Seite 6 - H_2004_08-09

Basic HTML-Version

O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
72. Jahrgang – Nummer 8-9
Die Tiergruppe der Spinnenartigen um-
fasst derzeit weltweit etwa 84.000 Arten,
in Mitteleuropa noch 4.000, in Österreich
1.317, Südtirol 1080, in Osttirol erst
455/möglich etwa 1.750 (KOFLER
2001). Die einzelnen Systematischen
Gruppen sind: Echte Skorpione, Trug-
skorpione (= Unechte Skorpione), Web-
spinnen, Milben und Weberknechte.
Echte Skorpione
(Scorpiones): bei uns
nur der Deutsche Skorpion, auch Alpen-
Skorpion (Euscorpius germanus). Im Be-
zirk recht weit verbreitet und gut bekannt
wegen der Größe von 2-3 cm, dem Gift-
stachel am Körperende, daher auch ge-
fürchtet, der Stich entspricht dem einer
Wespe oder Biene. Derzeit kennen wir
etwa 80 Fundorte bei 160 Exemplaren:
vom Lienzer Stadtgebiet bis Oberpeisch-
lach, Matrei, Virgen, Heinfels, altes
Bergwerk bei Tessenberg 1.760 m, in den
Lienzer Dolomiten bis 2.170 m Große
Gamswiesenspitze (nach Literaturangaben
auch bei der Karlsbaderhütte). Die Tiere
brauchen warme und gut befeuchtete Be-
reiche. Man findet sie in Häusern, unter
Steinen und Rinden (KOFLER 2002).
Trugskorpione
(Pseudoscorpiones):
weltweit bei 2.500 Arten, durchwegs
kleine Bodentiere bis 4,5 mm, ebenfalls
mit Schere am 1. Beinpaar, Hinterleib nicht
zweigeteilt wie bei den Skorpionen. Im Be-
zirk erst eine zusammenfassende Arbeit
(KOFLER 1972) mit 19 Arten, möglich
sind vielleicht noch 20, alle Bereiche bis
ins Gebirge sind als Lebensraum besiedelt.
Webspinnen
(Aranei): weltweit bei
30.000 Arten. Die letzte Zusammenfassung
(KOFLER 2002) ergab über 260 Arten,
davon die Hälfte Neumitteilungen für den
Zeitraum 1972-1998. Inzwischen kommt
die Ameisen-Springspinne (Myrma-
rachne formicaria) hinzu, die aus eingetra-
genen leeren Schneckenschalen kroch, wo
sie den Winter verbrachte. Außerdem sind
noch mehrere Hundert Tiere zu bestim-
men. Nicht alle bauen die bekannten Netze,
aber alle sind an den 8 Beinen kenntlich,
und haben meist 8, seltener 6 Augen.
Milben
(Acari): die am wenigsten er-
forschte Gruppe mit weltweit über 30.000
Arten, in Osttirol erst bei 260 bekannt,
möglich etwa 1.000, in Südtirol (nach
SCHMÖLZER & HELLRIGL 1996) fast
400 Arten, möglich maximal 1.500. Die
kleinen Tiere mit unterschiedlichster
Form von 0,1 bis 4 mm, meist bei 2 mm
Länge, haben als Erwachsene 4 Laufbein-
paare, meist keine Augen, Mundwerkzeuge
saugend, beißend oder stechend, bewohnen
alle Lebensräume (auch Wasser), viele
als Parasiten bekannt: Zecken, Räude,
Krätze, an und in anderen Tieren, auch in
Mehl, Käse, Pölstern, Matratzen u. a.
In der Monographie von FRANZ (1943)
werden für den behandelten Raum der Mitt-
leren Hohen Tauern 354 Arten angegeben.
SCHATZ 1989,1990 behandelt Hornmilben
im Kalser Dorfertal an 6 Standorten von der
Daberklamm bis zum Tauernhaus von
1.520 m bis 1.830 m mit dem Ergebnis: 96
Arten, davon 3 neu für Österreich, 49 neu
für Osttirol, und betont den hohen Anteil
südeuropäischer Arten. SCHATZ 1995,
1996 untersuchte Trockenrasenböden im
Virgental und zitiert: 113 Arten, davon 1
neu für Österreich, 29 neu für Osttirol und
sogar 3 Neufunde für die Wissenschaft.
TOTSCHNIG & SCHATZ 1997, 1998 be-
fassten sich mit der Hornmilbenfauna in
einem Auwald an der Isel bei Glanz. Das
Ergebnis: 84 Arten, davon 4 neu für Öster-
reich, 13 erstmals in Osttirol. Es wurden ca.
13.000 Individuen ausgewertet, die Stück-
zahl pro m
2
lag im Schnitt bei 11.000 Stück,
maximal bis 23.000, dadurch wird die
Wichtigkeit der Milben zur Bodenbearbei-
tung einmal mehr unterstrichen. Die Horn-
Höhlenspinne (Lienz).
Weberknechte, mit Silberflecken.
Springspinne (Virgen).
Trugskorpione. Deutscher Skorpion (St. Johann).
Alois Kofler
Spinnentiere aus Osttirol