Seite 2 - H_2005_04-05

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Die Hausiererfolge von Jakob, Veit und
Christian Kurzthaler (von Johann-Nepo-
muk fehlen Hinweise) sind 1848 so groß-
artig gewesen, dass sie es wagen konnten
– dem Trend der Zeit folgend –, die Firma
GEBRÜDER KURZTHALER zu gründen
zum Zwecke, Erzeugerstätten zunächst für
Strohhüte, später auch Filzhüte, sowie
stehende Handelsniederlassungen zu
schaffen. Der Aufbau der Strohhutfabrik in
Marostica, etwa 7 km südwestlich Bassano
di Grappa am Brentafluss, war das erste
gemeinsame Unternehmen, das bald nach
1848 in Angriff genommen wurde (auch
BRÜDER STEMBERGER waren dort
und TEGISCHER).
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Man hatte, wie die im
Quellenverzeichnis angeführten Autoren
darlegen, mit anderen Defereggern Erfah-
rung mit dem Handel von Strohhüten aus
dem Raume Stein/Domzˇale in Krain und
mit den feineren, teureren Venezianerhüten
aus der Florentiner Gegend und Marostica
– Bassano.
Jakob, geb. 1795, Vitus (Veit), geb. 1798,
und Christian Kurzthaler, geb. 1811,
waren in St. Veit wohlbekannte Persön-
lichkeiten, wie in der Chronik St. Veit fest-
gehalten ist. Veit war 1850 Gemeindevor-
steher und Jakob im Gemeindeausschuss.
Beide hatten sozusagen Welterfahrung und
waren mit dem eigenmächtigen Vorgehen
von Vikar Mühlmann nicht einverstanden
und „probten“ mit noch anderen Räten den
Aufstand mit dem Ziel, den Vikar außer
Tales zu bringen, was ihnen aber nicht ge-
lungen ist und eine „freiwillige“ Buße ein-
gebracht hat: Jakob und Veit spendieren
für die Fassarbeiten am Hochalter 1.000 fl.
Österr. W., Veit nochmals 236 Gulden für
ein rotgesticktes Messkleid und Jakob gibt
1869 den Anstoß für die Anschaffung der
Großen Glocke und stellt 1.000 Gulden
Österr.W. dafür zur Verfügung – und der
Friede hält in St. Veit wieder Einzug.
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Von Christian Kurzthaler ist nicht be-
kannt, ob er in St. Veit öffentlich tätig war.
Er erweckte aber sicher die Aufmerksam-
keit der St. Veiter, als er 1855 das „Wasten-
gut“ in Außeregg/St. Veit um 3.600 fl R.W.
von seinem Onkel Peter Gritzer kaufte und
„baar“ zahlte.
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Im selben Jahr heiratete er
Emmarenzia Prast vom Prastergut in
Außeregg. Schon vier Jahre später starb er
wahrscheinlich an Typhus, der 1865 in
Außeregg nochmals vier Todesopfer for-
derte. Bei Christian und Jakob Kurzthaler
ist im Heiratsbuch als Beruf „Handels-
mann“, bzw. „Händler“ eingetragen.
Die Fünfzigerjahre
Sie sind nun im Zeitabschnitt, in dem
sich der Generationswechsel vollzogen hat
und die Söhne von Veit – wie man zu
sagen pflegt – das Heft in die Hand neh-
men. Es sind dies: Johann-Baptist, geb.
1832, Alois, geb. 1843, Jakob, geb. 1849,
und Ferdinand Kurzthaler, geb. 1852. Veits
Bruder Jakob „waren alle Kinder wegge-
storben“. Er starb am 6. Juni 1872 „außer
den Ratschitscher Häusern an Schlagan-
fall“.
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Gründung von Filialen
Die Strohhuterzeugung in Marostica und
der Vertrieb der Waren haben Erfolg; denn
1860 entschließen sich die GEBRÜDER
KURZTHALER zur Gründung der Filiale
in Wels mit der Bezeichnung „Stroh- und
Filzhutfabrik Gebrüder Kurzthaler & Co.
Wels OÖ“.
Die Organisation und Führung wird
Johann-Baptist Kurzthaler übertragen, der
am 30. August 1860 das Haus in Wels,
Vorstadtplatz 57 (heute Kaiser Josefplatz
57), von Hermann Redlich käuflich er-
wirbt.
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Es wird das Wohnhaus der Familie,
in dem auch mein Großvater Christian
Kurzthaler wohnte und 1886 in diesem
Hause an Rippfellentzündung starb. Er
war Commis in der Firma (Betriebs- bzw.
Geschäftsführer) und ein Cousin zum acht
Jahre älteren Firmenleiter Johann-Baptist
Kurzthaler und wohl auch ein langjähriger
Mitarbeiter bei GEBRÜDER KURZ-
THALER.
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Die Familie des Johann-Bap-
tist hatte inzwischen sechs Kinder: August,
geb. 1868, Maria, Beate, Christine, Fritzi
und Emil, geb. 1884. August ist 1892 Be-
sitzer des Hauses am Vorstadtplatz und
verkauft es 1894 an Johann Parzer. Mutter
Maria, geb. Schneider aus St. Johann
(Pongau?) übersiedelt nach dem Tode
ihres Gatten, dessen Todesjahr nicht
eruierbar war (1890/91?), nach Salzburg.
Über das weitere Schicksal der Kinder
konnte ich nichts in Erfahrung bringen.
Die Verkaufs- und Betriebsräume waren
im Hause der Illensberger am Kaiser Wil-
helmring 15/Pfarrgasse 17 (heute Untere
Ringstraße 20/Pfarrgasse 32) angemietet.
Wann das geschah, konnte weder im
OÖLA Linz noch im Stadtarchiv Wels er-
mittelt werden.
Die Firma GEBRÜDER KURZTHALER
& CO. Wels OÖ. erzeugte und handelte mit
Herren-, Damen- und Kinderhüten.
Nach 1891 hatte die Firma Kurt Ladstät-
ter drei Jahre in Besitz (?) (Pächter?). Peter
Ladstätter & Söhne betrieben in Wels/
Bäckergasse ein Strohwaren Fabrikslager.
OSTTIROLER
NUMMER 4-5/2005
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HEIMATBLÄTTER
Medaillon Wels mit erhaltenen Auszeichnungen.
Medaillon Linz mit erhaltenen Auszeichnungen.