Seite 8 - HB_2014_09_10

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nicht vorstellen, wie das damals zugegan-
gen ist. Ob er das Loch in der Holzwand je
entdeckt hat?
Nach meiner Gymnasialzeit in Lienz
übersiedelte ich nach Graz und studierte
Architektur und Bauingenieurwesen. Nach
Erreichung meines Ingenieurdiploms war
ich bei Baufirmen im Kraftwerks- und
Hochbau tätig und arbeite heute noch als
Zivilingenieur und Gutachter.“
Ingrid Römer
(geb. 1933):
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„Unsere Baracke liegt östlich der Klein-
lercher-Baracke und wurde während der
Kriegsjahre im Gegensatz zu den bereits
bestehenden Holzbaracken als Steinbara-
cke errichtet. Sie diente als Küche für die
Verpflegung der Soldaten. Im teilweise un-
terkellerten Bereich wurden die Lebens-
mittel aufbewahrt. Mein Schwager kaufte
1947/48 diese Baracke inklusive Grund
um 1 Schilling pro m² und schenkte diese
meinem Mann, der darin mit Herrn Georg
Brandl die bekannten Glockner Keramiken
herstellte.
Im Jahre 1958 zog ich nach Lienz und
heiratete Herrn Römer, der im Krieg bei
der Flugzeugherstellung der Firma Mes-
serschmitt in Deutschland beschäftigt
war. Mein Mann hat diese Baracke zu
einer Wohnung umgebaut; Zwischen-
wände mit weißem Bimsstein wurden er-
richtet. Die Außenwände wurden mit He-
raklith verkleidet und verputzt. Es entstand
eine Wohnung mit zwei Zimmern, Bad,
Küche und Vorraum. In dieser Wohnung
lebe ich heute noch. Im Jahre 1982 wurde
für meine Tochter und ihre Familie teil-
weise ein Stock draufgesetzt.“
Dipl.-Ing. (FH) Anders Weirum
(geb. 1950):
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„Meinen Vater verschlug es im 2. Welt-
krieg von Dänemark nach Lienz. Er ar-
beitete zunächst bei einer Firma in Lei-
sach, dann ein bis zwei Jahre selbstständig
in einer Schlosserei in der Schlossgasse
und übersiedelte 1945 in den Grafenanger,
da ihm dort von der englischen Besat-
zungstruppe eine alte Wehrmachtsbaracke
angeboten wurde. Diese Baracke befand
sich ganz im Südosten und diente der
Deutschen Wehrmacht als Stallungen für
Pferde. Wir bekamen auch eine einfache
Baracke, ein früheres Offizierscasino, als
Wohnung dazu, die wir mit Eternit ver-
kleideten. 1969 übersiedelten wir mit der
von meinem Vater am Grafenanger ge-
OSTTIROLER
NUMMER 7-8/2014
8
HEIMATBLÄTTER
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Anschrift des Autors dieser Nummer:
Dipl.-Ing. Siegfried Papsch, A-9900 Lienz,
Bründlangerweg 2; E-Mail: s.papsch@gmx.at
Manuskripte für die „Osttiroler Heimatblät-
ter“ sind einzusenden an die Redaktion des
„Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Pizzinini,
A-6176 Völs, Albertistraße 2 a.
Die umgebaute Römer-Baracke, Zustand Sommer 2013.
Foto: Siegfried Papsch
gründeten Firma ‚Dolomitenwerk‘, später
‚Wito‘, in die Peggetz.
Ich studierte ab 1965 an der HTL in
Klagenfurt, anschließend an der Uni in
Graz, Fachrichtung Maschinenbau. In der
näheren Umgebung von Graz wurde ich
sesshaft und gründete ein Ingenieurbüro
für Maschinenbau, das ich heute noch als
Einmannbetrieb führe.
In die Stadt meiner Jugend, nach Lienz,
komme ich aber wieder gerne zurück.“
* * *
Mein Dank geht an alle 42 Zeitzeugen,
die ich befragen durfte und die mir so be-
reitwillig Auskunft über ihre Baracken-
zeit gegeben haben; weiters an FrauWal-
traud Stremitzer und Herrn Manfred
Girstmair, die mir viele Zeitzeugen nen-
nen konnten, sowie an Frau Maria Bod-
ner, Herrn HR Dr. Lambert Grünauer
und besonders an den Leiter des Tiroler
Photoarchivs, Herrn Dr. Martin Kofler,
für ihre wertvollen Anregungen.
Anmerkungen:
1
Zu diesem Zeitabschnitt in der Geschichte der Stadt
Lienz siehe bes. Meinrad P
IZZININI
, Lienz. Das große
Stadtbuch, Lienz 1982, S. 479-488, als erste Zusam-
menfassung und Martin K
OFLER
, Osttirol im Dritten
Reich 1938-1945, Innsbruck-Wien 1996.
2
Hubert S
PEcKNER
, In der Gewalt des Feindes. Kriegs-
gefangenenlager in der ‚Ostmark‘ 1939 bis 1945, Wien-
München 2003, S. 322 f.
3
[Anna W
ALDE
]
EcK
, „Ich und meine Frau sind acht Per-
sonen“, in: Die Neue Zeit, Jg. 1946, Nr. 10.
4
Da muss sich die Autorin Anna Waldeck geirrt haben.
Nach Aussage von Alois Girstmair, dessen Bruder den
Tunnel öfters begangen hat, war dieser nur ca. 30 m lang.
5
Wie Anmerkung 3. Siehe auch Meinrad P
IZZININI
, Lienz.
Das große Stadtbuch, Lienz 1982, S. 493.
6
Dieses Gespräch wurde am 19. Jänner 2014 in seinem
Haus am Gaimberg geführt.
7
Gespräch vom 14. Jänner 2014 in der Lienzer Wohnung
des Ehepaares.
8
Das Gespräch erfolgte am 28. November 2013 in Lienz.
9
Gespräch in ihrem Haus am Grafenanger am 26. No-
vember 2013.
10
Zwei Gespräche erfolgten in ihrem Haus am Grafenan-
ger am 6. Mai und am 21. Juni 2014.
11
Heinz Brandl ist auch der eigentliche Initiator dieser
„Grafenanger-Barackenchronik“. Anlässlich seines 55-
jährigen Matura-Jubiläums in Lienz im Juli 2013 er-
zählte er in einem Interview mit Martina Holzer aus-
führlich von seiner Lienzer „Barackenzeit“. Auf der
Suche nach seiner ehemaligen „GZ Baracke“ und in Ge-
sprächen mit Zeitzeugen entstand dann die Idee zu die-
ser historischen Studie. Mit Prof. Brandl erfolgten meh-
rere telefonische Gespräche. – Zur „Glockner Keramik“
siehe auch Harald S
TADLER
, Die Glockner Keramik in
Lienz, eine Hafnerei der Nachkriegszeit, in: Osttiroler
Heimatblätter, 63. Jg. (1995), Nr. 12.
12
Der Kontakt erfolgte zunächst schriftlich (24. März und
7. Mai 2014) und schließlich am 19. Juni 2014 persön-
lich in Lienz.
13
Dieses Gespräch erfolgte am 21. November 2013 in Lienz.
14
Das Gespräch erfolgte am 4. Dezember 2013 in Lienz.
15
Zwei Gespräche fanden am 5. März und am 14. Mai
2014 in ihrem Lienzer Haus statt.
16
Dieses Gespräch fand am 9. Dezember 2013 in Lienz
statt.
17
Das Gespräch fand am 10. Februar 2014 imWohn- und
Pflegeheim Lienz statt.
18
Das Gespräch erfolgte am 10. Jänner 2014 in seinem
Wohnhaus am Grafenanger.
19
Dieser Bericht, datiert mit 7. März 2014, wurde dem
Verfasser schriftlich übersandt.
20
Das Gespräch wurde 20. November 2013 geführt.
21
Dieser Bericht erfolgte auf Grund von Telefonaten am
13. Dezember 2013 und 11. Juli 2014.
Abbruch des Brenn-
ofens in der soge-
nannten Römer-
Baracke. In einem
Bericht von Georg
Waldeck (siehe An-
merkung 11) heißt
es über den ersten
Brand dieses
Ofens: „Drüben
steigt kräuselnd
blauer Rauch aus
neuerbautem
Kamin. Sie brennen
schon wieder und
nähren Hoffnungs-
schimmer:
Die GLOCKNER
KERAMIK“; Auf-
nahme von 1957.
(Privataufnahme in
der Sammlung von
Ingrid Römer)