Seite 2 - H_2004_06-07

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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
72. Jahrgang – Nummer 6-7
sich die Verantwortlichen dafür ein, der
Bevölkerung den Zugang zur bildenden
Kunst zu erleichtern. Ein interessantes,
Tirol-spezifisches Beispiel stellt die Er-
richtung des Tiroler Kunstpavillons im
kleinen Hofgarten in Innsbruck dar. Be-
reits im Oktober 1951 wurde diese vom
Land Tirol und vom Bund geförderte Ein-
richtung der Tiroler Künstlerschaft über-
geben, die ihre Eröffnungsausstellung auf
Initiative von Paul Flora hin, dem öster-
reichischen Grafiker und Aquarellisten
Alfred Kubin widmete.
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1956 wurde drei-
zehn Osttiroler Kunstschaffenden das
erste Mal die Möglichkeit geboten, sich in
einem erwartungsfreudigen und auch
medial beachteten Ausstellungsumfeld
zu präsentieren. Bereits zwei Jahre später,
im Herbst 1958, waren die Osttiroler Josef
Manfreda, Franz Walchegger, Elisabeth
Unterrainer, der Bildhauer Adrian Egger,
Hermann Pedit und Leopold Ganzer zum
Teil wiederholt vertreten
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.
In Wien fand die zeitgenössische Kunst
in den 1950er-Jahren unter anderem zuerst
in der Galerie Würthle ihre Repräsentanz,
Leopold Ganzer 1956 in der Lienzer Spitalskirche, wo er gleichzeitig mit Josef Manfreda
und Franz Walchegger ausstellte.
1964:
Die Ostti-
roler
Künstler-
schaft
war bereit
für eine
eigene
Ausstel-
lungslo-
kation.
Pläne zu
dem nicht
realisier-
ten Pavil-
lon-Bau
des Lien-
zer Archi-
tekten
Walter
Benedikt.
Ansicht
und
Grundriss
des
Kunstpa-
villons,
der für
den Platz
hinter der
Liebburg
konzipiert
war.
weitere „Schauplätze“ aktueller bis avant-
gardistischer Kunstabhandlung konnte
man ab der Mitte der 50er-Jahre in der
1954 von Monsignore Otto Mauer gegrün-
deten Galerie nächst St. Stephan, der Ga-
lerie Fuchs und in der 1958 von Hermann
Pedit
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mit zwei weiteren Künstlerkollegen
gegründeten Galerie Synthese finden.
Leopold Ganzer, eine 1929 in Innichen
geborene und heute in Wien lebende arri-
vierte Künstlerpersönlichkeit, gilt als
Hauptinitiator bzw. als Konzeptualist für
die Etablierung der Städtischen Galerie
Lienz. Seine in diesem Zusammenhang
rückblickenden Betrachtungen in Bezug
auf die Osttiroler Ausstellungs- bzw.
Kunstsituation sind insbesondere auf-
schlussreich, da sie unmittelbar aus dem
damaligen Kunstgeschehen gewachsen
sind und tatsächlich den Charakter
authentischer Konfrontation besitzen.
„In meinen Ausführungen versuche
ich, meine persönliche Situation und die
der Öffentlichkeit im Nachkriegs-Öster-
reich zu skizzieren. Es war wirklich ein
Beginn bei der Stunde Null, was die
Moderne betraf.“
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Die ersten Zusammenschlüsse von
Osttiroler Künstlern
Der
„Künstlerring Osttirol“
Rückblickend scheint der Eindruck zu
entstehen, dass sich speziell in Osttirol
nach dem Tod von Albin Egger-Lienz
1926 die Kunstlandschaft nur mehr in sehr
beschaulichem und abgeflachten Ausmaß
ihrer Verwirklichung nachhing und die
Kriegswirren ihr übriges dazu beitrugen.
Tatsächlich aber waren die jungen Kunst-
schaffenden sehr darum bemüht, sich eine
Plattform zu schaffen, anhand der sie ge-
meinsam ihre künstlerischen Arbeiten der
Öffentlichkeit näher bringen konnten.
Neben dem Aspekt der Durchsetzungs-
kraft einer Interessensgemeinschaft, war
natürlich auch die Notwendigkeit einer
räumlichen Ausstellungsstätte von Bedeu-
tung. Die Initiative der Osttiroler Künstler
sich zu einer rein zweckorientierten Be-
rufsvereinigung, zum
„Künstlerring Ost-
tirol“
, zusammen zu schließen, resultierte
am 31. Mai 1951 mit der Gründungsver-
sammlung. Als erster Obmann dieser Ver-
einigung wurde der Maler Franz Walch-
egger (1913 bis 1965) gewählt. Im
Sommer 1951 fand nun in der Lienzer
Volks- und Hauptschule die erste Über-
blicksschau statt, an der sich neben Franz