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Schnepfenverwandte Vo-
gelarten
Scolopacidae
sind
in Osttirol mit einer aus-
nahme kaum bekannt. Diese
ausnahme ist der Flussufer-
läufer
Actitis hypoleucos.
Er
lebt im Verlauf des einmali-
gen Gletscherflusses isel und
seiner nebenflüsse und hat
hier die größte Population
von ganz Österreich (M
O
-
ritZ
& B
acHLEr
2001). über
Beobachtungen an folgenden
sechs Schnepfenarten, die in
Osttirol sehr selten und nur
ausnahmsweise auftreten,
wird hier berichtet: Zwerg-
schnepfe
Lymnocryptes mi-
nimus,
Bekassine
Gallinago
gallinago,
Doppelschnepfe
Gallinago media,
Wald-
schnepfe
Scolopax rusticola,
sowie Ufer-
Limosa limosa
und Pfuhlschnepfe
Limosa lapponica
. Die
Bekassine wurde durch BirdLife Öster-
reich im Jahr 2013 zum Vogel des Jahres
gewählt. ihr galt bereits eine aktuelle Dar-
stellung in den Osttiroler Heimatblättern
(B
acHLEr
& M
OritZ
2013).
Grundlage dieser Darstellung sind Zu-
fallsbeobachtungen, die unvollständig
sind, da ihnen keine planvolle Erhebung
zugrunde liegt. Die Seltenheit der Schnep-
fenvögel und ihre stets verborgene Le-
bensweise sind Ursache dafür, dass sie vie-
len Beobachtern nicht genügend bekannt
sind. Unser Dank geht an alle Beobachter,
die ihre Daten zur Verfügung stellten und
an alle Fotoautoren, deren anschauliche
abbildungen dem Leser die seltenen
Schnepfenvögel vorstellen. Dank auch an
das Haus der natur in Salzburg, dessen
Biodiversitätsdatenbank des nationalparks
Hohe tauern mir Daten zur Verfügung
stellte. Bei Matthias Gattermayr bedanken
wir uns für Korrekturen am Manuskript.
Die folgenden abkürzungen der namen
der Beobachter und Mitarbeiter werden
verwendet: aa – angermann andreas; aH
– angerer Herbert; Ba – Bachler anne-
marie; BE – Benedikt Eva; DB – Dellacher
Berta; DH – Deutsch Helmut; GF – Goller
Franz; GM – Gattermayr Matthias; Gt –
Gradnig thomas; Ha – Heinricher alois;
HG – Hofmann Gustav; KL – Kranebitter
Leo; Ma – Mattersberger alois; MD –
Moritz Dieter; MH – Möst Hartmann; MP
– Mattersberger Peter; Mr – Mattersber-
ger ralph; rc – ragger christian; SJ –
Salcher Johannes; St – Schneider tobias;
SchJ – Scheiber Josef.
Zwergschnepfe
Lymnocryptes minimus
Unsere kleinste Schnepfenart führt eine
besonders heimliche und unauffällige Le-
bensweise
.
Beunruhigt, verharrt sie bewe-
gungslos und verlässt sich auf ihre tarnfär-
bung (K
LiEBE
2001; H
ErinG
& K
rOnBacH
2008). Diese Schutzanpassung, Somatolyse
genannt, ist bei Schnepfe
n
weit verbreitet.
nach ihrer Größe ist die Zwergschnepfe
dem in Osttirol im heutigen iselverlauf noch
gut verbreiteten, sonst aber sehr seltenen
Flussuferläufer
Actitis hypoleucos
ver-
gleichbar. ihr Gewicht schwankt zwischen
40 und 70 g. Sie ist dämmerungsaktiv. Die
rötlichbraune Oberseite weist hellbraune,
goldfarbene Längsstreifen auf, die den gan-
zen rücken durchziehen. nur der Kopf ist
weniger gestreift. anders als bei der Be-
kassine hat ihr kurzer Schna-
bel höchstens die Länge ihres
Kopfes in Seitenansicht. Wird
sie aufgeschreckt, fliegt sie im
Gegensatz zur Bekassine fast
immer ohne Lautäußerung
davon.
Für Osttirol stammt die
älteste Mitteilung von M
ayr
(1869). Von der damals noch
Haarschnepfe genannten art
wurden „einzelne Exemplare
erlegt in der Bürgerau“. Das
waren damals Feuchtwiesen
in den Drauauen etwas unter-
halb von Lienz (F. Edlinger
briefl.). K
üHtrEiBEr
(1952)
nennt sie somit Durchzügler,
ebenso H
EinricHEr
(1973).
Zeitlich nach M
ayr
(1869)
gibt es nur drei datierte
nachweise:
1979 März 31 – 1 Ex rastet
im ausschotterungsbecken an der Mün-
dung des Daberbaches in ainet, 720 m,
mit S/W-Foto (a. Kofler, Lienz).
1990 april, ohne tagesangabe, wohl nur
ein Exemplar; tassenbacher Speicher,
1.070 m (Ha, H
EinricHEr
1994).
1997 nov. 01 – 1 Ex tagsüber heran
streichend und einfallend in einer Lacke
am Misthaufen, Flurbezeichnung Ober-
greit / Lienz-Süd, 750 m. Verstreicht zwei
Minuten später nach Osten (Ba, MD).
Die Beobachtungstermine fallen in die
für den Seewinkel (L
aBEr
2003) und für
Kärnten genannten Zugzeiten. Dort halten
sich an günstigen rastplätzen Einzelvögel
wochenlang auf (F
ELDnEr
et al. 2008). im
benachbarten Südtirol liegen Beobachtun-
gen in den Monaten März bis Mai, Sep-
tember und Dezember vor (n
iEDErFrini
-
GEr
et al. 1996). im seenreichen Kärnten
ist sie alljährlicher Durchzügler in geringer
Zahl, im Frühjahr von Mitte März bis an-
fang Mai, Maximum im april; im Herbst
ausnahmsweise zweite Hälfte august, Maxi-
mum Ende Oktober und im november.
Winternachweise lassen auf überwinte-
rung schließen (F
ELDnEr
et al. 2008). ihr
Winterquartier dehnt sich nach Westen bis
Großbritannien und irland aus, nach
NUMMER 6/2014
82. JAHRGANG
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Die Zwergschnepfe kann sich auf ihre Tarnfärbung verlassen. Nur in Aus-
nahmefällen wird sie entdeckt.
Foto: Manfred Loner
Dieter Moritz – Annemarie Bachler
Schnepfenarten in Osttirol