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OSTTIROLER
NUMMER 8-9/2012
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HEIMATBLÄTTER
sich auch auf andere Insektenordnungen
wie Odonata, Dermaptera, Hemiptera
(früher Homoptera et Heteroptera), Plani-
pennia, Trichoptera, Lepidoptera, Diptera,
Hymenoptera und ganz ausgefallene
Insektenordnungen wie z. B. Strepsiptera
und Siphonaptera. Von „Zur Kenntnis der
Käferfauna Osttirols“ sind inzwischen
zehn Teile (Stand 2011) erschienen.
Seine faunistischen Interessen weiteten
sich aus auch auf spezielle Bryozoen
(Moostierchen), Annelida (z. B. Hirudinea,
Lumbricidae), Crustacea (Isopoda, Deca-
poda), Arachnoidea (z. B. „Die Faunistik
der Weberknechte Osttirols“, 1984), die
Pseudskorpione Osttirols (1972), die Spin-
nenfauna Osttirols (2002), Myriapoda bis
zu den Vertebrata. Auch Fraßspuren, Gal-
lenformen und Insekten in Baumpilzen,
Coleopteren aus Barber-, Licht- und Bor-
kenkäfer-Pheromonfallen fanden in Zu-
sammenarbeit mit Kollegen aus Kärnten
sein Interesse. Auch teratologische und
gynandrische Formen wurden untersucht.
Alois Kofler arbeitete für mich wie ein
klassischer Naturhistoriker, die es heute
kaum mehr gibt. Schließlich nahm Kofler
auch an Artenschutzprojekten in Osttirol
und Kärnten teil und engagierte sich für
den Naturschutz besonders bei erhaltens-
würdigen Feuchtgebieten.
Die Betonung seiner bisher ca. 365 wis-
senschaftlichen und populärwissenschaft-
lichen Publikationen lag anfangs mehr auf
der Cönotik (Lehre von den Tiergemein-
schaften), insbesondere bei Landschne-
cken, dann aber auf der Faunistik mit Be-
zügen zur Ökologie und Tiergeographie, ja
auch zur Systematik. Die Lepidopteren
ließ Kofler imWesentlichen beiseite, weil
es da schon Spezialisten in Osttirol gab.
Die wissenschaftliche Arbeit von Alois
Kofler ist ausgezeichnet durch Ordnungs-
liebe, Zielstrebigkeit und Freude am Klei-
nen, Schönen und Ausgefallenen. Ein Teil
seiner Publikationstätigkeit weist vor
allem von 1972 bis 1992 interne adminis-
trative, organisatorische und pädagogische
Inhalte auf ohne naturwissenschaftliche
Bezüge, weshalb diese hier nicht berück-
sichtigt sind (siehe komplettes Schriften-
verzeichnis in Schedl, 2012). Seit 1980 er-
schienen in ca. 50 Kleinbeiträgen unter
dem Titel „Naturkundliche Raritäten aus
Osttirol“, die er in den „Osttiroler Hei-
matblättern“ oder direkt in der wöchentlich
erscheinenden Bezirkszeitung „Osttiroler
Bote“ publizierte. Immer ist bei diesen
Kurzbeiträgen ein interessanter faunis-
tischer oder floristischer Neufund oder
eine sonstige Besonderheit für den Be-
zirk Lienz darunter, der die Gesamtflo-
ristik bzw. -faunistik Osttirols weiter-
bringt. Mit Koautoren hat Kofler auch
eine Reihe von Nachträgen (nämlich
acht) zumVerzeichnis der bisher in Kärn-
ten beobachteten Käfer publiziert. Zu den
tausenden von Daten konnte Alois Kofler
nur kommen, weil er während der Vegeta-
tionszeit eine Unzahl von Sammel- und
Beobachtungsexkursionen durchgeführt
hat. Daneben wurden natürlich auch aus
Zuchtmaterial wertvolle Daten im Laufe
der Jahre gewonnen. Dazu musste zeitrau-
bende Präparationsarbeit, Vorsortierungs-
und Determinationsarbeit geleistet werden.
Seine Frau und seine Kinder haben das in
Kauf nehmen müssen und hatten auch Ver-
ständnis dafür. Kofler verstand es auch, mit
Determinationsspezialisten im In- und
Ausland eine gut funktionierende Zusam-
menarbeit aufzubauen.
Schließlich hat der Jubilar auch auf eine
Vortragstätigkeit zu verweisen, so z. B.
hielt er einige Referate beim Naturwis-
senschaftlichen Verein für Kärnten in Kla-
genfurt sowie ca. 60 Vorträge im Rahmen
des Katholischen Bildungswerkes in Ost-,
Süd- und Nordtirol über verschiedene The-
men wie zur Entstehung des Lebens auf
der Erde und über die Abstammung des
Menschen. In zahlreichen Exkursionen hat
Alois Kofler natürlich auch mehrere öster-
reichische Bundesländer besucht. Die
größeren Reisen allerdings konnte er erst
nach seiner Pensionierung 1992 durchfüh-
ren, so nach Slowenien, Deutschland, nach
Prag, Budapest, Paris, London, nach Spa-
nien, Portugal (vor allem Madeira), nach
Griechenland (z. B. Kreta). Außerhalb
Europas kam er mit seiner Frau nach
Israel, Ägypten und in die USA (New
Orleans und nach Kalifornien), weil dort
sein Sohn Martin zeitweise einen Studien-
platz inne hatte.
Prof. Kofler plant für die Zukunft noch
einige größere Arbeiten zu veröffentlichen
so über Wildbienen (Apidae), Orthopte-
roidea (Heuschreckenartige) und andere
Taxa sowie Nachträge und Ergänzungen
zu bisherigen Arbeiten. Durch seine Pu-
blikationen gehört Osttirol neben dem nie-
derösterreichischen Bezirk Scheibbs zu
den am besten bearbeiteten Bezirken
Österreichs, was die Faunistik und Tier-
geographie anbelangt.
Für seine andauernde, intensive wissen-
schaftliche Arbeit hat Alois Kofler eine
Reihe von Anerkennungen bekommen. Ich
nenne z. B. den Theodor Körner-Preis
(1976) und das Ehrenzeichen der Univer-
sität Innsbruck (1980). 1983 wurde er Kor-
respondent des Naturwissenschaftlichen
Vereins für Kärnten und 1986 Korrespon-
dierendes Mitglied des Steiermärkischen
Landesmuseums Joanneum. Das Institut
für Zoologie der Universität Innsbruck ist
Alois Kofler seit Jahrzehnten zu großem
Dank verpflichtet. Hat er doch vielen
Hausarbeitlern, jetzt Diplomanden ge-
nannt, Dissertanten und Assistenten in
vielfältigster Art geholfen durch umfang-
reiche Bestimmungsarbeiten an Coleopte-
ren und durch ergänzende faunistische
Angaben verschiedenster Taxa für ge-
samttirolische Aussagen. Die junge Öster-
reichische Gesellschaft für Entomofaunis-
tik hat Herrn Alois Kofler im Jahre 2010
zum Ehrenmitglied dieser Gesellschaft er-
nannt. In Anerkennung seiner bisherigen
wissenschaftlichen Leistungen, besonders
für die Entomologie, wurde Prof. Dr. Alois
Kofler am 22. Oktober 2011 in Bozen an-
lässlich einer Fachtagung der Österrei-
chischen Entomologischen Gesellschaft
die FRIEDRICH BRAUER-Medaille ver-
liehen, die höchste Auszeichnung dieser
Gesellschaft. Am 10. Oktober 2012 wird
Alois Kofler seinen 80. Geburtstag feiern
können. Dazu möchte der Verfasser sei-
nem Freund und Naturhistoriker aus Ost-
tirol herzlich gratulieren, in der Hoffnung,
dass der Jubilar seine geplanten For-
schungsergebnisse bei guter Gesundheit
und Schaffenskraft zu Ende führen
kann.
Schrifttum:
Anonymus (-rtn-) (1989): Verdiente Anerkennung für
Dienstbarkeit und Forschungsarbeit, in: Osttiroler Bote,
44 Jg., Nr. 29, p. 57.
Anonymus (-rtn-) (2002): HR Dr. Alois Kofler – ein
Siebziger, in: Osttiroler Bote, 57 Jg., Nr. 41, p. 67.
Heinricher, A. (1980): Ehrenzeichen der Universität Inns-
bruck für Direktor Mag. Prof. Dr. Alois Kofler, in: Ost-
tiroler Bote, 35 Jg., Nr. 27, p.8.
Kofler, A. (1987): Außerschulische Tätigkeiten als Biologe.
– Schule und Leben, Fachzeitschrift des Pädagogischen
Institutes des Landes Tirol. Innsbruck, Folge 5: 72-75.
Kofler, A. (1990): Ergebnisse und Planungen zur Erfassung
der Lebewelt Osttirols, in: Jahresbericht BG und BRG
Lienz, 1989/90, p. 16-23.
Meyer, P. (1976): Konviktsdirektor Prof. Dr. Alois Kofler –
Verleihung des Theodor Körner-Preises 1976, in: Jah-
resbericht BG und BRG Lienz, 1975/76: p. 51-54.
Schedl, W. (2012): Hofrat Direktor i. R. Mag. rer. nat. Dr.
phil. Alois Kofler – 80 Jahre. – Entomologica austriaca,
Linz, 19: 261-281.
Dr. Alois Kofler anlässlich einer zoologi-
schen Exkursion mit Studenten in die Lien-
zer Dolomiten zum Zochenpass, 2.200 m,
13. Juli 1970.
Foto: W. Schedl
Friedrich Brauer-Medaille, höchste Aus-
zeichnung der Österreichischen Entomolo-
gischen Gesellschaft, die Dr. Alois Kofler
im Jahr 2011 verliehen worden ist.