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Nummer 1 –– 68. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
Herr Ministerialrat i. R. Dipl.-Ing. Rudolf
Kober (über Vorschlag der Landesland-
wirtschaftskammer für Tirol) und als ört-
licher Almsachverständiger Gemeinderat
Peter Kerer nominiert wurden. Bei der Be-
sprechung brachten natürlich die Kalser
wiederum ihre Klagen über die durch-
geführten Schlägerungs-, Vermessungs-
und Bohrungsarbeiten und die dadurch
verursachten Flurschäden vor. Darüber
und über die „Verkehrssicherung auf
Güterwegen“ wurde noch im September
zwischen den bestellten „Vermittlern“ Dr.
Kober und GR Peter Kerer sowie Bürger-
meister Unterberger einerseits und Dr.
Laufer andererseits Einigung erzielt.
Im Weiteren verlangten die Kalser die
Errichtung einer meteorologischen Station,
um die befürchteten klimatischen Auswir-
kungen beurteilen zu können. Schon im
o. zit. Schreiben hatten sie darauf hinge-
wiesen, „
durch die Anlage eines so
großen Stausees muß naturgemäß eine be-
deutende Klimaverschlechterung eintreten;
denn bisher wurden die heftigen kalten
Tauernstürme (Nordwinde) durch den in
der Alpe vorhandenen Waldbestand eini-
germaßen gemildert, während nach An-
lage des Sees nicht nur diese Milderung
wegfällt, sondern durch die Kälteaus-
strahlung der großen angesammelten
Gletscherwassermenge ein weiteres Ab-
sinken der Temperatur erfolgen muß.
Durch diesen Zustand wird zumindest im
oberen Teil des Tales ein Getreidebau
wegen nicht mehr eintretenden Ausreifens
nicht mehr in Frage kommen. Was aber
dann?“
Auch die Bezirks- und Landes-
landwirtschaftskammer setzten sich
nachhaltig für die Errichtung einer solchen
meteorologischen Station ein, und sie
wurde schließlich dann am 1. Juni 1951 in
Betrieb genommen.
Am 8. November 1949 fand eine erste
Entschädigungsverhandlung über die
Verbreiterung des Forstweges Großdorf-
Spöttling, über den Ausbau des Daber-
klammweges und eines Auffahrtsweges
zur Staumauer Krone (Moaralm) statt. Die
Kalser bestellten für die folgenden Ver-
handlungen den legendär gewordenen
Zehnerausschuss, von dem noch zwei Mit-
glieder – damals die Vertreter der Jungen
– Altbürgermeister Stefan Schneider und
Simon Rogl, Taurer, leben.
1951: Intensive Ablöseverhandlungen
Schon 1950, insbesondere aber dann ab
1951 führten die Kalser, insbesondere
Peter Kerer und Simon Rogl, sehr viele
Verhandlungen über die Beschaffung einer
Ersatzalm im Pinzgau, vornehmlich im an-
grenzenden Stubachtal durch. Viele Fahr-
ten wurden unternommen, aber auch
Fußmärsche über den Kalser Tauern
zurückgelegt. Die Verhandlungen betrafen
auch den Erwerb von Höfen, z. B. in Hol-
lersbach, Leogang oder Bruck, um diese
als Tauschliegenschaften für Almen im
Stubachtal anbieten zu können. Auch das
Gut „Fischhorn“ in Bruck an der Glock-
nerstraße wurde später (März 1959) als
mögliches Tauschobjekt besichtigt. Für die
Kalser landwirtschaftlichen Strukturver-
hältnisse natürlich ein imposanter Besitz:
411 ha landwirtschaftliche Nutzfläche,
2.419 ha Alm, 488 ha Wald, Anbau: 48 ha
Getreide, 22 ha Kartoffeln und andere
Hackfrüchte, 8 ha Silomais, 117 ha
Wechselwiese, Viehstand: 101 Kühe, 127
Jungrinder, 5 Pferde und 142 Schweine.
In der Zwischenzeit hatte MR Dipl.-Ing.
Kober ein ausführliches Gutachten erstellt,
aber offenbar durch nicht allgemein be-
kannte Einzelverhandlungen und auch da-
durch, dass das Gutachten lange Zeit den
Mitgliedern des Zehnerausschusses nicht
zugänglich gemacht wurden, viel Miss-
trauen gesät.
Die Studiengesellschaft hatte in der Zwi-
schenzeit 1950 im Iseltal zwei landwirt-
schaftliche Betriebe (Niedrist/St. Johann,
Stallen/Huben) gekauft, um sie Kalser Bau-
ern als Naturalersatz anbieten zu können.
Im Frühjahr 1951 bis zur wasserrecht-
lichen Verhandlung im Juli fand dann eine
Vielzahl von Besprechungen und Verhand-
lungen zu Ablösefragen statt. Am 17. März
1951 kamen die Kalser mit den Bauern-
bundvertretern
Abgeordneten
Jakob
Blassnig und Dr. Anton Brugger zusam-
men, wo diese u. a. erklärten: „
Die Osttiro-
ler Studiengesellschaft ist jedenfalls nicht
nur fachlich bestens vertreten, sondern hat
auch die gesetzliche Basis und die Autorität
zur Durchsetzung ihrer Projekte und Pläne.
Daher liegt es umso mehr im Sinne des
Bundesobmannes Grauss, daß die Belange
der Kalser als einer fast rein
bäuerlichen
und
völkisch-moralisch
außerordentlich wertvollen Gemeinde vom
Tiroler Bauernbunde vertreten werden.“
Am 29. März fand eine Besprechung des
Zehnerausschusses mit dem Vertreter der
Studiengesellschaft Osttirol, Dr. Erich
Mair, statt, indem die Kalser ihre Einwän-
de gegen das Kober-Gutachten vorbrach-
ten. Am 2. Juni beschlossen sie in einer
„Konferenz betreffend Ablöseplan-Dor-
feralpe“ einhellig, „
das Gutachten Kober
als taugliche Verhandlungsgrundlage in
der Ablösefrage abzulehnen“
. Erstmals
wurde in dieser Besprechung unter den
zehn wichtigen Ablösepunkten auch ein
Freistromkontingent von 2 Mio. kWh für
Kals gefordert.
Am 13. Juni fand wiederum eine Be-
sprechung mit Vertretern der Studienge-
sellschaft (Dr. Laufer, Dr. Erich Mair)
statt, wo es schon um die Vorbereitung der
wasserrechtlichen Verhandlung ging. Die
Mitglieder des Zehnerausschusses und
Vertreter der Bezirkslandwirtschaftskam-
mer kamen am 29. Juni und nochmals am
15. Juli 1951 zusammen. Dabei wurde das
Kober-Gutachten neuerlich einstimmig
und entschieden abgelehnt, über die
Bemühungen zum Ankauf von Ersatz-
almen berichtet und über eine wert-
gesicherte Jahresrente aus einem Anteil
des Erlöses der erzeugten Energiemenge
diskutiert. Dr. Brugger gibt dazu folgende,
zunächst noch für den Zehnerausschuss
streng vertrauliche Darstellung:
„Es sei zu
erwägen, ob nicht im Rahmen von 3 % der
Ablöse zwischen Gesellschaft bzw. Land
Tirol einerseits und Kals andererseits in
Form einer Jahresrente so einfach wie nur
möglich zu Stande kommen könnte. Etwa
in der Weise, dass Kals diese 3 % der Ge-
samtenergie, derzeit also angenommen mit
7,5 Mio. kWh der Gesellschaft bzw. dem
Land Tirol um den Großabnehmerpreis
überlässt und sich damit eine wert-
gesicherte Jahresrente von mindestens
500.000 S sichert. Durch diese wert-
gesicherte Rente wäre Kals dermaßen
kreditwürdig, daß es von der Gesellschaft
einen Vorschuß verlangen könnte zum
Erwerb von Ersatzalmgebiet im Pinzgau,
zum Ausbau des Güterweges dorthin, zum
Ausbau des Weges in die Ersatzalpe und
schließlich auch für allfällige Schadens-
behebungen. Im Sinne dieses Rentenplanes
würde die gesamte Frage der Ablöse mit
einem Schlage eine rein interne Ange-
legenheit von Kals sein.“
Am Sonntag, dem 15. Juli, findet
nochmals eine Besprechung der Kalser
Bauern statt (Protokollführer Dr. Robert
Riedler). Dabei wird der „vom Gemeinde-
rat und Zehnerausschuss ausgearbeitete
Entschädigungsplan“ diskutiert. Er enthält
im Wesentlichen zehn Punkte, als ersten
den Erwerb einer Ersatzalpe im Pinzgau
und Bau eines Güterweges dorthin. Dr.
Die energiewirtschaftliche Idealvariante STÖ 1974/3.