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OSTTIROLER
NUMMER 6/2005
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HEIMATBLÄTTER
Akribie bestätigend, zu beschreiben ist.
Durch die vermittelnden Kontakte des ehe-
maligen Bürgermeisters von Lienz, Hubert
Huber, erhielt er die Möglichkeit, in Wien
ein Kabinett in der Wohnung von Lorli
Egger-Lienz als Untermieter zu beziehen.
„Es war wirklich eine sehr spannende
Erfahrung für mich, so unmittelbar mit
den Bildern von Albin Egger-Lienz zu
wohnen, Mappen mit Rötelzeichnungen in
aller Ruhe studieren zu können und seiner
Tochter bei den Erzählungen über den be-
rühmten Vater zuzuhören. Auch ihre Vor-
liebe für die klassische Musik, Carl Orffs
,Carmina burana‘, kann als wichtige Anre-
gung für meine eigenen Musikvorlieben
gesehen werden.“
Als besonders reizvolle Ergänzung des
Gedankenaustausches mit Lorli Egger-
Lienz erwies sich ihr Geschenk an den
jungen Zeichner und Aquarellisten Eder,
nämlich Pinsel, Zeichenpapier und eine
Sammelmappe von ihrem Vater Albin
Egger-Lienz. ImAnschluss an das Jahr an
der Wiener Kunstschule absolvierte Oth-
mar Eder 1976/77 seinen mehrmonatigen
Militärdienst in Salzburg, um bereits wäh-
rend dieser Zeit für die Aufnahme an die
Wiener Akademie ernsthaft und mit erfah-
reneren Vorzeichen hinzuarbeiten. Durch
weitere regelmäßige Besuche in Lienz
kam es unter anderem auch zum orientie-
rungsreichen Gedankenaustausch mit dem
Osttiroler Maler Michael Hedwig, der
1974 an die Akademie der bildenden
Künste in die Meisterschule von Anton
Lehmden aufgenommen wurde.
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Ein vor-
angegangenes erfolgreiches Vorstellungs-
gespräch bei Gottfried Hula, ein damaliger
Assistent von Anton Lehmden, bestärkte
Othmar Eder nicht nur in seiner Entschei-
dung, sich den Prüfungskriterien in der
Meisterklasse bei Lehmden zu unterzie-
hen, sondern auch in einer gewissen Affi-
nität zur Arbeit Gottfried Hulas. Die Auf-
nahme in die Akademie gelang ihm im
Herbst 1977 nach einer dreitägigen Prü-
fung und mit der eingereichten Mappe mit
Landschaftsaquarellen, die zum Teil im
Stil von Egon Schiele gehalten waren.
„Ich gebe es zu, eigentlich wollte ich
immer in die Klasse von Max Weiler – lei-
der konnte ich an der Akademie nicht mehr
wechseln, und schließlich hatte ich bei
Anton Lehmden meine Freiheiten ...“
Als ausgesprochen bemerkenswert zeigt
sich auch die frühe Ausstellungspräsenz
Othmar Eders. Vorwiegend figurativ ange-
legte Tuschezeichnungen und Blätter in
Aquarell begleiten förmlich feine Bleistift-
kompositionen mit tatsächlich malerischen
Nuancen. Bereits Walter Crane (1845 –
1915) stellte in seinem Standardwerk „Linie
und Form“ von 1900 interessante Bezüge
zwischen einem Künstler und seiner Wahl
der Ausdrucksform her: „Aber jeder Zeich-
ner und Linienkünstler macht von der Linie
seinen besonderen Gebrauch und wendet
seine besondere Linienart an, je nach seiner
Neigung, Gewöhnung, Übung oder Indivi-
dualität. Die unendlichen Abweichungen,
die sich hier ergeben, könnte man (...)
Mundarten nennen.“
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Eine „Mundart“, die
sich im Laufe der Jahrzehnte selbstverständ-
lich eine sensibilisierte Modellierung zuge-
steht und nach jedem Gleichstand nach
neuen Schwerpunkten sucht. Nun, bereits
vor Beginn der Akademiezeit fand in der
Lienzer Galerie Kristein Eders erste Doppel-
ausstellung mit dem Zeichner Othmar Sie-
ger statt, die mit großem Interesse vom Pu-
blikum angenommen wurde. Es folgte eine
weitere Gruppenausstellung in der Galerie
Kristein, unter anderem mit dem Osttiroler
Kunstschaffenden Lois Salcher und in der
1977 neu gegründeten Lienzer Galerie Ron-
dula, wo Eder zum Teil mit Toskanaland-
schaften und Lienz-Aquarellen sozusagen
dem Publikum thematisch entgegen ging.
„Mir wurde bereits in dieser Anfangszeit
bewusst, dass jede Gefälligkeit am Be-
trachter meiner Arbeiten gegen meine
Eigenständigkeit verstößt. Der einfachste
Weg des künstlerischen Ausdrucks, um
breit akzeptiert zu werden, ist einfach nicht
mit meinem Naturell vereinbar!“
Als Ergebnis dieses Richtungswechsels
tendierte Othmar Eder nicht nur dazu, die
inhaltlichen Bezüge zu modifizieren bzw.
zu abstrahieren, sondern wechselte auch im
maltechnischen Bereich vom lichten Aqua-
rell zu Arbeiten in Tempera, Gouache und
auch Öl auf Karton, deren dumpfe Farbig-
keit beim Beschauer ein vielfaches Mehr an
Kunstverständnis voraussetzt. In einem
1992 im Rahmen einer Ausstellung erschie-
nenen Katalog schreibt ein Kenner seiner
Arbeit im Vorwort: „Es nötigt mir Achtung
ab, dass du der Verlockung, Zeit deines Le-
bens hübsche Toskana-Bilder zu verkaufen,
erfolgreich widerstehen konntest. Und ich
halte es für bemerkenswert, dass du in dei-
ner Arbeit darauf verzichtest, mit Vorbil-
dern zu kokettieren und bis heute ein
Suchender geblieben bist.“
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Annäherungen
an die Bildwerke von Paul Cézanne, Vin-
cent van Gogh und Paul Klee gelten für
Eder als wichtiger anfänglicher Einstieg im
Umgang mit der Malerei an sich.
Der Zeit an der Akademie von 1977 bis
zum Diplom 1982, während der Othmar
Eder regelmäßig das Begabtenstipendium
erhielt und immerhin zweimal von Anton
Lehmden mit dem Meisterschulpreis aus-
gezeichnet wurde, war neben dem konti-
nuierlichen Körperstudium und dem
„Abendakt“ bei Josef Mikl, natürlich auch
ein großer Teil dem Zeichnen und Malen
in der freien Natur, unter anderen in den
Steinbrüchen von St. Margarethen im Bur-
genland, gewidmet.
„Ich bin auf der Suche nach Motiven
und finde Formen“
Unspektakuläre Ausformungen der
Natur, künstlich manipulierte Landschafts-
Für das
Aquarell
„Schole
aus dem
Wald“, ein
Mitbring-
sel seines
Bruders
Michael,
erhielt
Othmar
Eder 1978
den Meis-
terschul-
preis bei
Anton
Lehmden.
1998-2000: Ohne Titel, Mischtechnik auf Leinen, 50 x 85 cm.