige Fund einer sol-
chen Trompete in ganz Öster-
reich“, ist Kalser stolz.
Er sorgte noch für ein weite-
res Highlight: Der Leisacher
entdeckte auch einen soge-
nannten Losstab bzw. Orakel-
stab, ein Unikum in Osttirol.
„Der Stab kam in rund 15 Zen-
timetern Tiefe zum Vorschein.
Bisher waren solche Bronze-
stäbe nur in Nord- und Südtirol,
im Trentino sowie im Gailtal
auf der Gurina gefunden wor-
den. Üblicherweise gehörten
vier Stäbe zu einem Satz. Die
Enden sind rund mit immer
gleicher Musterung.“
Mittlerweile ist die Wissen-
schaft dabei, diese Schätze der
Vergangenheit noch genauer zu
studieren, zu bewerten und
weiterzugraben. „Ich hoffe,
dass alle Objekte irgendwann
im Museum Aguntum in Döl-
sach zu sehen sein werden“, so
Kalser, der nun weitere Exem-
plare seines vergriffenen Buches
„Die vergessene Burg von Lei-
sach“ drucken lässt. Ab Ende
Oktober, Anfang November
werden sie im Lienzer Buch-
handel erhältlich sein.
Martina Holzer
Peter Egartner war maßgeblich an der Suche beteiligt.
Der Burghügel auf dem einst
der Turm der Neuenburg stand
(Aufnahme aus dem östlichen
Mauereck).
Gut sichtbare Mauern der
Ruine Neuenburg:
Die nördliche Mauer liegt
ca. drei Meter tiefer als das
Geländeniveau des Turms.
und Römerzeit in Osttirol mit
überregionaler geschichtlicher
und kultureller Bedeutung“,
jubelt der Leisacher. „Hatten
Peter und ich in den letzten
Wochen einiges aus dem Mit-