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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
10. SEPTEMBER 2012
CHRONIK
Die Wälder im Gail- und Le-
sachtal sowie im Mölltal ziehen
derzeit wieder viele Pilzsamm-
ler an. Die Regenfälle und die
folgende große Hitze sorgten
für gute Bedingungen für die
Pilze. Unsere südlichen Nach-
barn begaben sich im August
oft überfallsartig und mit Funk-
geräten oder Handy ausgestattet
auf „Schwammerlsuche“. Die
Wälder werden teilweise sys-
tematisch leergep ückt. Neun
aktive ehrenamtliche Bergwäch-
ter der Einsatzstelle Kötschach
unter Leitung von Helmut Hu-
ber werden bis zum 30. Septem-
ber durch vermehrte Streifen-
dienste die Augen offen halten.
Die überwiegende Zahl der er-
mahnten Schwammerljäger res-
pektiert die hö iche Aufklärung
durch die Bergwächter.
Erfinderische Sammler
Gearbeitet wird aber mit allen
Tricks: Mitgeführte Trocken-
geräte oder Kühlschränke sind
keine Seltenheit. Wieder ande-
re gehen mit den erlaubten zwei
Kilogramm Schwammerln zu
ihren Autos. Wenn kein Berg-
wächter in Sicht ist, holt man
auch die am Waldrand depo-
nierten restlichen Pilze. „Im
letzten Jahr konnten wir bei ei-
ner Kontrolle einen Italiener mit
24 kg erwischen. Am nächsten
Tag entdeckten wir ihn nur we-
nige Kilometer entfernt davon
und da hatte er bereits 48 kg im
Dachträger verstaut“, berichte-
te Huber. In den letzten Wochen
elen auch einige Motorroller
mit italienischen Kennzeichen
in den Wäldern auf. Diese ge-
hören zu den großen Camping-
wägen, und damit sind die Pilz-
räuber noch mobiler.
Rekord von 78 Kilogramm
Die Kärntner Bergwächter kön-
nen im Gegensatz zu ihren Ost-
tiroler Kollegen auch Autos kon-
trollieren und nach einer Schu-
lung durch die Polizei Strafen bis
500 € sofort verhängen. Werden
Sammler mit mehr als zwei Kilo-
gramm erwischt, werden die zu
viel geklaubten Pilze abgenom-
men und es folgt eine Anzeige
bei der Bezirkshauptmannschaft.
Ein Rekordfang gelang in der
letzten Saison: „Ein italienischer
Schwammerlklauber wurde mit
seinem Campingbus ertappt. Er
hatte einen Kühlschrank, drei
Trockengeräte und eine Vakuum-
maschine dabei. Wir konnten fast
78 Kilogramm Pilze beschlag-
nahmen“, erzählt Huber.
Bergwacht hat
„Hochsaison“
An den Grenzübergängen
(Thörl-Maglern und Plöcken-
pass) nach Italien rechnen die
wenigsten mit Pilzkontrollen, da-
her steht dort meist ein Team der
Bergwacht und/oder der Polizei
und durchsucht ein Auto nach
dem anderen. Rekordbilanz in
Thörl-Maglern an einem Tag: 220
Kilogramm Eierschwammerl und
Herrenpilze. Es wird besonders
auf bekannte Autokennzeichen
geachtet und bei geländegängigen
Fahrzeugen darauf geschaut, ob
die Reifen verschmutzt sind oder
ob sich Körbe im Auto be nden.
Südtiroler verlangen
Sammelgebühr
Was macht die Kärntner
Wälder so anziehend? Im na-
hen Südtirol ist das Sammeln
nur an geraden Tagen mit einem
eigenen Sammelpass erlaubt. Die
Menge darf 1 kg pro Person nicht
überschreiten. Die Genehmigung
erfolgt durch Einzahlung von
8 € pro Person und Sammeltag
im jeweiligen Gemeindeamt.
Also weichen viele nach Kärn-
ten aus, wo das Sammeln gratis
ist. Außerdem zahlt man in Ita-
lien bis zu 70 € für einen Kilo
getrockneter Pilze. Die Funghi-
Freunde aus dem Süden lassen
sich dabei auch nicht von hohen
Geldstrafen abschrecken (bis zu
30.000 €).
FriSch
Bergwächter im Dauereinsatz
gegen Pilz-Diebe
Gegen das „Plündern“ der heimischen Wälder ist noch immer kein Kraut gewachsen.
Die Kärntner Bergwächter führen einen täglichen Kampf gegen die Pilzräuber. Die
Methoden der „Pilztouristen“ werden immer raffinierter.
Die Bergwacht Kötschach beim Streifendienst im Angerbachtal. V. l.:
Jakob Gastinger, Erhard Maier, Julius Fritzer und Ernst Viertler.
Dutzende Autos werden illegal neben der Straße am Waldrand ge-
parkt.
Fotos: FriSch
Befugnisse der
Kärntner Bergwacht
Bergwächter sind „Organe der
öffentlichen Aufsicht“ und wur-
den, um ihre Aufgaben, insbe-
sondere die Überwachung der
Einhaltung der Rechtsvorschrif-
ten zum Schutz der Natur- und
Umwelt erfüllen zu können, mit
einer Reihe von „Befehls- und
Zwangsbefugnissen“ ausgestat-
tet, wie dem Anhalterecht, Recht
zur Feststellung der Identität von
Verdächtigen, Recht zur Durch-
suchung von Fahrzeugen und
Gepäcksstücken, Recht zum Be-
treten von Grundstücken, Fest-
nahme- und Beschlagnahmungs-
recht. Sie sind „Beamte“ im Sinne
des Strafgesetzbuches und ge-
nießen in Ausübung ihres Diens-
tes den „besonderen Schutz“, den
das Strafgesetzbuch und das Si-
cherheitspolizeigesetz für Beamte
festgelegt haben.
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Körbe voller Pilze werden in den Koffer-
räumen der Pilzdiebe entdeckt.