Nummer 1 –– 68. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
schaft Osttirol statt. Auch dabei
wurde festgehalten, dass die Isel
im Umbaltal erhalten werden
müsse.
Die über Vorschlag des
Bundeskanzlers eingeschaltete
Energieverwertungsagentur un-
terstützte daher auch die For-
derung der Energiewirtschaft,
anstelle der Isel und der
Gschlößbäche die Bäche im
Defereggental und den De-
bantbach zu fassen.
Vertreter des Vereines nah-
men im Jahre 1983 an verschie-
denen einschlägigen Veran-
staltungen – Energieseminar in
Zwentendorf, Kongress „Zu-
kunft und Schutz des Alpen-
raumes“ in Innsbruck, Sympo-
sium über Kriterien für Natio-
nalparke in Wien – teil.
Laufend wurden an Medien
und politische Mandatare und
Meinungsbildner verschiedene
Informationen und Stellung-
nahmen übermittelt. Unter an-
derem auch zum Tauschvor-
schlag von Landesrat Zanon, der
sich dabei auf Landeshauptmann
Wallnöfer berief, auf die Vene-
digererschließung (die zu die-
sem Zeitpunkt kaum noch realis-
tisch war) zu verzichten, wenn
dafür die Isel im Umbaltal ge-
fasst werden dürfe. Die Kraft-
werksplaner hatten inzwischen
die Summe der abzuleitenden
Bäche schon auf 47 ausgeweitet.
Auch zur Planung des Draukraftwerkes
Strassen-Amlach wurde eine Stellung-
nahme erarbeitet. Dabei lehnte der Verein
das Kraftwerk nicht grundsätzlich ab, ver-
langte aber möglichste Rücksicht auf
Landschaft und Natur und erhob auch Pro-
test dagegen, dass das ursprünglich beab-
sichtigte Kavernenkrafthaus aus Kosten-
gründen aufgegeben wurde.
Im Juni 1983 erhält Obmann Dr. Wolf-
gang Retter für seinen Einsatz um die Na-
tionalparklandschaft den Konrad Lorenz-
Staatspreis.
Die Vollversammlung im November
1983 beschließt die Anschlussmitglied-
schaft des Vereins an den Naturschutzbund.
Der Wiener Vizebürgermeister Dr. Erhard
Busek wurde zu einem Vortrag zum
Thema „Gesellschaft und Umwelt – neue
Ideen zur Lebensgestaltung“ eingeladen.
Auf der Vollversammlung des Jahres 1984
hielt OFR Dipl.-Ing. Josef Althaler ein Re-
ferat über den Waldzustand und das Wald-
sterben in Osttirol, und es wurde eine
regelmäßige Luftschadstoffmessung in
Lienz gefordert. Im Frühjahr folgte eine
öffentliche Waldbegehung bei Lienz mit dem
Landesforstdirektor Dr. Herbert Scheiring.
Im Sommer 1985 wurde mit dem Um-
weltminister Dr. Kreuzer das Kraftwerks-
gebiet begangen und die Argumente des
Landschaftsschutzes ausführlich diskutiert.
Ebenso fand eine Begehung mit der 2.
Nationalratspräsidentin und Umweltspre-
cherin der ÖVP Dr. Marga Hubinek statt.
Eine der neuen Varianten, die Kraft-
werksvariante 86/9 (Schonung der Bäche
in Innergschlöß, dafür Nutzung der oberen
Isel und des Arventalbaches im Defer-
eggental) wurde abgelehnt.
Im August 1986 hatte Umweltminister
Dr. Kreuzer zu einem Kraftwerksgipfel
nach Innsbruck eingeladen und im Okto-
ber zu einem Arbeitsgespräch nach Matrei
i. O. Dabei lehnte die E-Wirtschaft wieder
einmal alle Kompromisse gegen-über
ihrem Idealprojekt 74/3 ab.
Zur Vollversammlung 1986 lud der Ver-
ein Univ.-Ass. Dr. Christoph Schremmer
zu einem Referat zum Thema „National-
park Hohe Tauern – Hemmnis oder
Chance?“ ein.
Gegen Plöckentunnel
In der Zwischenzeit war das Plöcken-
tunnelprojekt das zweite wichtige Thema
geworden. Schon in der Vollversammlung
1980 waren Bedenken geäußert worden
und 1985 wurde eine Stellungnahme mit
klarer Ablehnung verabschiedet. 1987
wurde auch gegen die Forderung des
neuen Landeshauptmannes von Tirol, Dr.
Alois Partl, das Kraftwerk in Osttirol zu
verwirklichen, eine klare ablehnende
Stellungnahme verfasst. An der Heraus-
gabe eines Flugblattes der Osttiroler AV-
Sektionen mit einer Darstellung aller
Kraftwerksvorhaben in Osttirol beteiligte
sich der Verein sehr aktiv. Ebenso wurde
die Volksbefragung in Kals, in der sich
63 % der Bevölkerung gegen den Kraft-
werksbau aussprachen, unterstützt. In
diesem Zusammenhang muss an den
legendären Ausspruch von Landeshaupt-
mann Wallnöfer erinnert werden, der in
Kals, nachdem Kalser Frauen
ihre Bedenken gegen das
Kraftwerk vorgebracht hatten,
gemeint habe: „Wenn die
Frauen mobil machen, dann
wird’s gefährlich.“ Der Verein
veranstaltete dann ein Referat
mit Diskussion zum Thema
„Warum Bürgerinitiative Kal-
ser gegen den Dorfertalstau-
see?“. Weiterhin wurden inten-
sive Kontakte mit Bundespoli-
tikern und überregionalen
Natur- und Umweltschutzorga-
nisationen gepflogen.
Zu dieser Zeit setzte sich der
Verein auch für die Erhaltung
des Goggwaldes ein und
sprach sich also gegen die Er-
schließung der Kerschbaumer
Alm aus. Die Vollversammlung
1988 fasste neuerlich einen
Beschluss gegen jede Form ei-
nes Plöckentunnels.
Vor der Landtagswahl 1989
wurden wiederum die wahlwer-
benden Parteien zu Umweltpro-
blemen in Osttirol: Plöckenaus-
bau, Kraftwerksprojekt Dorfer-
tal, Nationalpark Hohe Tauern,
Wegebauten in Landschafts-
schutzgebieten, Müll befragt
und die Ergebnisse in einer be-
zirksweiten Postwurfsendung
mitgeteilt. Bei der Landtags-
wahl im März 1989 war die
starke Wirkung und Bedeutung
von Umweltthemen in vielen
Gemeinden spürbar.
30. März 1989 – Minister
Robert Graf verkündet Aus für
Dorfertalkraftwerk
Mit dem Hinweis auf die mangelnde
Wirtschaftlichkeit erklärte Wirtschafts-
minister Robert Graf, dass das Speicher-
kraftwerk Dorfertal-Matrei in nächster Zeit
nicht gebaut werde.
Der Verein wendet sich in der Folge ver-
stärkt aktuellen Verkehrsthemen zu, ins-
besondere nimmt er an der überpartei-
lichen Aktionsgemeinschaft gegen den
Plöckentunnel teil, legt ein Flugblatt
„Nein zum Plöckentunnel“ auf und ladet
Univ.-Prof. Dr. H. Knoflacher zu einem
Vortrag über Verkehrsprobleme ein. In der
Vollversammlung 1989 wird ein Aufruf
beschlossen, öffentliche Gelder für aktive
Schutzmaßnahmen in der Natur- und Kul-
turlandschaft bereit zu stellen (Umlenkung
aus Verbauungsmaßnahmen). Dieser
Appell wird an alle Mitglieder der Landes-
regierung und des Landtages versandt.
Es folgen weitere Bemühungen bei Lan-
desregierung, Bezirkshauptmannschaft
und Stadtgemeinde, in Lienz eine Luft-
schadstoffmessung einzurichten. Gegen
die geplante 380 kV-Leitung von Lienz
über den Kofelpass und die Porzescharte
wird eine klar ablehnende Stellungnahme
verfasst. Die Vollversammlung im No-
vember 1990 umfasst Berichte aus Inner-
villgraten (Ablehnung des TIWAG-Spei-
cherkraftwerkes Arntal), Oberlienz (Arbeit
der Umweltgruppe) und der Selbstbau-
gruppe Solaranlagen. Auch eine einstim-
mige Resolution gegen den zunehmenden
Das Schauspiel der Iselkatarrakte.
Foto: W. Retter