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Lob und ihre Verehrung mögen sich auch
im Volke Gottes ausbreiten. Als unsere lie-
bende Mutter versteht sie unsere Küm-
mernisse und Sorgen. Das Heiligtum der
Schmerzhaften Gottesmutter in Maria
Luggau ist seit langer Zeit ein wahrhaft
hervorragender Ort der Marienverehrung.
Daher bestätigen Wir den Beschluss der
Kongregation für den Gottesdienst und er-
klären, dass diese Kirche der seligen Jung-
frau Maria zur Basilica Minor erhoben
wird. Wir machen sie aller Rechte und
liturgischen Auszeichnungen teilhaft, die
solchen Heiligtümern zukommen.
Da nun die Wallfahrtskirche zu einer be-
sonderen Würde erhoben wurde, erfüllt
Uns die Hoffnung, dass hier auch die Ver-
ehrung der Gottesmutter und die Liebe zu
ihr wachsen werden.“
Prior P. Gerhard M. Walder O.S.M.
schrieb damals:
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„Mit dieser Entscheidung des Heiligen
Vaters vom 3. April 1986 ging ein langjäh-
riger Wunsch in Erfüllung. Es spricht für
sich, dass sich dem Ansuchen unseres Bi-
schofs, Dr. Egon Kapellari, an den Papst,
Salzburgs Erzbischof und Metropolit der
Kirchenprovinz Salzburg, Dr. Karl Berg, Le-
gatus natus Sanctae Apostolicae Sedis und
Primas Germaniae, der Bischof der Diözese
Innsbruck, Dr. Reinhold Stecher, der Bischof
von Bozen-Brixen, Dr. Josef Gargitter, der
Erzbischof von Udine, Alfredo Battisti, und
der Bischof der Diözese Belluno-Feltre,
Malfeo Giovanni Ducoli, sowie die Ordens-
oberen des Servitenordens und viele Wall-
fahrer und Freunde des Heiligtums ange-
schlossen haben. Mögen die an die neue
Basilika gestellten Erwartungen in vollem
Ausmaß in Erfüllung gehen und Maria
Luggau wie in den vergangenen Jahrhun-
derten auch in Zukunft ein Gnadenort für
alle gläubigen Menschen bleiben!“
1987 erhält die Basilika eine neue
Marienorgel aus der Hand des Bozner
Orgelbauers Paolo Ciresa. Im folgenden
Jahr wird das Kloster Bildungs- und Exer-
zitienhaus.
Im Jahre 1980 wurde das Gotteshaus in
hervorragender Weise renoviert. Unter der
bewährten Leitung des Restaurators Walter
Campidell aus Feistritz an der Drau kamen
die ursprünglichen Formen und Farben in
ihrer ganzen Schönheit wieder zum Vor-
schein.
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Die einschiffige Kirche hat eine Länge
von dreißig und eine Breite von zehn Me-
tern. Oberhalb des Tabernakels befindet
sich das Gnadenbild. Es ist die kleine spät-
gotische Statue der Schmerzensmutter der
Helena Unterluggauer. Seit der Barockzeit
steht sie auf einem kleinen silberbeschla-
genen Podest und ist bekleidet. Der linke
Seitenaltar, ursprünglich der Platz des
Gnadenbildes, ist der Schmerzhaften Mut-
ter geweiht. Das Bild der Pietà ist ein Werk
des Tiroler Barockmalers Johann Georg
Dominikus Grasmayr (1691-1751). Das
ovale Oberbild zeigt die hl. Mutter Anna
mit Maria und dem Jesuskind. Eine Bild-
tafel auf diesem Altar erinnert an Helena
Unterluggauer, deren Grab sich nach der
Überlieferung unter diesemAltar befindet.
Seit 1635 sind also die Serviten unun-
terbrochen die Hüter dieser Gnadenstätte
sowie Seelsorger der Wallfahrt und der
Pfarrgemeinde in Maria Luggau. „Sie
seien vorbildliche Ordensleute und für den
Ort wie geschaffen“, sagten die Franzis-
kaner als sie die Seelsorge an die Servi-
tenpatres übergeben hatten.
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Jubiläumsfeiern seit 300 Jahren
Wie tiefe Wurzeln die Verehrung des
schmerzhaften Vesperbildes in der Luggau
im Herzen des Volkes gewann, zeigen auch
die vier Jubiläen der Entstehung des Gna-
denortes in den Jahren 1713, 1813, 1913
und 1963.
Die 200-jährige Gedächtnisfeier begann
am Sonntag, dem 6. August, Fest Maria
Schnee 1713. Die Festpredigt an diesem
Tag hielt ein Carmelit aus Lienz. An der
darauffolgenden Prozession beteiligten
sich korporativ die „Kreuzleut“ aus St. Da-
niel, Kötschach, Mauthen, St. Jakob, Kor-
nat, Liesing, St. Lorenzen, Untertilliach,
Obertilliach und Kartitsch.
Die Jubiläumsfeierlichkeiten – in der
Klosterchronik festgehalten – waren in
ihrer Art einmalig. Gegen hundert Prozes-
sionen und Tausende von Besuchern
kamen zum Bilde der Schmerzhaften Mut-
ter. Geistliche Würdenträger, Bischöfe und
Prälaten, Priester und Adelige knieten
neben dem Bauernvolk vor der „Mater
dolorosa“.
In Bildtafeln, in und außer der Kirche
angebracht, wurden die Geschehnisse, die
vor zwei Jahrhunderten den Gnadenort ins
Leben gerufen, den Pilgern vor Augen ge-
stellt. Das gläubige Vertrauen und die in-
nigen Beziehungen des Volkes zur Lug-
gauer Mutter erdachten Lieder, die bis auf
den heutigen Tag lebendig geblieben sind.
Das 18. Jahrhundert mit seinen Wall-
fahrtsfesten und Kreuzgängen, seinen Stif-
tungen und Verlöbnissen, Weihegaben und
Erinnerungszeichen war die Glanzperiode
und der Höhepunkt in der Entwicklung von
Maria Luggau. Was Pilgerdank an Votiv-
tafeln, hölzernen und wächsernen Händen,
Füßen, Augen und Ohren, Krücken, Kreu-
zen und dergleichen zur Gnadenstätte ge-
bracht, ging ins Unermessliche.
Mit noch größerer Feierlichkeit wurde
1813 das 300-jährige Jubiläum begangen.
Trotz der napoleonischen Kriegswirren und
der im Jahr 1810 neu geschaffenen Grenzen
mit dem napoleonischen Königreich Italien
und den Illyrischen Provinzen kamen zahl-
reiche Besucher von nah und fern, pilgerten
Italiener und Unterkärntner heimlich über
Jöcher und Gräben ins Lesachtal. Die Zahl
der Pilger allein in der dritten September-
woche schätzte man auf zwölftausend.
Das erste Hauptfest war am 19. Sep-
tember, anschließend gab es die Festoktav.
Der eifrige P. Prior Josef M. Klebelsperger
ging persönlich alle Pfarrämter zwischen
Berg und Innichen ab, um die Leute zum
Fest zu rufen. Das Gnadenbild erstrahlte in
einem Kranz von 66 brennenden Kerzen,
deren Glanz noch von 66 Spiegelglas-
leuchtern vervielfältigt wurde.
Mit Glockengeläute und feierlicher Se-
gensandacht und Predigt amAbend hatte die
OSTTIROLER
NUMMER 3/2013
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HEIMATBLÄTTER
Das spätgotische, barock verkleidete Gna-
denbild der Schmerzhaften Mutter von
Maria Luggau, aufgestellt über dem Ta-
bernakel des Hauptaltars.
(Foto: Heinz Wieser)
Verlesung der päpstlichen Urkunde zur Basilika-Erhebung der Wallfahrtskirche durch den
Serviten-Provinzial P. Hugo M. Körbel im Rahmen eines großen Festes am 7. September
1986. Anwesend waren auch hohe geistliche Würdenträger. (Foto: Pfarre Maria Luggau)