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„In die Luggaue“ geht dann und wann
jeder Osttiroler, der noch auf die Mutter-
gottes und auf seinen ererbten Glauben
etwas hält.
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Im Sinne dieses alten Spruches
beginnt am 23. März 2013 im Lesachtaler
Wallfahrtsort Maria Luggau das Jubiläum
„500 Jahre Wallfahrt zur Schmerzhaften
Mutter“. Auf die weit zurückreichenden
und auch intensiven Beziehungen der Be-
völkerung im Bereich des heutigen Be-
zirks Lienz zum berühmten Wallfahrtsort
möge dieser Beitrag speziell hinweisen.
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In vielen festlichen Veranstaltungen wird
heuer an den Ursprung des Gnadenortes vor
500 Jahren erinnert und ein Jubiläumsjahr
ausgerufen.
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Persönlich dazu eingeladen
wurde auch Papst Benedikt XVI., der als
Kardinal im Jahre 1990 den Wallfahrtsort
besucht hatte. Die Übermittlung der Ein-
ladung wurde mit einer originellen Idee
verbunden, und zwar wurde imVorjahr dem
Heiligen Vater eine originalgetreue Kopie
des Luggauer Gnadenbildes geschenkt.
Walter Kardinal Kasper hat bei einem Got-
tesdienst in Rom die Statue in Vertretung
des Heiligen Vaters entgegengenommen
und der Wallfahrtsgruppe versprochen, sie
persönlich dem Papst zu überreichen.
Vom Ursprung der Wallfahrt
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Der Wallfahrtsort zur Schmerzhaften Mut-
tergottes in Maria Luggau liegt in 1.170 m
Meereshöhe im obersten Lesachtal in Kärn-
ten an der Grenze zu Tirol. Der Name „Lug-
gau“ stammt von den nördlich der Kirche ge-
legenen zwei Urhöfen Ober- und Unterlug-
gau. Nach der Überlieferung soll sich der
Name von einem gewissen Lukas von der
Aue ableiten. Der Legende nach ist die Mut-
tergottes im Jahre 1513 der Bäuerin Helena
Unterluggauer im Traum erschienen und hat
ihr den Auftrag erteilt, auf dem Kornfeld, auf
dem sie schlief, eine Kapelle zu errichten.
Erwacht, wollte sich die arme Frau den
Traum aus dem Sinn schlagen, da es ihr un-
möglich erschien, einen solchen Auftrag aus-
führen zu können. Aber sie wurde den Ge-
danken nicht los und beschloss, die Über-
natürlichkeit ihres Traumes zu erproben,
indem sie auf dem Acker, dem Wind stark
ausgesetzt, eine brennende Kerze aufstellte.
Sollte die Kerze nicht erlöschen, so wolle sie
für wahr halten, dass sie dem Ruf einer
höheren Macht zu folgen habe. Die Kerze
brannte drei Tage und drei Nächte imWind.
Nun war Helena überzeugt und kein Hin-
dernis vermochte sie von der Durchführung
des im Traum an sie ergangenen Auftrages
abzuhalten. Dies war die Geburtsstunde des
Wallfahrtsortes Maria Luggau. Nun besorgte
sich Helena eine kleine Statue der Schmer-
zensmutter und erbat die Hilfe der Nachbar-
schaft zur Errichtung eines hölzernen Bild-
stockes. Sie kam aber schlecht an. Ja, man
berief sich auf das beobachtete Kerzenwun-
der als einer Zauberei und machte der guten
Frau als Hexe den Prozess. Sie wurde aber
freigesprochen und erhielt die Erlaubnis zum
Kapellenbau. Während der Zimmermann
Anton Mayrhofer von Obergail dem kleinen
Bauwerk das Dach aufsetzte, wollte ein
Geistesgestörter die Statue wegtragen. Als
der Zimmermann sie ihm entriss, kam der
kranke Mann wieder vollkommen zu Ver-
stand. Die Kunde dieses Wunders, des ersten
einer jahrhunderteangen, unaufhörlichen
Reihe von Gebetserhörungen, zog nun viele
Besucher an. Die Wallfahrt nach Maria
Luggau hatte somit begonnen.
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Der 1798 in Lienz geborene Theologe,
Schriftsteller und spätere Abgeordnete in der
Deutschen Nationalversammlung in Frank-
furt/Main, der Benediktinerpater Beda
Weber, vermittelt uns ein interessantes Bild:
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„Von Untertilliach erreicht man über die
Landesgrenze hinaus in einer leichten
Stunde den berühmten Wallfahrtsort Lu-
ckau, wo an Frauenfesten unzählige Pilger
aus allen Gegenden zusammen strömen. Die
Umgegend des Heiligthums ist unfreundlich,
ein weiterer strauch- und staudenüberwu-
cherter Spielraum der zerstörenden Geil,
welche die ganze Gegend beherrscht und
den Anbau hindert. Desto herzerfreulicher
nimmt sich die Wallfahrtskirche und das
Servitenkloster aus. Das Wunderbild, eine
Madonna mit dem Jesukindlein, wurde von
einer Schnitterin in einem Getreidefelde
plötzlich und unvermutet entdeckt, und
durch viele Wunder als solches bewährt.
Zur Bedienung der Pilger siedelten sich an-
fangs Franziskaner, später Serviten, an, die
auch die Seelsorge für das umliegende Volk
besorgen. Der vollkommene Tiroler Wall-
fahrer besucht in vollständiger Umkreisung
die Madonna von Kötschach, vier Stunden
NUMMER 3/2013
81. JAHRGANG
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Luggauer Andachtsbildchen mit der Dar-
stellung des Gnadenbildes und des Servi-
tenklosters, kolorierte Lithographie, 3. Vier-
tel 19. Jh.
Original und Rep.: Familienarchiv
Tiefenbacher, Maria Luggau
Heinz Wieser
500 Jahre Wallfahrt zur Schmerz-
haften Mutter in Maria Luggau
Rege Beziehungen Osttirols zum berühmten Wallfahrtsort