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Alois Kofler kam am 10. Oktober 1932
im Bergbauernhof „Ochswieser“ am Hein-
felserberg im Osttiroler Pustertal als
neuntes von zwölf Kindern zur Welt. Un-
weit des Heimathofes besuchte er die
Volksschule und erlebte die Freuden und
Härten einer bäuerlichen Großfamilie. Von
daheim getrennt, verbrachte er dann an-
schließend acht Jahre Gymnasialzeit im
Paulinum in Schwaz in Nordtirol. Dort
wurde er von hervorragenden Biologen
und seinem Onkel Hw. Prof. Dr. Franz
Josef Kofler, der ein immenses Fach- und
Allgemeinwissen und eine umfangreiche
Käfersammlung hatte, stark beeinflusst.
Nach der Matura in Schwaz inskribierte
Alois Kofler an der philosophischen
Fakultät der Universität Innsbruck und
stürzte sich, von anerkannten Größen ge-
leitet, u. a. von den Zoologen Prof. Dr.
Otto Steinböck und Prof. Dr. Heinz Janet-
schek, den Botanikern Prof. Dr. Helmut
Gams und Prof. Dr. Arthur Pisek, in ver-
schiedene Grundfächer der Naturwissen-
schaften (inklusive Philosophie, Psycho-
logie und Pädagogik). Er absolvierte 1958
die Lehramtsprüfungen für Gymnasien für
das Fach Naturgeschichte, später Biologie
und Erdwissenschaften genannt. Schon ab
dem dritten Semester hatte er sich seinem
zukünftigen Dissertationsthema „Faunis-
tik, Ökologie und Cönotik Osttiroler
Landschnecken“ gewidmet. Die Promo-
tion zum Dr. phil. an der Universität Inns-
bruck fand 1959 statt.
Die ersten Dienstjahre ab 1957 als Gym-
nasiallehrer am BRG Lienz für den Fach-
bereich Biologie und Umweltkunde,
zusätzlich Chemie und Physik an der Un-
terstufe, waren wie damals üblich, mit Er-
zieherdienst am Lienzer Bundeskonvikt
verbunden. 1961 heiratete Alois Kofler
Maria Bukovnik und gründete eine Fami-
lie, der drei Kinder entsprossen, die alle
fest im Beruf stehen.
Im Jahre 1972 wurde Alois Kofler
Direktor des Bundeskonviktes Lienz, da-
neben übernahm er einige Stunden Lehr-
verpflichtung am Gymnasium. Neben sei-
nen Verwaltungsräumen bezog er einen
herrlichen, großen Labor- und Biblio-
theksraum, wo nicht nur interessierte
Schüler vorsprachen und ihre diversen
Mitbringsel vorwiesen, sondern auch viele
Naturwissenschaftler aus dem In- und
Ausland, die mit Prof. Kofler engen wis-
senschaftlichen Kontakt pflegten. Am 6.
Juli 1989 wurde ihm in Innsbruck der Be-
rufstitel „Hofrat“, scherzhaft „Hofrat für
Mensch und Tier“, verliehen. Seit 1992 ist
Prof. Kofler in Pension und widmet sich
nach wie vor seinem Lebensziel „Aner-
kennung, Erhaltung und Förderung des In-
teresses an der biologischen Erforschung
Osttirols“, die sich aber auch auf Nordtirol,
auf Südtirol, das Bundesland Kärnten und
andere Länder ausgeweitet hat.
Die Cönotik von Land-Gastropoden hat
Prof. Kofler noch einige Jahre seiner frü-
hen Forschertätigkeit beschäftigt. Die
Ergebnisse wurden in anerkannten Zeit-
schriften publiziert. Diese Richtung wurde
dann mit der Faunistik der Gastropoden
und Bivalvia erweitert und kam mit einer
umfangreichen Arbeit 1970 über die
„Faunistik der Weichtiere Osttirols“ zu
einem gewissen Abschluss. Daneben
stellte sich aber enormes Interesse auch an
anderen tierischen Taxa ein, häufig in
Bezug auch zur Floristik (Pilze, Farne,
Moose, Blütenpflanzen), Geologie und
Paläontologie. Neben seinem Unterrichts-
und Konviktdienst nützte er jede freie
Stunde, um seinen naturwissenschaftlichen
Neigungen nachgehen zu können. Er über-
nahm 1959 die Käfersammlung von OFR
Dipl.-Ing. K. Koneczni (1899-1975) aus
Sillian, die zu einem Grundstock der Kä-
ferfauna Osttirols ausgebaut wurde, und
revidierte in sechs Beiträgen die Käfer-
fauna des Lechtales in Nordtirol von Pfar-
rer N. Lechleitner (1893-1954). Das erste
und oberste Ziel von Alois Kofler ist und
bleibt – nach seinen Worten – die Erfas-
sung möglichst vieler Tier- und Pflanzen-
arten im Bezirk Lienz. Sein umfangreiches
Herbar hat mittlerweile das Tiroler Lan-
desmuseum Ferdinandeum in Innsbruck
übernommen, wie auch einige tierische
Taxa. Zu den bisher bekannten Tierarten
aus den schwer zugänglichen Spezial-
arbeiten über die Osttiroler Fauna sind
durch die Sammel- und Bearbeitungstä-
tigkeit von Alois Kofler noch etwa 2.500
Tierarten hinzugekommen. Nicht alle
Daten sind schon publiziert. Viele waren
dabei neu für das südliche, westliche oder
für ganz Österreich oder für Südtirol. Die
Käferart Charopus madidus Kiesenwetter,
1863, eine Malachiidae, war neu für die
Fauna Mitteleuropas. Ein Abschluss der
Bearbeitung ist bei weitem nicht abzuse-
hen. Etwa 11.000 Insektenarten allein sind
nach Kofler (1990) in Osttirol zu erwarten.
Seine faunistischen Arbeiten erstrecken
NUMMER 8-9/2012
80. JAHRGANG
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Wolfgang D. Schedl
Hofrat Direktor i. R. Mag. rer. nat.
Dr. phil. Alois Kofler – 80 Jahre
Alois Kofler, 2008.
Foto: Baptist, Lienz