Seite 25 - VP_2013_04

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CHRONIK
PUSTERTALER VOLLTREFFER
FEBER/MÄRZ 2014
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einer Fläche von wenigen Qua-
dratmetern festsaßen, weder
vor noch zurück konnten. Uns
war natürlich klar, wenn wir sie
nicht befreien können, ihnen
ein qualvoller Tod bevorsteht.“
(siehe Foto). „Dem Tierarzt ge-
lang es dann, möglichst nahe an
die Tiere heranzukommen und
sie mit einem Gewehr zu be-
täuben. Einige Helfer legten sie
in Netze, in denen sie mit
einem Hubschrauber zur nächs-
ten Futterstelle geflogen wur-
den. Das Reh hat die Strapazen
aber leider nicht überlebt. Die
anderen Tiere sind nach einigen
Stunden wieder aus dem Schlaf
erwacht und verschwunden“, so
Mössler. Schön war der An-
blick für den Bürgermeister
dann vier Tage später, als er im
Bereich einer Wildfütterung
das Rotwild, das mit einer Oh-
renmarke versehen worden war,
in bester Gesundheit mittels
Wildkamera sichten konnte.
Nur Geweih war noch
sichtbar
Und ebenfalls unlängst gelang
es drei Freeridern durch eine
spektakuläre Rettungsaktion
einem Hirsch das Leben zu
retten. Das Team aus Nordtirol,
das im freien und steilen Ge-
lände von seinen Fahrten Videos
festigten Reepschnur aus den
Schneemassen zu ziehen.
„Aber, nach wenigen Schritten
sank der Hirsch erneut in den
Schneemassen ein“, erzählten
die Sportler. Alle Mühe schien
vorerst umsonst. Aber sie gaben
nicht auf. Im zweiten Anlauf
um tausende Kilogramm Heu
auszubringen, mühsam zig
Kilometer Wege für die Tiere in
die hohen Schneedecken zu
fräsen oder feststeckende Tiere
zu befreien. So wie unlängst
Robert Mössler, Bürgermeister
von Untertilliach, der auch
Jäger ist und Wildtiere retten
konnte. Er entdeckte während
einer Fahrt durch das Gemein-
degebiet in einem Wildbach
oberhalb der B 111 (Gailtal-
bundesstraße) zwei Stück Rot-
wild, die in einem tiefen Loch
eingeschlossen waren. „Es war
eine verzweifelte Situation, in
der die Wildtiere im wahrsten
Sinne des Wortes steckten. Bei
mehr als zwei Metern Schnee
kamen sie nicht mehr aus der
Gail, dem Wildbach der durch
das Lesachtal fließt.“
Mit Hubschrauber
geborgen
Gemeinsam mit Jagdpächter
Andrä Egger näherte man sich
den Tieren und mobilisierte
weitere Helfer. „Wir sahen
dann, dass noch weitere drei
Stück Rotwild und ein Reh auf
drehte, entdeckte das Tier bei
der Abfahrt auf einem Ziehweg
bei Obertilliach. Es steckte in
einem Schneeloch und war bei-
nahe völlig eingeschneit. „Man
sah nur mehr das Hirschgeweih
aus dem Schnee ragen“, erzähl-
ten sie. Mit einer Schaufel
schafften sie es Schnee rund um
das völlig entkräftete Tier weg
zu schöpfen, um den Hirsch
dann mit einer am Geweih be-
schafften es Roman Rohrmoser
aus dem Zillertal und Michael
Trojer aus Bayern den Achten-
der soweit zu befreien, dass er
davon springen konnte. „Der
Hirsch war sehr abgemagert.
Tausende Kilogramm Heu werden derzeit zu den Futterstellen gebracht.
in großer Not
Lange hätte er in dem Loch mit
Sicherheit nicht mehr überleben
können“, glaubt Rohrmoser, der
selbst auch Jäger ist. Rund eine
Stunde lange brauchten sie für
die Bergung.
Übergangszeit
Bezirksjägermeister Martin
König ist froh über die gelun-
gene Rettungsaktion, aber
fürchtet sich schon vor der
Übergangszeit. „Denn da wer-
den noch weitere entkräftete
Hirsche und Rehe ihre letzte
Kraft verlieren und verenden.
Aber wir tun, was wir können,
um ihnen möglichst gut zu hel-
fen.“ Wie viele Hirsch und
Rehe derzeit in den Osttiroler
Wäldern leben, kann laut König
nicht beziffert werden. „Aller-
dings nutzen wir die derzeitige
Situation für eine ungefähre
Zählung. Viele der Tiere halten
sich ja jetzt bei Futterstellen
auf.“
Martina Holzer
Viele Kilometer Wege wurde für die Tiere in die hohen Schnee-
massen gefräst.