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baute in dieser Baracke eine Sägemehl-
heizung ein und unterkellerte die Baracke
teilweise.
Ich lebte 20 Jahre in Australien, kam erst
1975 zurück und übernahm den Betrieb
meines Vaters (Spenglerei und Schwarz-
deckerei). Anlässlich meiner Pensionierung
im Jahre 1986 übergab ich meinen Betrieb
an die Firma Pargger in Abfaltersbach.
Meine Baracke stand daraufhin still und
wurde im März 1994 abgetragen.“
Manfred Girstmair
(geb. 1943):
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„Ich war Anrainer und erwarb einen
Teil der von der Wildbach- und Lawinen-
verbauung benutzten Baracke, die ur-
sprünglich eine Länge von 83 Metern hatte
und von der Deutschen Wehrmacht wie die
meisten anderen Wirtschaftsbaracken als
Stallung verwendet wurde. Die ebenfalls
83 m lange Baracke parallel dazu wurde
für den Bau der Dr. Karl Renner-Straße
abgetragen. Ich erinnere mich an den
Turnprofessor August Pammer, der in der
GZ Baracke mit seiner Familie wohnte.
Dieser hatte viel für Kinder übrig. Er er-
richtete in seinem Vorgarten eine Rund-
schaukel, mit der alle Kinder spielen durf-
ten. Er besaß auch ein Elektroauto. Mit
diesem nahm er mich und andere Kinder
öfters mit. Er hatte auch eine H0 Eisen-
bahnanlage, die durch zwei Räume ging
und mit der alle Kinder spielen durften. Er
hatte den vorderen Teil der Baracke als
Wohnbereich für sich und seine Familie
abgetrennt und beanspruchte fast ein Vier-
tel der ganzen Baracke.
Nach meiner Schul- und Polizistenaus-
bildung war ich in Nordtirol tätig, ab 1971
in Lienz, wo ich schließlich zum Komman-
danten der Verkehrsabteilung Außenstelle
Lienz befördert wurde und als solcher im
Jahre 2003 in Pension ging.“
Dipl.-Ing. Richard Klengel
(geb. 1933):
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„Unsere Familie hat es nach dem Krieg
und nach einer turbulenten Flucht aus
Marburg Mitte 1946 schließlich nach
Lienz verschlagen. Mein Vater hatte eine
Niederlassung der Firma Universale über-
nommen, er wurde Prokurist und Leiter
der Filiale Kärnten/Osttirol. Mein Vater
entschloss sich, eine Baracke am Grafen-
anger für die Firma und auch für uns zu
erwerben. Da wir in einer Baracke wohn-
ten, nannten die Lienzer mich, meinen
Bruder Heinz und meine Schwester ‚Ba-
rackenkinder‘. Die Holzbaracken waren
sehr groß, ich schätze so 60 bis 70 Meter
lang, 15 Meter breit und bis 5 Meter hoch.
Mein Vater hat zwei Wohnungen innerhalb
dieser großen Baracke ausgebaut, mit Zwi-
schenwänden aus Ziegel, mit innen ver-
putzten Wänden. Gedämmt waren diese
Baracken mit Kunstfaserwolle oder mit so
was Ähnlichem. Sogar Heizkörper wurden
in den Räumen eingebaut. Eine Wohnung
gehörte unserer Familie und eine etwas
kleinere dem Baukaufmann der Nieder-
lassung. Außerdem gab es noch ein Büro,
eine Werkstätte und eine Reparaturwerk-
statt für die wenigen Geräte der Baufirma.
Das ganze Areal mit der Baracke war um-
zäunt, ein großer Garten wurde angelegt.
Für uns Kinder war der ganze Platz ein
wunderbarer Spielplatz, wo wir uns so
richtig austoben konnten. Wenn ich heute
an die Zeit damals denke, wir haben uns
alle sehr wohl gefühlt. Mit kaum 14 Jahren
besaß ich schon ein eigenes Zimmer. Es
lebte sich wirklich gut als ‚Barackenkind‘,
ich war glücklich, nach den Jahren der
ständigen Wanderschaft, bedingt durch den
OSTTIROLER
NUMMER 7-8/2014
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HEIMATBLÄTTER
Georg
Zlöbl
mit sei-
ner
Mutter
Ger-
trude
(rechts
von
ihm) im
Jahr
1948.
(Privat-
auf-
nahme
in der
Samm-
lung
Georg
Zlöbl)
Die Fiechtner-Baracke im Jahre 1976.
(Aufnahme und zur Verfügung gestellt von Marianne Unterweger)
Bauingenieurberuf meines Vaters, endlich
ein richtiges Zuhause zu haben. In dieser
Baracke wohnten wir bis zum Jahre 1964.
Danach übernahm Herr Traninger diese
Baracke mit der Nummer 17 und danach
die TAL (Transalpine Ölleitung).
Ich erinnere mich, dass in der ersten Ba-
racke (GZ Baracke) der Turnprofessor P.
meiner Schule dort eine kleine Wohnung
eingerichtet hatte. Eine kleine Baracken-
wohnung bestand aus zwei Zimmern mit
Wohnraum und Küche, mit Fließwasser,
aber ohne Sanitärräume. Die gab es dort
für alle Wohnenden gemeinsam. In Er-
mangelung eines Kellers ist Prof. P. auf die
Idee gekommen, sich im großen Wohnraum
eine Kellergrube händisch auszuheben.
Mit einigen Helfern hob er eine circa drei
Meter tiefe Grube aus, die dann mit Bret-
tern verschlagen und mit einer Holzdecke
verschlossen wurde. Mit einer Falltüre und
Holztreppe ging es hinunter in den Keller.
Er hat sich Regale gemacht, um dort vor
allem Gemüse und Erdäpfel zu lagern.
Strom wurde eingeleitet, sodass der Kel-
lerraum gut nutzbar war. Warum ich das so
genau weiß? Ein Freund und ich haben
aufmerksam zugeschaut! Wir waren vor
allem neugierig, wie unser Herr Professor
dort wohnte. Daher haben wir in die Holz-
wand ein kleines Guckloch gebohrt, um
heimlich in die Wohnung hineinsehen zu
können. Das gab uns auch die Gelegen-
heit, mit unserem Turnprofessor so allerlei
Schabernack zu treiben. Wir hörten ein-
mal, wie er die Falltüre öffnete, um in den
Keller hinabzusteigen. Er war gut gelaunt,
pfiff vor sich hin. Das vergnügte Pfeifen
hörte allerdings auf, als er im Keller unten
angekommen war, denn wir haben die Si-
cherung herausgenommen. Da war‘s vor-
bei mit der Vergnüglichkeit. Langsam ging
er wieder die Holztreppe hinauf. Als er
oben ankam, gaben wir die Sicherung wie-
der hinein. Da war wieder Licht im Keller!
Er ging wieder, diesmal ganz vorsichtig
und bedächtig hinunter in den Keller.
Kaum dort angekommen – Licht aus! Er
hat begonnen zu suchen, wo denn der Wa-
ckelkontakt zu finden sei. Uns wurde dieses
Suchen langsam unheimlich – er könnte
uns Lausbuben möglicherweise entdecken.
Dreimal ließen wir ihn hinuntergehen,
dann war es genug. Ich glaube, sollte er
heute noch leben, er kann sich immer noch