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OSTTIROLER
NUMMER 7-8/2005
5
HEIMATBLÄTTER
Auffallende abweichende Hell- oder
Dunkelfärbung von der Normalfarbe bei
Pflanzen und Tieren gibt es viele, sehr
viele. Bei Änderungen zur teilweisen oder
ganzen Hell- bis Weißfärbung spricht man
von parziellem oder totalem Albinismus
(lateinisch albus = weiß), beim gegentei-
ligen Dunkel- bis Schwarzfärben ebenso
von Melanismus (griechisch melas =
dunkel, schwarz).
Ein ganz besonderes Beispiel fand der
Autor 1993 unterhalb der Lesachriegel-
Hütte beim Enzian: mehrere normalfärbige
dunkelblaue Blüten, zwei fast ganz weiße
und nur eine einzelne gestreifte, ähnlich
den Betunien. (Osttiroler Bote vom 9. 9.
1993). Immer wieder wird auch berichtet
von weißen Alpenrosen, Glockenblumen,
Teufelskrallen usw., ganz abgesehen von
verschiedensten Zucht- und Zierpflanzen.
Bei Tieren gilt allgemein auch eine große
Vielfalt: weiße Elefanten, Schlangen,
Giraffen, Gämsen, Mäusen und Ratten als
Labortiere u. a.
Zu berichten wäre von zwei Teil-
albinos: Hausmaus und Amsel:
Teilweise weiß gefärbte Mäuse wurden
im Jänner 2002 in Amlach Nr. 19 („Stoff-
lerbauer“) im Stadel beobachtet und zwei
Stück durch Fr. B. Dellacher dem Verfas-
ser gebracht. Leider gingen die Tiere trotz
bester Halterung nach etwa zwei Wochen
ein. Zur Feststellung der Art wurden die
Belege an Fr. Dr. F. Spitzenberger am Na-
turhistorischen Museum Wien geschickt
und um Beurteilung gebeten, die Tiere ver-
blieben dort: „Die Maus entspricht keinem
der genetisch bedingten, geläufigen Weiß-
fleckungstypen der Hausmaus (
Mus mus-
culus
) und könnte auf (vielleicht altersbe-
dingte) Stoffwechselstörungen zurückge-
hen. Ein queres, die Ohrbasen schmal
umfassendes Nackenband über die Hals-
seite bis zur Kehle ist reinweiß. Im Nacken
sind normal pigmentierte und weiße
Haare zu etwa gleichen Teilen gemischt,
und vom Vorderrücken zu den Rückensei-
ten und zum Hinterrücken spärlicher wer-
dende Gruppen erstrecken sich etwa bis in
den Bereich des Kreuzbeins. Unterseite,
Schwanz und Extremitäten zeigen keine
Besonderheiten. Auffälligerweise ist die
kurze Behaarung der Ohrmuscheln außen
und innen dunkler als das pigmentierte
Oberseitenfell und wirkt mit Ausnahme
spärlich eingestreuter weißer und brauner
Härchen praktisch schwarz. (briefl. Mitt.
12. 1. 2004: Auszug; für die Beurteilung
und Bestimmung allerbesten Dank).
Von der Schwarzdrossel, besser bekannt
als Amsel (
Turdus merula
), wurde vom
Verfasser ebenfalls bereits ein Sonderfall
berichtet [Osttiroler Heimatblätter 52 (10)
25. 10. 1984]: das Total albinotische Stück
hatte nicht nur rein weiße Federn, sondern
auch rote Augen und rosarote Beine. Am
25. Juni 1983 kam die erste telefonische
Mitteilung (Hr. Frömel), wenig später
wurde das tote Tier gebracht (fot. Ing.
Strobl), hielt sich also in der Südtiroler
Siedlung auf. Das gute und seltene Exem-
plar wurde durch die Fa. Wutte in Klagen-
furt um damalige 700 S präpariert, leider
mit schwarzen Augen und dunklen Beinen.
Im Zusammenhang mit Übersiedlung und
Platzmangel wurden mehrere Vogel-Stopf-
präparate an Hr. Leo Kranebitter ver-
schenkt und später von ihm an das Landes-
museum Ferdinandeum zur Verwahrung
übergeben.
Die abgebildete teilweise albinotische
Amsel stammt 2003 vom Friedhof in
Lienz. Sie wurde mehrfach gesichtet, be-
obachtet und fotografiert. Das Männchen
war sehr sangesfreudig und zufliegende
Weibchen wurden beobachtet. Teilalbinos
bei Amseln, Spatzen u. a. Vogelarten sind
aber nicht besonders selten.
Alois Kofler
Parzieller Albinismus bei Hausmaus
und Amsel
Enzian bei der Lesachriegel-Hütte, Kals a. G.
Amsel im Friedhof in Lienz.
Alle Fotos: Alois Kofler
Hausmaus aus Amlach.
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Anschrift der Autoren dieser Nummer:
OSR Alois Heinricher, Hauptschuldirektor
i. R., Roter Turm-Weg 1, A-9900 Lienz;
HR Mag. Dr. Alois Kofler, Meranerstraße 3,
A-9900 Lienz; Mag. Dr. Johann Neumayer,
Obergrubstraße 18, A–5161 Elixhausen,
Salzburg.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimat-
blätter“ sind einzusenden an die Redaktion
des „Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad
Pizzinini, A-6176 Völs, Albertistraße 2 a.