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OSTTIROLER
NUMMER 6/2014
2
HEIMATBLÄTTER
Süden bis Westafrika (H
aGEMEiJEr
et al.
1997). Die Brutheimat der Herbstgäste im
tiroler alpengebiet dürfte nord- und Mit-
teleuropa sein: Finnland, Schweden,
Polen, tschechien (S
Pina
et al. 2008).
Sie bewohnt offene und sumpfige
Feuchtgebiete wie nasse und anmoorige
Wiesen, Sümpfe und Verlandungszonen,
braucht Bewuchs mit Grasbüscheln und
Sumpfseggen. ihre tarnfärbung ist ihr
Schutz, wenn sie sich zwischen Grashal-
men und Grasbüscheln verbirgt. in einem
isolierten Brutgebiet in Südschweden ist
das kleinste Brutrevier nur etwa 15 ha groß
(H
aGEMEiJEr
et. al. 1997).
Bekassine Gallinago gallinago
über die Bekassine als Vogel des Jahres
2013 wurde bereits berichtet (B
acHLEr
&
M
OritZ
2013). Daher wird hier nur das ak-
tuelle Wissen dargestellt. in Osttirol ist sie
heute ein alljährlich auftretender Gast. Die
monatliche Verteilung der Beobachtungs-
termine und der festgestellten individuen
erlauben angaben zu den Zugzeiten:
Entwässerungsgräben bleiben in vielen
Wintern frostfrei. Dort hielt sich vom 16.
nov. 2008 bis 26. März 2009 ein Vogel
auf, manchmal sogar zwei Exemplare. Ein
Vogel wurde fast täglich beobachtet: sto-
chernd, ruhend – oft sehr lange ruhepau-
sen (MP). Diese Wintergäste bleiben bis
Mitte april.
Der Frühlingszug beginnt im März und
endet imapril: 10. april 2004 1 Ex rastet
am Gerinne zum Wartschenbachteich bei
nußdorf-Debant (Ba, MD).
Somit ist die Bekassine ein teilzieher,
der Österreich und die Schweiz zu beiden
Zugzeiten überquert, allerdings in leider
abnehmender Zahl (D
VOraK
et al. 1993,
S
cHMiD
et al. 1998).
Doppelschnepfe Gallinago media
Diese Schnepfenart ist ein kaum bekann-
ter Watvogel. Von amselgröße, schwankt
ihr Gewicht im Laufe eines Jahres zwischen
140 und 265 g (G
LUtZ
et al. 1977). Dabei
sind die Herbstgewichte wie bei allen
Schnepfenvögeln am höchsten. Das ist
len regelmäßig, allerdings von Jahr zu Jahr
in schwankender Stärke festgestellt. abseits
dieses areals, also in den westlichen Bun-
desländern, ist die art wesentlich seltener,
nirgends alljährlich. Dies entspricht der be-
kannten Zugroute, deren westliche Grenze
lediglich Ostösterreich streift. in den letzten
Jahren ist auch abseits des nordburgenlan-
des ein anstieg der nachweise zu ver-
zeichnen. Deren überwiegende Zahl
stammt aus dem Frühjahr. Der Herbstzug
verläuft in der regel weiter östlich.
aus Kärnten liegen 22 nachweise vor,
die meisten fallen in den april (16 Ex) und
Mai (5 Ex). Das ist die Heimzugzeit in die
polnisch-skandinavischen Brutgebiete.
VomWegzug stammen nur 4 individuen: 2
imaugust, je 1 im September und Oktober
(F
ELDnEr
et al. 2008). auch aus dem See-
winkel liegen – fast – nur Frühjahrsbeob-
achtungen vor, was die Frage aufwirft:
„Ob das Fehlen der art im Herbst tatsäch-
lich auch durch weiter östliche Zugwege
zu dieser Jahreszeit, wie oben ausgeführt,
verursacht wird, bleibt noch durch weitere
Zählungen zu klären.“ (L
aBEr
2003)
Solche jahreszeitlichen Häufigkeits-
unterschiede zwischen Frühjahrszug und
Herbstzug sind bei vielen arten bekannt
und werden oft auf
Schleifenzug
zurück-
geführt: die Wanderungen führen im
Herbst auf anderen Wegen als im Frühjahr.
So ging man auch bei der Doppelschnepfe
von einem Schleifenzug aus, der sie nur im
Frühjahr in die östlichen Bundesländer
Österreichs bringt. Der Herbstzug war
weitgehend unbekannt.
neuere Untersuchungen durch K
LaaS
-
SEn
et al. (2011) haben nun gezeigt, dass
jahreszeitliche Häufigkeitsunterschiede in
diesem Falle eine andere Ursache haben:
Die Schnepfen verlassen ihr südschwedi-
sches Brutgebiet in einem non-Stop-Flug,
der sie von Europa über das Mittelmeer,
die Sahara und die Sahelzone ins tropische
afrika bringt. innerhalb von 48 bis 84
Stunden legen sie Entfernungen zwischen
anzahl
Jan Feb Mar
apr
Mai
Jun Jul
aug Sep Okt
nov Dez
Summe
termine
1
0
9
2
0
0
1
3
2
3
4
1
26
individuen
1
0
14
3
0
0
1
4
2
5
6
1
37
Doppelschnepfe. Das Präparat im Besitz von
Erich Gruber zeigt die weißen Spitzenflecke
der äußersten Steuerfedern, die doppelte
weiße Flügelbinde auf den Armdecken und die
stärker gebänderte Unterseite, alles Unter-
schiede zur Bekassine. Foto: Dieter Moritz
Der Herbstzug beginnt bereits um Mitte
Juli: 10. Juli 2007 ein Vogel verstreicht in
der Feldflur von nußdorf-Debant (KL).
aus demaugust liegen auch nachweise in
großer Seehöhe vor: 2 Ex vom Pitsched-
boden 2.270 m oberhalb ainet, je 1 Ex aus
der Bürgerau/Lienz sowie vom Grünbichl
1.900 m/St. Jakob i. D. (Ba, MD, KL). Sie
zeigen, dass Durchzügler meist nur zufäl-
lig beobachtet werden. Und dass im Herbst
von den Durchzüglern auch rastplätze in
großer Höhe aufgesucht werden, die im
Frühjahr gemieden werden, da sie noch
vereist sind.
Späte Feststellungen rastender Durch-
zügler entfallen auf november und De-
zember:
20. nov. 2010 eine Bekassine rastet in
der Ufervegetation am Golfplatz Lavant
(Ba, MD).
09. Dez. 2012 ein Vogel rastet am Stra-
ßenrand bei nußdorf (rc).
als überwinterer ist die Bekassine zwi-
schen Bichl und Seblas im Matreier tal-
boden bekannt (M
attErSBErGEr
et al.
2010). Wenige flache aufweitungen von
lange verbürgt: „Great Snipes are so fat and
heavy in autumn that their skin sometimes
ruptures when the shot bird hits the ground“
(n
iLSSOn
1858, zit. nach K
LaaSSEn
et al.
2011). Die großen Fettvorräte sind ein Hin-
weis auf die langen Zugstrecken.
Die Doppelschnepfe ist der Bekassine so
ähnlich, dass sie bei der Feldbeobachtung
nur von geübten Kennern beider arten be-
stimmt werden kann. Sie wirkt größer und
kompakter, auch ihr Schnabel ist nicht so
schlank wie der der Bekassine. aber das
reicht zur Bestimmung nicht. Die Feld-
kennzeichen beider Schnepfenarten sind
bei rasch auffliegenden Vögeln meist nicht
zu erkennen. Sie werden hier, dem Hand-
buch der Vögel Mitteleuropas (G
LUtZ
et al.
1977) folgend, genannt:
aufgestörte Vögel fliegen schwerfälliger
davon als Bekassinen und fallen rasch wie-
der ein. im Gegensatz zur Bekassine hat
nur der Handflügel eine schmale weiße
Binde, nicht der armflügel. ihre äußersten
Steuerfedern zeigen weiße Spitzenflecke.
Dieses Weiß ist aber nur beimabflug sicht-
bar, nicht beim Streckenflug. Beimaufflie-
gen ist ein schepperndes Geräusch hörbar.
Der einzige nachweis in Osttirol fällt in
den Heimzug:
2011 Mai 01 ein totfund in Untergaim-
berg: 675 m. nach Scheibenanflug gebor-
gen und für Gewährleistung ein Präparat
angefertigt (Erich Gruber, thurn). Die art-
bestimmung wurde bestätigt, wofür wir
dem Besitzer danken (KL, Ba, MD).
Die Doppelschnepfe brütet von Skandi-
navien und nE-Polen über das Gebiet St.
Petersburg ostwärts bis Sibirien (H
aGE
-
MEiJEr
et al. 1997). Sie überwintert in
afrika südlich der Sahara. in der Schweiz
wurden alpenüberquerungen nachgewie-
sen (G
LUtZ
et al. 1977).
in Österreich ist sie seltener Gast, am
ehesten auf dem Frühjahrszug im Burgen-
land zu sehen. Dazu äußert sich E. albeg-
ger (briefl.): im nordburgenland wird sie
im Zuge von Zählungen der Wiesenlimiko-
Die Bekassine rastet im Schutz hoher Vege-
tation.
Foto: Rudolf Tengler