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OSTTIROLER
NUMMER 7-8/2005
6
HEIMATBLÄTTER
Unter fast 130 Arten der Kuckucksfami-
lie sind 50 echte Brutschmarotzer, d.h. sie
bauen keine Nester, brüten nicht, füttern
keine Jungen, das ist eigentlich bekannt.
Die einzige Art in Europa (
Cuculus cano-
rus
) ist unauffällig grau, manchmal braun,
an der Unterseite mit schwarz-weißen
Querstreifen (gesperbert) und hat einen
geraden Schnabel. Der Vogel ernährt sich
von Insekten, auch stark behaarten Rau-
pen. Zur Brutzeit ab April ertönt der typi-
sche Ruf, meist zweisilbig zwanzig- bis
dreißigmal oder noch öfter hintereinander,
im Tonabstand Kleine oder Große Terz.
Bei besonderer Aufregung ertönt ein fau-
chendes „hachachach“, daher der Name
„Gauch“ die Weibchen rufen „quickquick-
quick“ in schneller Folge, besonders nach
dem Legen. In fast 300 Vogelarten fand
man die abgelegten Eier, sogar beim Jagd-
fasan, in Deutschland bei fast fünfzig
Singvogelarten, ein Weibchen legt bis zu
20 Eier. Die aufgeregte Abwehr durch die
Wirtsvögel ist meist erfolglos, der Versuch
wird öfters gestartet. Jedes Einzel-Weib-
chen legt zeitlebens übereinstimmende
Eier, meist nur eines vor allem bei jener
Vogelart, bei der es aufgezogen wurde und
wo Größe und Färbung der Eier am besten
übereinstimmen. Bei der Eiablage muss
manchmal der Schnabel helfen, um das Ei
ins Nest zu bringen, die Wirtseier werden
manchmal weggetragen oder aufgefressen.
Die Brutdauer soll zwischen elf und fünf-
zehn Tagen betragen.
Der nackte, blinde und in den ersten fünf
Tagen stumme Kuckuck beginnt nach zehn
Stunden den gesamten Nestinhalt hinaus-
zuwerfen, das wurde bereits 1788 be-
schrieben. Die Triebhandlung ist angebo-
ren, Eier und Jungvögel des Wirtes werden
auf dem Rücken an den Nestrand befördert
und fallen nach unten, werden dann von
den Wirtsvögeln nicht mehr beachtet. Der
rasch wachsende Jungvogel nimmt das
ganze Nest ein und sperrt häufig, wodurch
die Stiefeltern umso eifriger füttern. Nach
dem Brutgeschäft verstummt der Vogel,
die Tiere ziehen im Herbst wieder nach
dem Süden. – Soweit einige allgemeine
Angaben in Kürze.
Wahres und Falsches vom Kuckuck
siehe KOFLER 1973.
Als
Wirte in Osttirol
sind bekannt:
Heckenbraunelle, Hausrotschwanz, Bach-
stelze, vielleicht auch Bergpieper, Feld-
lerche, möglich auch Neuntöter, Gras-
mücken, Rotkehlchen und Gartenrot-
schwanz (nach MORITZ-BACHLER
2001, S. 93-94).
Weitere Beobachtungen wären interes-
sant und willkommen.
Der
Hausrotschwanz
(
Phoenicurus
ochruros
) baute im Juni 2003 am alten
Feuerwehrhaus von St. Johann in der
Alarmknopfzelle ein Nest mit vier fast
weißen Eiern. Bauarbeiter wurden auf-
merksam, dass auch ein größeres grün-
liches Ei daneben lag. Der Wirtsvogel
wurde beobachtet, das Nest fotografiert, es
ergaben sich folgende Schlüsse: der
Kuckuck musste wegen der schmalen
Öffnung sein Ei mit dem Schnabel hinein-
gelegt haben, er hatte Eile oder wurde
gestört, denn er nahm vom Rotschwanz
kein Ei mit oder verschluckte das fünfte.
Beobachtungen in den Folgetagen und
Wochen ergaben, dass die Wirtsvögel das
Gelege verließen und nicht weiter be-
treuten, ob dafür der Bau- und Strassen-
lärm oder das ungewohnte Fremdei schuld
waren, kann nicht bestätigt werden.
Einige Formen von
Brutparasitismus
bei Insekten
(Auswahl):
Der
Kuckucksspeichel
ist kein Speichel
dieses Vogels, sondern eine schaumige
selbsterzeugte Hülle der Zikadenlarven
von zwei Familien mit elf einheimischen
Arten, die größten davon auffallend
schwarz-rot gezeichnet (Blutzikaden). Die
Larven leben oberirdisch und unterirdisch
an Sprossen und Wurzeln verschiedene
Pflanzen und saugen dort deren Säfte, der
speichelähnliche Schaum dient vor Aus-
trocknung und Gefressenwerden.
Die
Goldwespen
(
Chrysididae
), auffal-
lend glänzend grün, blau, rot gezeichnet,
bei uns ca. 50 Arten, schmarotzen bei so-
litären Pillen-, Lehm- und Grabwespen
sowie verschiedenen Wild-Bienenarten.
Hierher auch wenige Diebswespen (
Clep-
tes
), die bei Blattwespen parasitieren.
Ein
Kuckucksrüsselkäfer
:
Lasiorhyn-
chites sericeus
(in Osttirol nur ein Fund
1964), legt sein Ei in den Blattbau des
Eichenkugelrüsslers (
Attelabus nitens
), der
wesentlich häufiger zu finden ist.
Die
Kuckucksbienen
(
Nomada
-Arten,
bei uns ca. 30 Arten), schmarotzen bei an-
deren Wild-Bienen.
Die
Schmarotzer-Hummeln
(
Psithyrus
,
bei uns acht Arten), schmarotzen bei ande-
ren Hummeln (bei uns 34 verschiedene
Alois Kofler
Kuckucksei in St. Johann i. W.
Altes Feuerwehrhaus in St. Johann i. W., beim Abriss, rechts vom Garagentor die kleine
Nisthöhle (brauner Fleck).
„Tätigkeit“ des jungen Kuckucks (nach W.
Meise in Grzimek Bd.8, p.357).