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OSTTIROLER
NUMMER 1-2/2005
5
HEIMATBLÄTTER
(1987). Seine allerletzte Publikation führte
ihn noch einmal an seine geistigen Wur-
zeln heran: Unterkircher publizierte das
oben erwähnte Gedicht über Lappach zu-
sammen mit einer metrischen Übersetzung
(„Kinderjahre in Lappach“, 1989). Wäh-
rend der Drucklegung dieses Beitrages
verschied der Autor 85-jährig, wie einer
knappen Bemerkung der Redaktion zu ent-
nehmen ist
42
.
Kunst- und kulturgeschichtliche
Publikationen über Osttirol
Unter den zahlreichen Publikationen
über Osttirol sind jene zu kunsthistori-
schen Themen in der Mehrheit; die einzige
rein historische Arbeit befasst sich mit
dem Urbar der Herrschaft Lienz vom Jahre
1583 (Lienzer Buch, 1952)
43
. Anlass für
die Publikation war zum einen das damals
gefeierte 700-Jahr-Jubiläum der Stadt
Lienz und zum anderen die Tatsache, dass
sich eine der drei Abschriften des genann-
ten Urbars in der Nationalbibliothek befin-
det. Unterkircher gelingt es, aus dem
„trockenen“ Text interessante kulturge-
schichtliche Informationen herauszuholen,
die etwas von den Wirtschaftssorgen der
so genannten „guten alten Zeit“, wie es im
Untertitel heißt, erahnen lassen.
Einen Überblick über Osttiroler Persön-
lichkeiten aus Wissenschaft und Kunst
publizierte Unterkircher 1962 in einem
Merian-Heft über Osttirol. Hier werden
neun Maler bzw. Bildhauer und zwölf Ge-
lehrte (aus allen Sparten der Wissenschaft)
in kurzen Porträts vorgestellt. Unterkircher
hat darin das Andenken an einige Lands-
leute bewahrt, die sonst wohl weitgehend
in Vergessenheit geraten wären. Dazu ge-
hören etwa der Bildhauer Josef Matters-
berger aus Dölach (Gem. Hopfgarten i. D.),
der Botaniker Rupert Huter aus Kals oder
der Astronom Josef Rheden aus Amlach.
Zeit seines Lebens blieb Unterkircher
den „Osttiroler Heimatblättern“ verbunden,
in denen sich insgesamt zwölf Artikel bzw.
Aufsätze finden, von denen der erste 1929
und der letzte 1986 erschienen ist. Hinsicht-
lich seines späteren Werdegangs ist bereits
sein erster Artikel über das so genannte
„Sillianer Passionsspiel“ bemerkenswert,
befasste er sich doch hier erstmals mit einer
Handschrift, deren Wiederentdeckung ihm
zu verdanken ist
44
. Unterkircher veröffent-
lichte 1929 den Beginn des ersten Aktes in
den Heimatblättern, versehen mit einer his-
torischen Einleitung.
In den Jahren 1929-1931 legte Unterkir-
cher einige detaillierte Abhandlungen
über bis dahin zumeist noch wenig be-
kannte Kunstwerke Osttirols aus dem Mit-
telalter vor, die – zum Teil wörtlich – seine
1931 abgeschlossene Dissertation „Kirch-
liche Kultur und Kunst in Osttirol bis zum
Jahre 1400“ zitieren.
Folgende Kirchen wurden von ihm be-
handelt: St. Leonhard i. D., die alte Pfarr-
kirche von Anras, die Fresken in der Pfarr-
kirche von Prägraten, die Allerheiligenka-
pelle in Virgen, St. Georg und St. Rupert in
Kals a. G., St. Margareten in Dölsach
sowie die Nikolauskirche in Matrei i. O.
Ganz im Sinne der damaligen Wertschät-
zung für das Mittelalter äußerte sich
Unterkircher mehrmals kritisch über das
19. Jahrhundert
45
. Gleichwohl übergeht er
das, was in jüngerer Zeit entstanden ist,
nicht, wenn er etwa die Gewölbefresken
von Virgil Groder aus den Jahre 1894/95
in der Pfarrkirche von Kals
46
nennt, die
durch die Neuausmalung im Jahre 1960
(Wolfram Köberl) verschwunden sind. Un-
terkircher bringt auch eine detaillierte Auf-
zählung aller beweglichen Kunstwerke in
den Kalser Kirchen und Kapellen
47
. Seine
„reichlich trocken[en]“
Ausführungen,
wie er selbst sagt, fasst er mit folgenden
Worten zusammen:
„Ihr Hauptzweck soll
eine Inventarisierung der bemerkenswer-
ten Kalser Kunstwerke sein und dieser
Zweck wird auch auf diese Weise erreicht.
Wenn wir später einmal über das Schicksal
mancher ausgemusterter Heiligenfiguren
zu reden kommen, wird sich die Sache viel-
leicht weniger trocken abtun lassen.“
Manches wurde übrigens auch im Bild
festgehalten. So finden sich in seiner
Dissertation einige bemerkenswerte Fotos,
darunter Aufnahmen von A. Lottersberger
(St. Nikolaus), dem Restaurator Franz
Walliser (über die damals „entrestaurier-
ten“ Fresken von St. Nikolaus sowie von
Heinfels) und Unterkircher selbst (Aller-
heiligenkapelle).
Der umfangreichste seiner Aufsätze in
den Heimatblättern ist die kunst- und bau-
geschichtliche Beschreibung von St. Niko-
laus bei Matrei. Intensiv befasst sich
Unterkircher mit der Problematik der
Restaurierung der Fresken durch Johann
Franz Unterkircher (r.) und Bundespräsident Franz Jonas (Mitte) bei der Eröffnung der
Gutenberg-Ausstellung im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek (17. Mai
1968) (ÖNB Bildarchiv Pk 3350, Nr. 35).
Die Handschriftenabteilung der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien am
Josephsplatz (Foto: M. Huber).