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OSTTIROLER
NUMMER 4/2014
3
HEIMATBLÄTTER
In den letzten Jahren sind im Lienzer
Talboden immer mehr Blütenpflanzen mit
außerordentlicher, fremdartiger Farben-
pracht und Größe wildwachsend an ver-
schiedensten Stellen aufgefallen: in Ufer-
zonen, an Weg- und Straßenrändern und
vor allem in Auwaldbereichen. Manche
ihrer namen lassen erkennen, dass sie aus
fernen Ländern stammen. Einige Bei-
spiele: Mongolrebe (clematis tangutica),
himalaja-Springkraut (Impatiens glandu-
lifera), Sachalinknöterich (Reynoutria sa-
chalinensis), Kanadischer Katzenschweif
(conyza canadensis), Grasschwertel (Si-
syrinchium bermudiana), Kanadische
Goldrute (Solidago canadensis) u. a.
Auf einer hochsommerlichen Wanderung
Anfang August 2013 mit dem Botanik-Ex-
perten im naturhistorischen MuseumWien,
Dr. Adolf Polatschek, von der Schlossbrücke
bis zum Pöllander Steg, gelang die Feststel-
lung von weit über hundert Blütenpflanzen-
Arten. Zu meiner Überraschung vermerkte
der Fachmann auf unserer botanischen Ex-
kursion immer wieder: „Eine ausländische
Pflanze!“ und „Ein Ausländer!“
Daraus entstand bei der Bearbeitung der
notizen die im Folgenden präsentierte
Pflanzenliste ausländischer Arten, zu fin-
den vorwiegend im rechtsufrigen Auwald
der Isel.
Wissenschaftlicher oberrat Mag. Dr.
Adolf Polatschek, der beste Kenner der
Pflanzenwelt von Tirol und Vorarlberg, war
durch Jahrzehnte am naturhistorischen Mu-
seum Wien als Leiter der Botanischen Ab-
teilung tätig. Sein wissenschaftliches haupt-
werk ist die siebenbändige „Flora von nord-
tirol, osttirol und Vorarlberg“, erschienen in
den Jahren 1997 bis 2013. Bei den Bänden
5 bis 7 fungierte Mag. Wolfgang neuner
vom Tiroler Landesmuseum als Mitautor.
Die Determinierung der ausländischen
Pflanzen erfolgte durch Dr. Polatschek; Er-
gänzungen und Korrekturen wurden brief-
lich mitgeteilt. – Quellenangaben über Ur-
sprungsländer der erwähnten Pflanzen er-
folgten nach der Publikation von Wolfgang
A
DLER
/Karl o
SWALD
/Raimund F
ISchER
,
Exkursionsflora von Österreich, Graz 1994.
Übersicht
Jungfernrebe,
genannt
„Wilder Wein“
,
(Parthenocissus inserta); heimat: nord-
amerika, besonders Kanada; häufig kulti-
viert, aber auch verwildert, z. T. schon ein-
gebürgert; bisher in osttirol nur drei Fund-
orte bekannt.
Kleines Springkraut
(Impatiens parvi-
flora); heimat: Mittelasien, wie Kaschmir
und Tadschikistan; in osttirol eingebür-
gert.
Behaartes Franzosenkraut
(Galinsoga
ciliata); heimat: Süd- und Mittel-Amerika:
neubürger seit Ende des 19. Jahrhunderts,
in osttirol eingebürgert.
Kleinblütiges Franzosenkraut (
Galin-
soga parviflora); heimat: Mexiko bis Ar-
gentinien; in osttirol eingebürgert.
Drüsen-Springkraut
(Impatiens glan-
dulifera); heimat: Indien, himalaja; in
osttirol seit etwa 50 Jahren eingebürgert.
Sauerklee
(oxalis fontana); heimat:
nordamerika; neubürger seit dem 19.
Jahrhundert; in osttirol eingebürgert.
Weißes Berufkraut
( Erigeron annuus);
heimat: nordamerika; verwildert und ein-
gebürgert; ehemalige Zierpflanze.
Ruderal-Kamille (
Tripleurospermum
marittimum); heimat: Ungarn, Balkan.
Wiesen-Storchschnabel
(Geranium
pratense); eingeschleppt eventuell mit
Grassamen; in osttirol erst nach den
1960er-Jahren.
Kanadische Goldrute
(Solidago cana-
densis); heimat: nordamerika; eingebürgert.
Lupine
(Lupinus polyphyllus); heimat:
westliches nordamerika; angepflanzt zur
Bodendüngung; besonders in nordtirol
eingebürgert.
Beifuß-Traubenkraut
(Ambrosia arte-
misiifolia); heimat: Mittel- und Südame-
rika (Peru); bei vielen Alergikern gefürch-
tet; in osttirol dritter Fundort; einge-
schleppt und in Ausbreitung begriffen.
Gewöhnliche Hühnerhirse
(Echinoch-
loa crus galli); alt eingebürgert.
Sonnenhut, Rudbeckie
(Rudbeckia
laciniata); heimat: nordamerika; neubür-
ger; Zierpflanze, die manchmal verwildert;
zweiter Fundort für osttirol.
Sonnenblume-Hybride
(helianthus x
laetiflorus); als Zierpflanze kultiviert; in
osttirol vor allem in Maisäckern einge-
bürgert.
Amerikanisches Weidenröschen
(Epi-
lobium adenocaulon); heimat: nordame-
rika, seit 1950 neubürger in Österreich,
jetzt weit verbreitet.
Sonnenblume verwildert
(heliantus
annuus); heimat: nordamerika.
Kanadischer Katzenschweif
(conyza
canadensis); heimat: nordamerika; neu-
bürger in Österreich, seit 1950 auch in ost-
tirol; jetzt eingebürgert.
Stechapfel
(Datura stramonium); neu-
bürger aus Mexiko; seit 1580 in Europa;
Wiederfund in osttirol; vorher nur eine
Angabe aus dem 19. Jahrhundert.
Kanadi-
sche
Gold-
rute (so-
lidago
cana-
densis)
mit Blick
ins
iseltal.
Alle Auf-
nahmen:
Alois
Hein-
richer
Beifuß-Traubenkraut,
fruchtend
(Ambrosia artemisiifolia)
Penzlberg/Winklern.
Kleinblatt-Knöterich
(Reynoutria japonica).
Weißes Berufkraut
(erigeron annuus).
Alois Heinricher
Ausländische Pflanzen im
Lienzer Talboden