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Brugger soll für den Erwerb derselben
500.000 S aus Landesmitteln sicherzustel-
len versuchen.
Juli 1951: Wasserrechtliche
Verhandlung
Für den 24. bis 27. Juli 1951 war vom
Landwirtschaftsministerium die wasser-
rechtliche Verhandlung ausgeschrieben
worden. Dabei wurden die „Abgeltungs-
forderungen der Kalser Bauern“ in 21
Punkten festgehalten. Die Stellungnahme
beginnt mit der Erklärung „
die Dorferalm-
Interessentschaft gibt ihre Zustimmung
zum Baubeginn erst dann, wenn für die
Dorferalpe vollwertiger Ersatz in Natura
sichergestellt ist … Im Falle der Erwer-
bung eines Alpersatzes nördlich der
Tauern verlangt die Interessentschaft, daß
der Viehtrieb und die Zufahrt durch den
Bundesbahntunnel unter dem Kalser
Tauern jederzeit und bei entsprechender
Beleuchtung gesichert wird
“.
Dazu ist anzumerken, dass zu dieser Zeit
die Beileitung des Wassers aus dem ober-
sten Dorfertal in Kals zur Stubachkraft-
werksgruppe der ÖBB geplant war und
mit dem Bau eines Stollens bereits begon-
nen worden war.
Bei der Wasserrechtsverhandlung nimmt
die Studiengesellschaft zu den einzelnen
Punkten der Kalser Forderungen Stellung,
wobei viele offen bleiben und in weiteren
Vermittlungsgesprächen im Laufe des
Sommers und Herbstes weiter verhandelt
werden. Am 12. Dezember 1951 kommt
es schließlich zu einem Übereinkommen
über die sieben bei der mündlichen Ver-
handlung offen gebliebenen Punkte des
Kalser Forderungsprogrammes. Lange
diskutiert wird über die Frage, ob der
Alpersatz bei Baubeginn oder erst bei
Staubeginn abgewickelt sein müsste. Die
Frage wird schließlich zu Gunsten der
Studiengesellschaft, nämlich Alpersatz
bei Staubeginn, entschieden mit der Ein-
schränkung „
ob die Bedingung für den
Staubeginn erfüllt ist, entscheidet die Was-
serrechtsbehörde nach Anhören der Lan-
deslandwirtschaftskammer für Tirol und
des Kalser Interessentenausschusses“.
Am 26. März 1952 werden aber die
Kalser von der Studiengesellschaft Osttirol
darüber informiert, dass der Baubeginn bis
auf Weiteres wegen mangelnder Finanzie-
rung des Kraftwerkes durch die Weltbank
aufgeschoben sei.
Unabhängig davon ergeht am 3. August
1954 der wasserrechtliche Bescheid über
die Bewilligung des Speicherkraftwerkes
Dorfertal-Huben. Als Baubeginn ist der
1. August 1956 genannt, der dann mit zwei
weiteren Bescheiden zweimal hinaus-
geschoben wird.
Im Dezember 1958 teilt dann die Studien-
gesellschaft Osttirol den Kalsern mit, dass
1959 mit dem Bau begonnen werde. Daher
gibt es 1959 die konkretesten und um-
fangreichsten Arbeiten zur Errichtung des
Speicherkraftwerkes Dorfertal: Ausbau
des Daberklammweges, Ausbau der
Straßen von Kals bis Spöttling und Neu-
bau der Moaralmstraße, Zufahrtsstraße
zum Grundstollen in Oberpeischlach,
Vermessungsarbeiten beim Krafthaus
Huben, Waldschlägerungen im Dorfertal
(Moarebene), wobei im Herbst 1959 auf
den raschen Abtransport des Holzes ge-
drängt wird, weil der Baubeginn unmittel-
bar bevorstehe.
Doch ab 1961 kehrt wieder völlige
Ruhe ein. Erst Anfang der 70er-Jahre wird
der Kraftwerksbau wieder ein Thema in
den Sitzungen der Agrargemeinschaft
Kals, und es beginnen auch Versuchs-
bohrungen im Dorfertal.
Die weitere Kraftwerksgeschichte ist eng
mit der Tätigkeit des Vereins zum Schutz
der Erholungslandschaft verbunden.
Intensive Diskussion
und umfangreiche Gutachten
Eigentlich schon vor der Gründung, aber
insbesondere im Anschluss daran begann
der Verein zum Schutz der Erholungs-
landschaft Osttirol umfangreiche Informa-
tions- und Öffentlichkeitsarbeit zu betrei-
ben. Dazu wurde, wie schon erwähnt, der
Landtagsbesuch im September 1973 im
Bezirk genutzt, aber insbesondere wurden
mit verschiedenen überregionalen Natur-
und Umweltschutzorganisationen Kon-
takt aufgenommen: Alpenverein, Natur-
freunde, Naturschutzbund. Im Feber 1974
veranstaltete der Verein einen Vortrags-
abend mit dem bekannten Prof. Dr. Carl
Friedrich von Weizsäcker zum Thema
„Energiekrise und Grenzen des Wachs-
tums“. Prof. Weizsäcker stellte fest, dass
die Ölkrise eine Preiskrise sei und hielt es
im Bezug auf das geplante Kraftwerk für
selbstverständlich, dass vor Beginn der
Detailplanung sorgfältige ökologische
Gutachten und eine genaue Gesamtkosten-
nutzenrechnung erstellt würden.
In Prägraten wurde eine Unterschriften-
sammlung unterstützt, bei der sich mehr
als 90 % der Wahlberechtigten gegen die
Ableitung der Bäche im Gemeindegebiet
aussprachen.
Eine Vereinsabordnung nahm auch an
der ORF-Fernsehsendung „Stadtge-
spräche“ in Innsbruck zum Thema „Nüt-
zen oder schützen“ teil. Prof. Helmut
Gams schrieb dazu in einem Leserbrief an
die Tiroler Tageszeitung „
Das Stadtge-
spräch gibt kein objektives Bild vom Ver-
hältnis zwischen dem Nutzen der Kraft-
werke und dem warnenden Naturschutz,
weil es einseitig manipuliert war. Den Ver-
tretern der Kraftwerke ist vielmehr Rede-
zeit eingeräumt worden als den Vertretern
des Naturschutzes.“
Das Energieforschungssymposium in
St. Jakob i. D. nimmt der Verein zum
Schutz der Erholungslandschaft Osttirol
zum Anlass, um auf die befürchteten
negativen Auswirkungen des Kraftwerks-
baues auf die Natur- und Erholungsland-
schaft aufmerksam zu machen. Die Be-
denken werden vom Tagungsleiter Sek-
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
68. Jahrgang –– Nummer 1
Innergschlöß mit Blick zum Venedigermassiv. Der Bach ent-
lang dieses viel begangenen Wanderweges würde nur mehr durch
„Pflichtwasser“ gespeist.
Ausschnitt der schön gegliederten Virger Feldflur.
Fotos: W. Retter