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), eine Kratzdistel (
Cir-
sium
), eine Weide (
Salix gan-
deri
). Er selber befasste sich vor
allem mit Moosen („Bryologe“)
und entdeckte viele seltene
Arten (auszugsweise nach
K
UGLER
1932 und Nachtrag
1933:233-35).
Hochw. Andreas Scheitz (27.
November 1818 bis 28. Jänner
1871) zitiert am Grabstein der
Familie in Lienz St. Andrä mit
Dipl.-Ing. Andreas Scheitz
(1859-1948), dessen Sohn Dr.
Heinrich Scheitz (1895-1972)
u. a. Diese Angaben könnten
nach der geplanten Grabauflas-
sung vergessen werden. A.
Scheitz war nach R. L
AUSSA
M
AyER
1948 (Pseudonym zu
Roman Laußermayr) vielseitig
interessiert in Naturwissenschaf-
ten und Kunstgeschichte. Vom
botanisch tätigen Pfarrer wissen
wir nur: 1844 bis 1859 Pfarrer in
Kals, Innervillgraten und Lienz
(D
ALLA
T
ORRE
1913:399).
Bei P
IZZININI
1982:18: heißt es
zusammenfassend: Besonders
reichhaltig ist die in Botaniker-
kreisen seit dem frühen 19. Jahr-
hundert berühmte Kerschbaumer
Alm in den Lienzer Dolomiten.
„Die Einheimischen Candidus v.
Rauschenfels (1769- 1838) und
Thomas Pichler (1828-1903)
haben sich auf wissenschaftli-
cher Basis intensiv mit der Flora
des Lienzer Raumes befasst“, und weiter
428: Unter den Lienzer Naturwissen-
schaftlern genießt der Botaniker Thomas
Pichler einen guten Ruf: geboren in St. Jo-
hann, Heimat und Wirkstätte in Lienz,
Gärtner beim Erzherzog Johann, Ausbil-
dung in Graz, Sammelreisen auf den Bal-
kan, bis Rußland, Persien und in die arabi-
schen Länder, mehrere Pflanzen nach ihm
benannt, sowie eine Gattung (
Pichleria
). –
Dazu noch viele andere, bei D
ALLA
T
ORRE
aufgelistet. Von den damaligen Botanikern
werden oft gleiche Fundorte zitiert: Kals,
Assling, Lienz, Kerschbaumer Alm, Lien-
zer Dolomiten „Unholden“, daher auch oft
bei P
OLATSCHEK
1997-2001 zu finden, hier
allerdings immer ohne Hinweis auf Beleg-
stücke von Thomas Pichler!
Im Herbar vom Archiv Schloss Bruck
scheinen vorwiegend Fundorte auf wie:
Gastein in den Tauern (Hochgebirge),
Mallnitz, Plöcken, Krain, Lienz und Um-
gebung, Kals und andere Gemeinden. Zum
Thema gehört auch P
OLATSCHEK
1989:
Veränderungen der Pflanzenwelt Tirols in
100 Jahren. – Die Gattung
Pichleria
(ein
Doldenblütler) und ein Steinbrechge-
wächs
Saxifraga pichleri
scheinen im
„Zander“ nach E
NCKE
, B
UCHHEIM
& S
Ey
-
BOLD
1994 nicht mehr auf, sind vielleicht
synonymisiert.
Weitere Notizen zu Thomas Pichler
wären:
P
FAUNDLER
-S
PAT
2005:504: St. Johann.
Aus Oberleibnig stammte der Botaniker
Thomas Pichler (1828-1903), der als Hof-
gärtner des Erzherzogs Johann weite Rei-
sen machte, z. B. in den Vorderen Orient,
nach Afghanistan und Turkestan. Eine
Hochgebirgspflanze trägt seinen Namen:
Saxifraga pichleri.
M
ARCUCCI
& D
E
C
ESARE
2011:5-18: mit
Thomas Pichler zeitlich vergleichbar wäre
Wilhelm Pfaff (1859-1933), dessen um-
fangreiche Sammlung etwa 6.000 Stück
Blütenpflanzen, aber auch Farne, Moose,
Flechten, Pilze und Algen aus Nord-Ost-
Italien umfasst und 1935 dem Botanik-
Museum in Padua geschenkt wurde.
P
ATéRA
1926:244: gemäß Fußnote zitiert
nach L. Steub „Lyrische Reisen“
1878:217-218: Dieser Kräuterkenner ist
ein halb bäuerlicher Mann, etwa 45 Jahre
alt, hat seine Laufbahn als Gärtnerlehrling
begonnen, von Erzherzog Johann viele
Hilfe erhalten, dann aber von Wissenschaft
und Reiselust getrieben wiederholt den
Orient besucht, um Pflanzen und Säme-
reien zu sammeln. Er hat auf den ponti-
schen Alpen mit den dortigen Hirten ge-
kneippt (freilich ohne Zitherschlag und Al-
mensang) und mit den Türken von Lasistan
Bruderschaft getrunken. – Ihm zu Ehren
wurden drei Pflanzen benannt:
Gnapha-
lium, Trifolium
und
Campanula pichleri
. –
„Er besorgt seine Aufträge immer zu sehr
billigen Preisen und verlangt für einen ei-
gens bestellten Ausflug in den Orient auf
fünf Monate nur 600 fl. Er ist freilich nicht
reich dabei geworden.“ – Auf den Seiten
230-244 werden mehrere Personen aufge-
listet, die in den Jahren nach Karl v. Linné
(1707-1778) in Osttirol auf der Suche nach
neuen Pflanzenarten waren: S. Hohenwart
Generalvikar des Bistums Gurk in der
Kerschbaumer Alm, F. X. Wulfen Profes-
sor der Physik und Mathematik
in Klagenfurt (1770, 1794), Th.
Haenke aus Böhmen, J. Reiner,
K. v. Zoys (1791), D. H. Hoppe
aus Regensburg (ab 1798) mit
unguten Erfahrungen wegen
Passkontrollen in Lienz und
fehlender Bequemlichkeit in
der Gaststätte, dazu ausführ-
liche Liste der besuchten Orte
und gefundenen Pflanzen, Chr.
F. Schwägrichen aus Leipzig
und F. Chr. Hornschuh aus
Greifswald, ebenfalls mit Auflis-
tung von Pflanzen und deren
Fundorten.
D
ALLA
T
ORRE
1913 übermit-
telt zu vielen Orten und Gebie-
ten auch Einzelheiten über Flora
und Fauna und zitiert z. B. p.220
für die Lienzer Dolomiten:
As-
plenium seelosii, Homogyne dis-
color, Phyteuma globulariaefo-
lia, Centaurea jacea, Dianthus
carhusianorum, Galium boreale,
Trifolium alpinum
, die zumin-
dest nach damaliger Kenntnis in
diesem Gebirgszug ihre Verbrei-
tungsgrenzen hatten.
Die Artenzahl im Pichler Her-
bar der Stadt Lienz ist eher ge-
ring, pro Art fast immer nur ein
Einzelstück, alle gut erhalten,
nur vereinzelt Spuren vom Mu-
seumskäfer (
Anthrenus museo-
rum
, Dermestidae), auch ein Tot-
fund vom Messingkäfer (
Niptus
hololeucus
, Ptinidae), überra-
schend ein lebender Felsenspringer (Ma-
chilidae).
In einer separaten Mappe untergebracht
waren zwölf Pflanzen-Blätter verschiede-
ner Familien. Sie wurden vielleicht für eine
Ausstellung oder Schulung ausgesucht und
wurden wieder in das Gesamtherbar ein-
gereiht, das damit nun vollständig wäre,
außer dem Einzelblatt: Mappe 19, Blatt 2.
– Ebenfalls ins Herbar eingegliedert wur-
den im Einvernehmen mit der Kustodin
Silvia Ebner zwölf Blätter (Arten) aus zwei
Holzrahmen, die als Schauobjekte in Ver-
wendung waren (Inv.-Nr. 16: 5953/8 Arten
und Nr. 17. 5954/8 Arten).
Die systematische Reihung nach Fami-
lien, die botanische und deutsche Arten-
benennung haben sich oftmals geändert.
Als Sammler scheinen Thomas Pichler
und sein Sohn Johann auf, v. a. aus den
Jahren 1880-1888. Vereinzelte Blätter
wurden im Tauschwege von anderen Bo-
tanikern erworben.
REIHUNG DER FAMILIEN:
GESAMT 24 MAPPEN,
MIT 222 EINZELBLÄTTERN
Die Fundorte wurden stark gekürzt: ohne
Land, Datum und Sammler, nur Osttirol,
also ohne Kärnten, Salzburg, Krain, Süd-
tirol etc. Das wurde deshalb möglich, weil
eine Zusage vorliegt, das gesamte Ver-
zeichnis im Jahr 2013 in der Carinthia II,
Klagenfurt, aufzunehmen, gemäß Mit-
teilung der Schriftleiterin Mag. Johanna
Troyer-Mildner. – OR Dr. Adolf Polatschek,
Wien, übermittelte auf Ersuchen das Er-
OSTTIROLER
NUMMER 8-9/2012
5
HEIMATBLÄTTER
Athamantha cretensis agg. (Alpen-Augenwurz): Kerschbaumer
Alpe nächst Lienz 1886 Joh. P.