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OSTTIROLER
NUMMER 3/2013
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HEIMATBLÄTTER
tiefer im Geilthale, darauf die Madonna in
Luckau, endlich die Madonna in Holbruck,
und diese heilige Dreizahl gilt als besonders
verdienstlich. Zum Schlusse fügen wir auch
an, dass Georg Prünster, Weihbischof und
Generalvikar von Vorarlberg, von Tilliach
gebürtig ist
.
Das verehrte Gnadenbild
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Das Gnadenbild von Maria Luggau ist
ein spätgotisches Vesper-Bild, eventuell
von einem Osttiroler Bauernschnitzer an-
gefertigt, eine Arbeit ergreifender Tiroler
Volkskunst, wobei die Muttergottes den
Leichnam ihres Sohnes in den Händen
hält. Es handelt sich dabei um ein Werk,
das aus einem Stück Holz gearbeitet ist: 35
cm hoch, am unteren Rand 25 cm breit
und 10 cm stark; vermutlich aus Eschen-
holz. Bereits 1514 kam es zur Errichtung
eines Bildstockes als erste Verehrungs-
stätte, am 22. Mai 1515 zur Grundstein-
legung der Wallfahrtskirche und 1516 zur
Übertragung des Gnadenbildes in diese
erste Kirche. Im Jahr 1911 geschah in der
heutigen Kirche etwas Furchtbares, zu-
gleich aber auch etwas Wunderbares. Der
große Festbaldachin stürzte herunter, riss
Teile des Hochaltares mit sich und zer-
schlug vieles in Stücke und Scherben,
auch den Schrein des Gnadenbildes. Das
Gnadenbild selbst stand nach dem fürch-
terlichen und krachenden Sturz unversehrt
auf dem Altartisch der Evangelienseite.
Ehrfurcht gebietet das Ent- und Bekleiden
des Gnadenbildes. Das darf nach alter Regel
und Tradition nur der jeweilige Prior des
Klosters. Er holt das Gnadenbild vomAltar,
stellt es auf einen gedeckten Tisch zwischen
brennende Kerzen und kleidet es um. Die
Kleider sind nach der Festzeit einigermaßen
den liturgischen Farben angepasst. Ist dann
das Kleid gewechselt und die Krone aufge-
setzt, stellt der Prior als erster Hüter des
Wallfahrtsortes das Bildnis der Schmerzens-
mutter wieder auf seinen Thron über dem Ta-
bernakel. Bekanntlich wird in Maria Luggau
das Gnadenbild bei den Festprozessionen
mitgetragen. Kunsttischler Josef Stauder von
Innichen hat 1863 dafür ein „Ferkulum“,
besser gesagt eine überdachte Sänfte mit
altarähnlichem Aufbau gebaut und verziert,
wohin das Gnadenbild gestellt und dann von
vier unverheirateten Männern in Lesachtaler
Tracht getragen wird. Der Prior selbst nimmt
wiederum das Bild vom Gnadenthron, be-
gleitet es bei der Prozession mit brennender
Kerze und stellt es nach dem Sakramentalen
Segen wieder auf den Platz zurück.
Vom Zustrom der Pilger bewegt, warb
nun Helena aufs Neue für den Bau einer
größeren Kirche. Auf Schloss Pittersberg,
oberhalb von Kötschach gelegen, fand sie
in Johann von Manndorfer, Pfleger, d. h.
Verwalter des regierenden Herrn Gabriel
Grafen zu Ortenburg, ein geneigtes Ohr. Er
begab sich zu einem Lokalaugenschein
nach Luggau. Wegen der heftigen Gegner-
schaft der Bauern ließ er aber von seinen
Kirchenbauplänen ab und ritt verdrossen
nach Kötschach zurück. Auf halbem Wege
– die Kapelle zu Oberring bei Liesing erin-
nert daran – scheute sein Pferd und warf ihn
ab. Da sein Fuß in einem Steigbügel hängen
geblieben war, schleifte das wild gewor-
dene Tier ihn mit. In seiner Not rief er die
Muttergottes an und gelobte, den Kirchen-
bau in Luggau zu betreiben, wenn er heil
davonkommen würde. Sein Gebet wurde
erhört und der Pfleger hielt sein Gelübde.
Am 22. Mai 1515 wurde der Grundstein
gelegt und man wählte drei Kirchen-
kämmerer. Da auch diese kleine Kirche
nicht genügte, begann man nach den Plänen
des Baumeisters Bartlmä Vierthaler aus
Innichen den Bau einer Wallfahrtskirche, so
wie sie in ihrem äußeren Baukörper heute
noch steht.
Nach fast 20-jähriger Bauzeit unter gro-
ßen Entbehrungen und Opfern wurde die
Wallfahrtskirche am 20. August 1536 von
Weihbischof Daniel de Rubeis von Caorle
dem Patriarchat Aquileia unterstellt, mit
dem Kirchenpatrozinium „Maria Schnee“
Darstellung der Vision der Bäuerin Helena
am zentralen Gewölbefresko in der Wall-
fahrtskirche, geschaffen vom Bozner Maler
Jakob Anton Delai, um 1740.
(Foto: Kornelia Wallner)
Aus der Bilderserie zur Entstehung der Wallfahrt Maria Luggau, 2. Hälfte 18. Jh.: Der erste Kirchenbau und das Gnadenbild über
Kirche und Kloster schwebend.
(Fotos: Kornelia Wallner)