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Nummer 4 – 70. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
mer bis in den Frühwinter hinein waren an
einzelnen Tagen über 20 Stück zu zählen
(Hauptschullehrer J. Walder).
Bereich 4 – Das Iselgebiet:
48 Beob-
achtungen:
Hinter diesen wenigen gezählten Beob-
achtungen steht aber die Tatsache, dass es
im Iselgebiet viele Feuchtgebiete gibt, wo
immer wieder und z. T. regelmäßig sich
einige Graureiher aufhalten, die nie genau
festgehalten wurden. In den letzten drei bis
vier Jahren wird von Vogelkundlern des
Iselgebietes eine starke Zunahme vermerkt.
AR Ulrich Ströckl und Hauptschullehrer
P. Mattersberger, beide in Matrei beschäf-
tigt, berichten über den Graureiher im Isel-
tal: Seit 1960 konnten einzelne Exemplare
– mit Ausnahme der Winterszeit – regel-
mäßig zwischen Lienz und Matrei sowie
am Tauernbach bis zur Prosseggklamm be-
obachtet werden. Nach den Hochwasser-
Ereignissen in den Jahren 1965 und 1966
wurde die Hinteraue bei Matrei entwässert.
Dadurch ging dieses Feuchtgebiet auch
dem Graureiher verloren. Seit 1998 sind
im ganzen Iselgebiet an verschiedenen Ge-
wässern immer regelmäßiger Graureiher
festzustellen. Dazu gehören die „Haupt-
schluet“ in den „Burger Auen“ südlich von
Matrei, der „Oblasser Speicher“ an der
Sonnseite über St. Johann, das Ausschot-
terungsbecken des Michlbaches bei St. Jo-
hann, weiters die Brühl mit ihrer Fichten-
gruppe als Schlafplatz und die vielen pri-
vaten Fischteiche im Iseltal von
Oberlienz einwärts. Im Virgental und im
Defereggental (z. B. der Bereich „Lang-
stauden“ bei St. Jakob) sind sie beliebte
Graureiher-Stationen. Zu den Einstandge-
bieten des Graureihers zählen auch die gro-
ßen Aufweitungen der Isel und die Auf-
fangbecken an der Mündung der Seitenbä-
che. Der starke Fischbesatz in den
Flüssen mag das Seine zur Vermehrung
der Graureiher-Besuche beitragen.
Beobachtungen der letzten Jahre
Der Isel entlang von Oberlienz bis St.
Johann: ganzjährig, oft auf Fichten ho-
ckend oder im Seichtwasser stehend, zu
beobachten: durchwegs vier bis fünf
Stück; maximal acht Stück (Oberlienz-
Ainet – E. Schneider). Im Feber 2002:
sechs Graureiher bei St. Johann.
Matrei-Prossegg: während des Früh-
jahrs- und Herbstzuges am Tauernbach.
Beobachtung an Matreier Fischteichen:
vier bis sechs Stück im Frühjahr 2001.
Virgen: besonders im Frühjahr und
Herbst an Fischteichen.
Prägraten: regelmäßig an Fischteichen;
so zwei Stück im Herbst 2001 für mehrere
Tage.
Defereggen/St. Jakob: Aufenthalt vor
allem in den „Langstauden“, wo auch
Fischteiche sind, so im September 2001
zwei Reiher für einige Tage.
Das Drautal von Leisach aufwärts bis
zur Staatsgrenze, einschließlich Villgra-
tental: Die Brut im Sommer 2001 bei Mit-
tewald. – März 2002: Der Nistplatz des
Vorjahres wird wieder besetzt.
Die höchstgelegenen Beobachtungsplätze
Im Iselgebiet:
Jagdhausalm, 2.009 m: re-
gelmäßig im Herbst bis zu 20 Stück (alte
Angaben aus den 70er-Jahren von Jägern);
Berger See, 2.180 m: ein Exemplar am 19.
August 1984 (A. Bachler); Innergschlöß,
1.670 m: 27. Juni 1998 (F. Niederwolfs-
gruber);
Pustertal:
Schönefeld, Abfaltersbach,
2.000 m: ein Exemplar August 1977 (H.
Möst);
Innervillgraten, 1.400 m: ein Exemplar
am 6. Juni 1997 (J. Schaller).
Lienzer Bereich:
Oberlienz-Preinberger
Alm, 1.850 m Seehöhe: 6. Juli 1997.
Diese Beobachtungen sind Hinweise auf
den Zug des Graureihers durch oder über
Osttirol.
Der Ärger mit den Graureihern
in Osttirol
Das stärkere Auftreten von Graureihern,
zunächst im Lienzer Talboden seit 1991
(erstmals am künstlich angelegten Schot-
terteich südlich von Kapaun: zwölf
Stück!), wurde bei den Fischern zu einem
immer heftiger diskutierten Problem.
Mehrmals wurden Kontakte mit der
Fischereibehörde bei Bezirks- und Lan-
desverwaltung aufgenommen, um Abhilfe
zu schaffen.
Zur Objektivierung der Diskussion
sollte eine gemeinsame Zählung der
Graureiher durch Fischer und Ornitholo-
gen beitragen. Die zehn Beobachter stell-
ten am 17. Jänner 1998 im Lienzer Tal-
boden 19 Graureiher, im vorderen Iseltal
vier und im Drautal bei Thal einen Grau-
reiher fest; Mit diesen 24 Stück dürfte an
diesem Tag der Stand des Graureihers für
Osttirol erfasst worden sein.
Abschüsse von Graureihern
von 1999 bis 2001
Von Fischerei-Berechtigten des oberen
Pustertales wurde erstmals im Jahre 1998
bei der Bezirkshauptmannschaft Lienz der
Antrag auf Abschuss eines Graureihers ge-
stellt. Die Bewilligung wurde aber nicht
erteilt.
Im oberen Pustertal: Graureiher –
ein Problem für die Fischerei
Während früher der Graureiher für die
meisten Bewohner des Osttiroler Oberlan-
des nur als Durchzügler bekannt war,
änderte sich die Situation drastisch in den
letzten zehn Jahren. Als gravierend be-
zeichnet der Fischerei-Bewirtschafter der
Gemeinde Sillian, Hauptschullehrer A.
Calobi, die Schäden durch den Graureiher
in den Arnbacher Auen und am seichten
Bachbett der Drau.Vor allem die Bestände
des Bachsaiblings seien akut gefährdet.
Auf solche und ähnliche Meldungen hin
hat die Bezirkshauptmannschaft Lienz
in den Jahren 1999 bis 2001 mehreren
Anträgen auf Abschüsse stattgegeben, die
z. T. auch vollzogen wurden:
Der zuständige Jagdreferent übermittelte
dankenswerter Weise die folgenden Zahlen
(AR H. Haider, Feber 2002):
Jänner/Feber 1999:
sieben bewilligt,
zwei erlegt.
November 1999/Feber 2000:
acht be-
willigt, vier erlegt.
Oktober 2000/Dezember 2000:
zehn
bewilligt, vier erlegt.
Oktober 2001/Dezember 2001:
zwölf
bewilligt, sieben erlegt.
Fischer bedauern, dass Abschüsse von
Graureihern nur schwer durchzuführen
sind, da die Vögel außerordentlich scheu
und vorsichtig geworden seien.
Auswirkungen der Abschüsse
Im östlichen Lienzer Talboden scheinen
die dort getätigten Abschüsse zumindest
eine kurzfristige Vertreibung mit sich ge-
bracht zu haben.
Dies gilt hauptsächlich für den
Bereich
der Teiche südlich der Lavanter Brü-
cke.
Hier wurden über mehrere Jahre hin-
weg die häufigsten und zahlenmäßig stärk-
sten Beobachtungen gemacht. Da die
Beobachtungsgänge nach Beginn der Ab-
schüsse in etwa gleicher Dichte fortge-
setzt wurden, haben die
rückläufigen
Zahlen
eine gewisse Aussagekraft.
Vergleiche de Beobachtungszahlen vor-
her und seit Beginn der Abschüsse:
Im Jahr 1997:
bei 31 Beobachtungen
143 Graureiher.
Im Jahr 1998:
bei 24 Beobachtungen
77 Graureiher.
Im Jahr 1999:
bei 13 Beobachtungen
23 Graureiher (erstes Jahr der Ab-
schüsse).
Im Jahr 2000:
bei sieben Beobachtun-
gen elf Graureiher.
Im Jahr 2001:
bei 14 Beobachtungen
15 Graureiher.
Auffallend ist die Zunahme von Beob-
achtungen an anderen Stellen des östlichen
Lienzer Talbodens, etwa bei Debant und
am Kapauner Teich (S. Lackner: bei neun
Beobachtungen 42 Graureiher).
Grafik: Christian Ragger