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OSTTIROLER
NUMMER 6/2013
3
HEIMATBLÄTTER
Ohne mikroskopische Vergleiche ist eine
Bestimmung oft nicht möglich. Da müssen
Geduld und Interesse trotzdem bleiben!
Wenn man eine sorgfältige umfangreiche
Sammlung gut determinierter Arten anlegt,
die als Vergleichsmaterial erforderlich ist,
vermehren sich die Erfolgserlebnisse! Das
Auffinden seltener oder neuer Arten für das
bearbeitete Gebiet ist Lohn genug!
Das Brunnen-Lebermoos ist eine von
vielen Arten dieser Gruppe. Es besitzt eine
flache, gabelig geteilte Lappenbasis (Thal-
lus) mit gewelltem Rand und diese bilden
einen dicken grünen Teppich, oftmals auch
in Gärten. Auf dem flachen Lappen können
sich dann an aufrechten Stielen schirmför-
mig-geteilte Organe bilden: Archegonien
(weiblich) und Antheridien (männlich).
Wenn die Pflanze voll erwachsen ist, geht
die systematische Zuordnung leichter. Die
zitierte Art lebt häufig an feuchten Stellen
bis ins Hochgebirge, an überrieselten Mau-
ern, in Kiesgruben, an Waldbächen und
Mooren, also recht vielfältig.
Genaue Fundorte aus Osttirol sind nicht
bekannt, sie war bei den fast 150 Artbe-
legen aus dem Bezirk nicht vertreten, die
1980 dem Tiroler Landesmuseum Ferdi-
nandeum übergeben wurden, ihr Vorkom-
men ist sicher zu erwarten.
Zweifingerige Schildflechte
(Peltigera didactyla):
Flechte des Jahres 2013
Diese Art wird für Kärnten nach T
ÜRK
,
R. et al. (2004) mehrmals mit fast 1.500
anderen Arten und 378 Verbreitungskarten
erwähnt. In Osttirol scheint sie unter den
126 Arten nicht auf, die vom Autor nach
1980 dem Landesmuseum Ferdinandeum
übergeben wurden, sie ist aber zu erwar-
ten. Von der viel bekannteren Art
Peltigera
polydactyla
(Vielfingerige Schildflechte)
kennen wir Funde aus Amlach, Lavant,
Leisach und Umgebung.
Alle Hinweise beim Brunnen-Leber-
moos gelten auch für die Flechten, von
denen wir noch mehr Schwierigkeiten bei
der Artenvielfalt erkennen müssen.
Für Moose, Flechten und andere Grup-
pen niedriger Pflanzen und Tiere fehlen
genauere zusammenfassende Bearbeitun-
gen, öfters auch die Spezialisten.
Viele Flechten wie etwa die an Bäumen
herabhängenden
Usnea
-Arten (Baum-
bärte) sind sehr bekannt und man findet sie
in allen Bereichen, auch in Kulturflächen.
Interessierte brauchen einen sachkundigen
Betreuer oder Ersthilfe bei Vereinen und
Arbeitsgruppen. Eigentlich wartet dann
eine lebenslange Aufgabe mit vielen Er-
folgserlebnissen!
Zitierte und weiterführende Literatur:
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Sonderheft.
Herrn Hofrat Professor Magister Dr.
Alois Kofler gewidmet. Als weit über Tirol
hinaus bekannter und vielseitiger Erfor-
scher der Tierwelt, wird er oft zur Biologie
heimischer Tiere und Pflanzen befragt. Stets
hilfsbereit, weiß er immer einen guten Rat.
Und dem Urteil von Käfer-Kofler, so wird er
hochachtungsvoll genannt, folgt man gern.
Schnepfenvögel gehören zu den Wat-
vögeln, die auch Limikolen genannt wer-
den. Sie sind eine artenreiche Vogelgruppe
mit hohen Ansprüchen an ihren Lebens-
raum. Darauf bezieht sich auch ihr Name
als Bewohner unterschiedlicher Feuchtge-
biete, im Falle der Waldschnepfe aber
feuchter Waldungen. Durch Trockenlegung
von Mooren und Verlandungszonen, durch
Drainage von Feuchtwiesen, durch zu harte
Verbauung und Regulierung von Flüssen
und durch bereits vorhandene Flusskraft-
werke gehen inzwischen zu viele Feucht-
gebiete und damit Lebensräume endgültig
verloren.
Für Europa gilt: Mehr als 50 % der Fließ-
gewässer und Seen sind in keinem guten
ökologischen Zustand. Und weiter: Etwa
40 % aller Fließgewässer wurden durch den
Menschen bereits hydromorphologisch
verändert. Das betrifft ihr Abflussverhalten,
ihr räumliches Kontinuum, ihren Sedi-
menthaushalt, ja, die ganze Flusslandschaft
(E
UROPEAN
E
NVIRONMENT
A
GENcy
2012).
Schildflechte – Peltigera (Kronenzeitung
11.1.2013 p. 27); zum Vergleich (Bild
rechts): Cladonia-Art: Matrei: 2002,
Goldriedsee, ca. 2.300 m. Foto: A. Kofler
Bekassine beim Balzflug. Die beiden äu-
ßeren Steuerfedern sind abgespreizt. Gut
zu  erkennen: der weiße Hinterrand des
Armflügels.
Foto: Klaus Laimer
Annemarie Bachler – Dieter Moritz
Der Vogel des Jahres 2013, die Bekassine
(Gallinago gallinago), in Osttirol