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Als die Bauersleut Christian Kurzthaler
(geb. 1766) und seine Frau Regina Klein-
lercher (geb. 1770) vom Zenzengut in
Außeregg, Gemeinde St. Veit i. D., ihre
Söhne Jakob, Veit, Johann-Nepomuk und
Christian im ersten Viertel des 19. Jahr-
hunderts in die Welt schickten, damit sie –
wie andere St. Veiter und St. Jakober auch
– als Hausierer mit Decken, Kotzen, Sen-
sen, Wetzsteinen, Holzschüsseln, Hand-
schuhen, Strohhüten, Birnenmehl, Uhren
usw. Geld verdienen, konnten sie nicht
ahnen, dass die „Gebrüder Kurzthaler“ im
ausgehenden Jahrhundert sich zu gut be-
stallten Geschäftsinhabern und Fabriks-
besitzern emporarbeiten würden.
In der langen Liste von St. Jakobern und
St. Veitern, die 1814 (1812) im Besitze
eines Hausiererpasses gewesen sein soll-
ten, ist Veit Kurzthaler erwähnt.
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Er ist 16
und sein Bruder Jakob 19 Jahre alt und
auch nicht volljährig, was bedeuten kann,
dass sie mit Vater Christian unterwegs
waren. Die Söhne Johann-Nepomuk und
Christian (geb. 1803 und 1811) sind zu
jung. So entschwinden die Gebrüder
Kurzthaler bis 1848 aus unserem Blick-
feld. Es ist nicht überliefert, in welchen
Ländern der Österreichisch-Ungarischen
Monarchie und Europas sie mit Ballen,
Kraxen, Rucksäcken, Buckelkisten … auf
Handelswegen gewesen sind und auch
nicht, womit sie Geschäfte machten. Wir
können annehmen, dass sie im Rahmen
der von verschiedenen Autoren dargestell-
ten Art und Weise unterwegs waren.
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Dr. Viktor Pogatschnig, der Gewerbe-
inspektor in Graz war, hatte beste Quellen
zur Verfügung, als er 1893 für die Lienzer
Zeitung in Nr. 35 und 36 diese aufschluss-
reiche Abhandlung verfasste, in der er u. a.
von der Strohhuterzeugung in der Haus-
industrie des Krainischen Feistritztales
berichtet, deren Erzeugnisse vor der indus-
triellen Niederlassung von den Defer-
eggern als Hausiererwaren vertrieben
worden sind: „…Diese tirolischen Hausie-
rer, welche zumeist aus Defereggen stam-
men, brachten Teppiche, Kotzen, Pferde-
decken herein und nahmen die billigen
Erzeugnisse der hausindustriellen Betrieb-
samkeit des Landes als: Strohhüte,
Schuhe, Wollstrümpfe und Tonwaren als
Rückfracht daraus mit sich fort.“
NUMMER 4-5/2005
73. JAHRGANG
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Hans Kurzthaler
Die Stroh- und Filzhutfabrikanten
„Gebrüder Kurzthaler“
Vom Hausierer zum Fabriksbesitzer und Geschäftsmann
Alter Firmendruck der Strohhutfabrik „GEBRÜDER KURZTHALER“ mit Ansicht der Produktionsstätte in Domˇzale (Domschale).