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nämlich im März 1938 der „Anschluss“
Österreichs an das Deutsche Reich erfolgt
und im Herbst 1939 der Zweite Weltkrieg
ausgebrochen, den auch die Familie Huber
mit all seiner Härte zu spüren bekommt. Im
Februar 1942 trifft die Meldung ein, dass
der Sohn Anton („Tone“) gefallen ist und
im folgenden Monat muss Hubert Lienz
verlassen, da er zum Reichsarbeitsdienst
nach Polen einberufen wird und wenig spä-
ter bereits als „Arbeitsmann“ Fronteinsatz
in Jugoslawien leisten muss. Er wird zur
Gebirgsnachrichtenabteilung 18 in Salz-
burg überstellt und bald darauf nach Grie-
chenland abkommandiert. Beim Rückzug
über den Balkan gerät er im Mai 1945 in
der Nachhut einer Kompanie in die ge-
fürchtete jugoslawische Kriegsgefangen-
schaft. In den schweren Jahren des Kriegs
und der Gefangenschaft lernt Hubert
Huber, auch schwierige Situationen richtig
einzuschätzen und darauf entsprechend zu
reagieren, um die Überlebenschancen zu
erhöhen. Er wird zunächst in verschiede-
nen Lagern in Slowenien interniert, ins-
besondere in Hornwald (Gotschee), dann
in den Lagern von Montenegro und Tito-
grad, bis er im Dezember 1948 von Semlin
aus entlassen wird.
Einstieg in die politische Laufbahn
Nach überstandener Kriegszeit und
Gefangenschaft, die wenigstens keine ge-
sundheitlichen Schäden hinterlassen hat,
arbeitet Hubert Huber für kurze Zeit wie-
derum in der Bezirkshauptmannschaft
Lienz und findet 1949 als Sekretär und
Landeskontrollor in der Landwirtschaft-
lichen Landeslehranstalt Lienz eine ihm
entsprechende Arbeit. Zur Konsolidierung
im privaten Bereich gehören die Errich-
tung eines Eigenheims in der Tristacher
Straße und die Heirat mit Hermine Pedar-
nig aus Schlaiten (1958). Aus der Ehe
gehen die Kinder Michael (geb. 1959),
Anton (geb. 1960), Christof (geb. 1961)
und Monika (geb. 1964) hervor. Als christ-
lich erzogener und lebender Mensch fun-
giert er von 1948 bis 1955 als Dekanats-
führer der Katholischen Jugend. Als erste
ausgesprochen politische Funktion über-
nimmt er von 1954 bis 1960 die Obmann-
schaft des Arbeiter- und Angestelltenbun-
des der Österreichischen Volkspartei in der
Stadt Lienz und ab 1960 die Stadtobmann-
schaft der Österreichischen Volkspartei,
die er bis 1996 behalten wird. Inzwischen,
im Jahr 1956, ist Hubert Huber in den
Lienzer Gemeinderat gewählt worden. Er
wird zum Stadtrat und Obmann des Perso-
nalausschusses bestellt und muss auch den
Vorsitz des Aufsichtsrates der Zettersfeld-
bahn-Aktiengesellschaft übernehmen. Der
Einstieg in die Politik wird für Hubert
Huber zur größten Herausforderung und
bestimmenden Aufgabe seines Lebens. –
Das Jahr 1962 bringt einen entscheidenden
Einschnitt in Hubert Hubers Leben.
Die Lienzer Bürgermeister der
Nachkriegszeit
Der Zweite Weltkrieg, der nicht nur vie-
len Lienzern an den Fronten und im Hin-
terland das Leben gekostet, sondern auch
durch die alliierten Bombardements in der
Stadt größte Schäden angerichtet hat, ist
erst 17 Jahre vorüber. Mit dem Wiederer-
stehen Österreichs nach dem Zusammen-
bruch des „Dritten Reiches“ kehrt man auf
Staats-, Landes- und Gemeindeebene wie-
der zum demokratischen System zurück.
Von den alliierten Besatzungsmächten
werden zwar die freie Bildung und Betäti-
gung von politischen Parteien gestattet,
doch ist die Durchführung von Wahlen
noch nicht sogleich möglich. Daher hat
auch der Lienzer „Gemeindeausschuss“
vom Mai 1945 bis zur Gemeinderatswahl
vom März 1950 lediglich provisorischen
Charakter.
Als erster Bürgermeister der Nach-
kriegszeit wurde Johann Ignaz Oberhueber
als Stadtoberhaupt eingesetzt. Einer alten
Lienzer Bürgerfamilie angehörend, als
integre, vornehme Persönlichkeit von der
Bevölkerung respektiert, und mit hohen po-
litischen Fähigkeiten ausgestattet, fand
diese Entscheidung sogleich Anerkennung
der britischen Besatzungsmacht. Vom 10.
Mai 1945 bis zum 25. August 1947 versah
Johann Ignaz Oberhueber das Amt des
Lienzer Bürgermeisters. Er war bereits in
der Zeit der Monarchie und nach dem Ers-
ten Weltkrieg Lienzer Stadtoberhaupt gewe-
sen. Ihm folgte nun der Lienzer Kaufmann
Alois Pichler von der inzwischen gegründe-
ten Österreichischen Volkspartei. In seiner
Amtszeit wurden wesentliche Maßnahmen
für den Wiederaufbau der Stadt getroffen.
Am 12. März 1950 fanden nach langer
Zeit zum ersten Mal wiederum Gemeinde-
wahlen nach freien demokratischen Grund-
sätzen statt, wobei sich die Österreichische
Volkspartei als bestimmende politische
Kraft konstituierte. Da Alois Pichler eine
Wiederwahl abgelehnt hat, ging der Fach-
lehrer Michael Meirer bei der Bürgermeis-
terwahl am 31. März 1950 als Stadtober-
haupt hervor. In der zwölfjährigen Amts-
zeit von Bürgermeister Meirer, dem ersten
„hauptamtlichen“ Lienzer Bürgermeister,
wurde durch eine umsichtige Stadtführung
ungeheuer viel für den Wiederaufbau und
die Ankurbelung der Wirtschaft geleistet,
weiters imWohnbau, auf schulischem Sek-
tor und im kulturellen Bereich.
Die für den 8. April 1962 angesetzte Ge-
meinderatswahl lässt eine drohende politi-
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
72. Jahrgang – Nummer 10-12
Hubert Huber als Soldat in Griechenland,
April 1944.
Hubert
Huber im
vierten
Lebensjahr
mit dem
treuen
Begleiter
Purzel.
Die
Familie in
einer Auf-
nahme von
1929.
V. l.: Mut-
ter Maria,
Johanna,
Hubert,
Anton
(„Tone“),
Vater
Anton.