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Unter Zürcher Herbarien (A
NONyMUS
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2012, ETH) findet sich Thomas Pichler als
Lieferant von Belegen: „Zuerst Bergführer,
durch Erzherzog Johann zur Ausbildung
nach Graz, Errichtung des Alpengartens in
Gastein, Sammelreisen in Österreich,
Russland, Persien, Balkan und arabischen
Ländern. – Dazu biografische Daten auch
über Rupert Huter (1834-1919): aus Ried
bei Sterzing, Gymnasium Brixen, Reisen
mit Thomas Pichler nach Carnia/Friaul
1873, Unteritalien 1874, 1877, Balearen
1885, Herbar mit 120.000 Belegen imVin-
zentinum Brixen. – (Dazu Biographische
Quellen in Harvard Index of Botanists).
Das Österreichische Biographische Le-
xikon 1983:58 (A
NONyMUS
3) wiederholt
kurz diese Angaben und gibt weitere Lite-
ratur dazu an.
Die Lienzer Zeitung: Osttiroler Wo-
chenblatt 1903 (A
NONyMUS
2) bringt unter
„Todesfall“: Am 29. August verschied
nach langem Siechtum Thomas Pichler, in
weiten Kreisen bekannt als Botaniker, im
Alter von 76 Jahren. „Die Flora unserer
Gegend beherrschte er vollständig und
sammelte sie auch in einem Herbarium,
welches von der Sparkasse angekauft, der
Stadt beziehungsweise der Lehrmittel-
sammlung der Volksschule überlassen
wurde.“
Bei D
ALLA
T
ORRE
& S
ARNTHEIN
(1913):
mit Liste der Gewährsmänner pp. 81-107
nur ein Hinweis zu Thomas Pichler: „Im
Jahre 1846 erschien von Thomas Pichler in
Lienz eine an Apotheker gerichtete An-
kündigung über verkäufliche Pflanzen.
Doch ist die spätere über fünfzigjährige
Tätigkeit des bekannten Sammlers, wel-
cher sich bald der Erforschung Dalmatiens
und des Orients zuwandte, für Tirol nur
von geringer Bedeutung geworden.“ Er-
gänzung dazu S. 184: „Bekanntmachung.
Der unterfertigte Besitzer des Krämmer-
gütl in der Vorstadt Rindermarkt zu Lienz,
Haus Nr. 208, befasst sich mit Aufsuchung
der in den Alpenthälern und Gebirgen des
Kreises Pusterthal wachsenden medizini-
schen und anderen beliebten Pflanzen in
frankierten Briefen mit Benennung in
deutscher und lateinischer Sprache, mit der
Versicherung der guten ehestmöglichen
Bedienung und billiger Preise zu empfeh-
len. Lienz am 28. März 1846 Thomas
Pichler.“
Die Auflistung aller Gewährsmänner
umfasst bei D
ALLA
T
ORRE
& S
ARNTHEIN
fast genau 1.000 Namen, bei H
AUSMANN
1851:576 nur 35, und bei P
OLATSCHEK
2001:587-631 131 Personen, fast alle mit
Abbildungen, die wir für Thomas Pichler
nirgends finden konnten. Das unterstreicht
die notwendige Mitarbeit vieler Personen.
Pichler war ein sehr fleißiger Sammler,
guter Präparator und weitgereister Botani-
ker, aber auch ein geschäftstüchtiger
Mann in einer Form, die heute nicht mehr
denkbar wäre.
Im Restbestand des Archivs Museum
Schloss Bruck findet sich auch noch eine
Original-„Tauschmappe“: Flechten vom
Botanischen Tauschverein Wien:
Biotora
(Lecidea) cyrtella, Callopisma citrinum
,
Caloplaca aurantiaca, Caloplaca (Ar-
throrhaphis) citrina, Basidia atrogrisea
und
Basidia effusa
var.
mcrocarpa
, vom
gleichen Verein auch Blütenpflanzen:
Cir-
sium palusre,
Centaurea splendens, Ken-
trophyllum lanatum, Scorzonera aristata
aus Schalders in Südtirol,
Scorzonera par-
viflora
und
plantaginea
,
Narcissus poeti-
cus
aus Neustift,
Leucojum vernum
aus
Böhmen.
Als Vorläufer zur botanischen Erfor-
schung Tirols ist auch Candidus von R
AU
-
SCHENFELS
(1807) zu erwähnen. Aus die-
sem Werk ist 1973 ein Nachdruck in den
Osttiroler Heimatblättern erschienen: 242
Arten, davon 72 seltene, mit kaum be-
kannten Dialektnamen unter „Idiotikon“.
Er war Mediziner und „Physikus des Land-
gerichts Lienz“, sein Herbar ist „teilweise
beim Brand in Lienz 1798 zu Grunde ge-
gangen“. Ein Beispiel: unter Traubenkraut
(
Chenopodium botrys
) „neben dem Wege
von Tebant nach Dölsach, im Dölsacher
Dornach. Abbe Mayr“. Fußnote dazu:
Abbé Markus Mayr war Jesuit. Nach der
Aufhebung des Ordens kehrte er nach
Lienz in seine Vaterstadt zurück, wo er sich
mit der Aufsuchung von Pflanzen unabläs-
sig beschäftigte, bis zu seinem Tod am 23.
Hornung 1793 an Gicht.
Eine Zusammenfassung zur Flora des
Rauchkofels (B
EZIRKSKUNDE
2001:180 in
Amlach, Seite 396 in Tristach gelegen)
schließt die Pflanzenliste für diesen Be-
reich mit 110 Arten. Dabei fehlt bei der
„Fliegennacktdrüse“ der botanische Name:
Ophrys insectifera
Fliegen-Ragwurz, beim
Doldenblütler: Nagelblatt
Trochiscanthes
nodiflora
findet sich bei K
OCH
1844:220-
221 der Name „Rädchenblüthe“ und das
Vorkommen für Südtirol, für
Ligusticum
nodiflorum
bei P
OLATSCHEK
1997 Texte
und Karte für
Ligusticum mutellina
Alpen-
Mutterwurz, (Lienzer Dolomiten), und
Ligusticum mutellinoides
Zwerg-Mutter-
wurz (Zentralalpen).
Die Zahl der Zeitgenossen Pichlers ist
umfangreich, hervorzuheben sind: Josef
Traunsteiner (1798-1859), nach ihm be-
nannt
Draba traunsteineri
und
Orchis
(Dactylorhiza) traunsteineri
. Er schenkte
ein Herbar 1839 dem Landesmuseum Fer-
dinandeum, war Bürgermeister von Kitz-
bühel (A
NONyMUS
5, 1995); Franz Freiherr
von Hausmann (1810-1878) aus Bozen,
bekanntes Standardwerk: Flora von Tirol
(A
NONyMUS
4, 1993); Karl Wilhelm v.
D
ALLA
T
ORRE
(1850-1928) Innsbruck: vor
allem bekannt durch die „Flora von Tirol,
Vorarlberg und Liechtenstein“: D
ALLA
T
ORRE
K. W. & L. S
ARNTHEIN
(1906-
1913); Rupert Huter Augustinerpater 1834
(Kals)-1919 (Sterzing), sein Herbar im
Vinzentinum Brixen. Zur Mitarbeit ange-
regt wurden Theologiestudenten wie Gre-
gor Bachlechner aus Assling oder der
Schneckensammler Kanonikus Wiede-
mayr aus Kartitsch (K
OFLER
1988).
Besonders hervorzuheben wären auch
Hieronymus Gander (30. September 1832
bis 1. Jänner 1902) aus Thurn mit Fami-
lienstammbaum aus Glanz (Oberlienz).
Nach der Primiz war er Kooperator in
Anras, Matrei, Sexten, Virgen und Lienz
bis 1879, dann Pfarrer in Innervillgraten
bis 1892 und zum Schluss Kanonikus im
„Kollegiatstift von Innichen“. Nach ihm
benannt wurden ein Eisglöckchen (
Solda-
OSTTIROLER
NUMMER 8-9/2012
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HEIMATBLÄTTER
Lienz aus westlicher Richtung; vermutlich die älteste fotografische Stadtansicht, aufge-
nommen von Georg Egger, 1870/75.
(Fotoarchiv M. Pizzinini)
Erzherzog Johann von Österreich im Alter
von ca. 55 Jahren, großer Förderer des
einheimischen Botanikers Thomas Pichler;
Porträtlithografie von J. Kriehuber und
L. Fischer im Verlag Artaria, Wien.
(Fotoarchiv M. Pizzinini)