Seite 2 - H_2002_09-10

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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
70. Jahrgang – Nummer 9-10
An Stelle des Gemeindehauses, das zwei
Parteien bewohnten, steht heute das Haus
Dorf Nr. 45.
Von den verzeichneten Höfen sind noch
heute im Besitz der direkten oder indirek-
ten Nachkommen:
Die Erbhöfe Albrecht/Hauser in der Zau-
che, Unterfeldner/Unterthaler in Oberdorf
und Gander/Weber in Thurn-Dorf. Weiters
die Possenig bei Jager, die Mußhauser, die
Huber beim Wahler, Unterweger, Reiter
beim Stoff, die Waldner am Rottmannhof,
Gander bei Unteregger (Egger), Hochrau-
ter/Mußhauser beim Trattner in der Prap-
pernitze und Glanz/Possenig beim Glanz,
die Waler am Müllergut und Ackerer bei
Innerhansler in der Zauche.
Der Besitzwechsel dürfte begründet sein
im Fehlen eines männlichen Nachwuch-
ses, durch Verschuldung oder Verkauf und
Wegsiedlung.
Aus der Topografie
Die Nikolauskirche ist mit 854 m Mee-
reshöhe angegeben, bei den umliegenden
Gebäuden ist der Unterschied zur Kirche
gering. Die tiefstgelegene Hofstelle ist
Schuster i. d. Zauche, die höchstgelegene
der Taler mit 1.291 m absoluter Höhe. Un-
verändert blieb auch die Gemeindefläche
mit 1.226 ha. Die Wohnbevölkerung be-
zifferte sich 1869 mit 339 Einwohnern.
Die Nachbarschaften nannte man Thurn,
Oberdorf, Zauche und Prappernitze.
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Nach Lienz führte keine Straße, sondern es
gab Fuhrwege: von Thurn nach „Jasdorf“
(Patriasdorf) der sogenannte Totenweg
und von der Prappernitze entlang des Zau-
chenbaches ins Oberdorf, durch die Zau-
che an Ackerer vorbei zum Riedl. Dann
kreuzte man den Tammerburger Weg und
gelangte entlang der westlichen Friedhof-
mauer zur Pfarrkirche. Der Moosweg
diente als Almweg, von Oberdorf nach
Thurn war der Kirchweg von Moar bis ins
Schneiderle Feld gepflastert und von beid-
seitigen Trockenmauern begrenzt. Im
Winter schleifte man Holz herunter.
Die Wasserversorgung
Die Höfe in der Prappernitze: Trattner,
Mesner, Sturmgut (Bartler) und Jauchen-
gut (Oberthaler) versorgten sich mit
Wasser aus dem Schleinitzbach. Soager,
Zimmermann (Niggler), die Höfe in
Oberdorf und Zauche mussten mit Zau-
chenbachwasser vorlieb nehmen, denn im
Aufschüttungsbereich des Schuttkegels
gibt es keine Quellen. Sie entspringen aus
dem Hanggelände und entlang der Hang-
leisten. Quellwasser trank man beim Tha-
ler, Ober- und Unteregger, in der Ede, bei
Reiter und in Thurn, wo auch vom Groß-
bach Wasser entnommen werden musste.
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Die Abwasserbeseitigung war eine ein-
fache Sache. Sie vollzog sich unmittelbar
beim Wohnhaus auf dem gepflasterten
„Ausgussplatz“.
Die Nachrichtenübertragung
inner-
halb der Gemeinde geschah mündlich oder
auch durch Botengänger/innen.
Die
Gemeindekanzlei
war die Stube
des jeweiligen Vorstehers, der in der Regel
alle zwei Jahre wechselte. Es ist nie von
einer Wahl die Rede, auch nicht von Ge-
meinderatswahlen. Die Akten hatten in
einer Mappe Platz, die der Vorsteher unter
dem Arm zu den Ratssitzungen mitnahm.
Sie fanden gewöhnlich in der Stube eines
Gemeinderates statt.
Die Alm- und Weidenutzung regelte der
Alpvertrag von 1830, die Feldbewässe-
rung die Wasserverordnung aus 1607, auf
die eine Kundmachung im Jahre 1895 hin-
weist und in der die Parteien am Pfarrbachl
(weiter oben Zauchenbach) ermahnt wer-
den, die Bewässerungszeiten laut „Was-
serbrief von 1607“ einzuhalten.
Landwirtschaft
Über diesen Bereich hat W. Beimrohr
im Gemeindebuch „Thurn“ ausführlich be-
richtet und Beda Weber, den er mehrmals
Ackerer Mühle, 1956.
Harpfe im Unterthaler Feld, 1973.