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Festzeit begonnen. Die Predigt am 1. Fest-
sonntag hielt Dekan Hechenberger von
St. Daniel, das Hochamt zelebrierte Dekan
Anton Jäger (P. Alderich) von Lienz.
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Und das 400-jährige Jubiläum 1913
zeigte wieder, welche Stellung die ent-
legene Bergwallfahrt im Volksleben selbst
der weiteren Umgebung eingenommen hat.
Die Festzeit währte diesmal von Mitte
März bis Ende September. Prozessionen
aus Kärnten, Tirol und Italien, Pontifikal-
ämter der Bischöfe von Gurk, Brixen und
Udine und mehrere Prälaten, Musikkapel-
len, Schützenkompanien, Feuerwehren,
katholische Vereine, Vertretungen von Ge-
meinden und Tausende von Wallfahrern ge-
stalteten das Jubiläumsjahr zu einem
Glanzpunkt katholischer Marienverehrung.
Am 28. September krönte der Fürstbischof
von Gurk und spätere Fürsterzbischof von
Salzburg, Balthasar Kaltner, auf dem Lug-
gauer Kirchplatz im Beisein einer mehr-
tausendköpfigen Volksmenge im Auftrag
des vatikanischen Kapitels das Gnadenbild.
Die Zahl der Pilger in diesem Jubiläums-
jahr wurde auf sechzigtausend geschätzt.
Die Festzeit zum 450-jährigen Jubi-
läum
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hat am 5. April 1963 begonnen,
dem Fest der Sieben Schmerzen Mariä.
Bereits am 4. April verkündeten die Glo-
cken des Gail- und Lesachtales die freu-
dige Botschaft des Jubiläumsbeginns und
eine ergreifende Lichterprozession mit
dem Gnadenbild amAbend gab den feier-
lichen Auftakt. In seiner Festpredigt am 5.
April überbrachte Domkapitular Apostoli-
scher Protonotar Prälat Dr. Philipp Bugel-
nig Gruß- und Segenswunsch. Ein ver-
mehrter Zustrom von Pilgern aus nah und
fern und festliche religiöse Feiern gab es in
diesem Jahr. Im Mai und Juni fanden die
Standeswallfahrten des Gail- und Lesach-
tales statt und am 30. Juni gab es einen
eindrucksvollen Bekenntnistag der Ostti-
roler Jugend. Höhepunkt im Jubeljahr war
der Besuch von Diözesanbischof Dr. Josef
Köstner, der am 15. August das feierliche
Pontifikalamt zelebrierte. Nachdem Fräu-
lein Ida Lugger ein von ihrer Schwester
Josefa Lugger zu diesemAnlass verfasstes
Gedicht rezitiert hatte, begrüßten der Orts-
seelsorger P. Prior Magnus M. Herbst
O.S.M. und Bürgermeister Franz Winkler
den Kärntner Oberhirten.
Zum September-Hauptfest der Sieben
Schmerzen Mariä zelebrierte der Abt des
Benediktinerstiftes St. Paul im Lavanttal,
Prälat Paulus Schneider, das Pontifikalamt.
Das 450-jährige Jubiläum beschloss am 22.
September der Lateranensische Abt und
Propst des Augustiner-Chorherrenstiftes
Neustift bei Brixen, Prälat Dr. Ambros
Giner, mit einem Pontifikalamt.
Nach einem Wallfahrtslied sprach das
Mädchen Helene Lugger in sinnvollen Ver-
sen der Gnadenmutter Dank und Bitte aus.
Anschließend hielt der P. Prior eine kurze
Dankansprache. Er nannte namentlich den
Zelebranten des Tages, Propst Prälat
Giner. Er sprach aber auch seinen Dank
der unermüdlichen Pfarr-Mitarbeiterin,
Frau Agnes Fritzer, aus.
Aus den Mirakelbüchern
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Das Archiv von Maria Luggau bewahrt als
älteste Aufzeichnungen von Hunderten von
Gebetserhörungen aus mehreren Jahrhun-
derten Blätter aus der Zeit um 1520. Syste-
matische Aufzeichnungen enthalten dann
die sog. Mirakelbücher A, B und C. Im Mi-
rakelbuch A sind Gebetserhörungen aus den
Jahren 1517 bis 1522 und wieder von 1593
bis 1738 niedergeschrieben. Im Mirakelbuch
B sind besondere Ereignisse, die sich auf-
grund von Anrufungen der Luggauer
Muttergottes begeben haben, aus den Jahren
1738 bis 1860 festgehalten. Das Mirakel-
buch C bietet die Ursprungsgeschichte und
Wunderberichte von 1516 bis 1729. Es
scheint der Entwurf für das erste gedruckte
Mirakelbuch gewesen zu sein, das im Jahr
1731 erschienen ist. Darin werden – wie
auch in dem 1760 herausgegebenen – zahl-
reiche Mirakelberichte thematisch in zwölf
Abschnitte gegliedert. Aus dem Mirakelbuch
A sollen einige Beispiele herausgegriffen
werden, die sich auf Hilfesuchende aus dem
Bereich des heutigen Osttirol beziehen:
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Es ereignete sich im Jahr 1521, dass ein
vermeintlich tot geborenes Kind eines
Deferegger Ehepaares auf Fürsprache bei der
Muttergottes in Luggau wieder zum Leben
erweckt worden ist:
„Item Lienhardi
Obkürcher auß Tefereggen hat her bracht an
die Luggau ein totes Khündlein, hatt sain
Hausfrau geporen. Er hatt erbetten die Er-
baren Frauen an der Luggau, die haben das
tote Khündlein geopfert in Unser Frauen
Kürchen auf dem Altar und haben Ihr Gebett
verbracht. Unser Frau hatt Ihr Gnad mit-
gethailt. Das Tote Khündlein ist Schön wor-
den, Es haben ihm die Adern und Pulß ge-
schlagen, hat Athem bei dem Munde gehabt,
und vill andere Zeichen des Lebens. Mann
hatt das Glöggl geläutet, Ist vill Volkh zuge-
lauffen die es gesehen haben, Und ist getaufft
worden, durch die Hausfrau des Christian
Zimmermändleß Würth an der Luggau. Zeu-
gen, die Erbaren Asum am Guggenberg Pau-
maister Peter Oberüberbacher und Christian
Luggauer und Andere vill, wollen solches mit
Ihrem Aydten bestättigen. Geschehn 1521
Jahr.“
(Mirakelbuch A, Nr. 13)
Um 1520 hat sich in Tristach ein Brand
ereignet, der nach Anrufung der Luggauer
Muttergottes auf wunderbare Weise ge-
löscht worden ist:
„Tristacher Brand.
Khund und zu wissen sey gethon Allen
Frommen andächtigen Menschen Was der
Wiedrig Herr Herr Haymerandt Pfarrer zu
Tristach und Lavant hat mit einer Schrift
und seiner Petschafft angezeigt dem
Wierdigen Herrn Valtin Pfarrer zu St.
Lorenzen, und dem Paumeister Cämme-
rer, und Mößner Unser Lieben Frauen
Khürchen an der Luggau, wie sich be-
geben hab an der Heilligen Dreikönigen
tag umb die Neunte stundt in der Nacht,
Ein grosses Feuer und Prunst muß kom-
men zu Tristach in dem Dorf bey dem
Christopf Haßler, da sind die Heuser
nahend beyeinander gestanden, das die
Flame des Feuers an die anderen Hai-
ser gefallen sein. In die Fuetter gewald auf
Stro und Heu, wäre möglich gewesen, das
das ganze Dorf Tristach verprunnen wär.
Hat der vorgemeldt Herr Häymerandt mit
seinem Nachpaurn gerödet und sy ermah-
net sie sollen anruffen die Muetter Gottes
OSTTIROLER
NUMMER 3/2013
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HEIMATBLÄTTER
Historische Aufnahme des Innenraumes
der Wallfahrtskirche; Ansichtskarte im Ver-
lag Karl Kühne, Wien, um 1935.
Orig.: Fotoarchiv Meinrad Pizzinini
Blick in
den mit
zahl-
reichen
Bildern
ge-
schmück-
ten
Kreuz-
gang des
Lug-
gauer
Serviten-
klosters.
(Foto:
Kornelia
Wallner)