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OSTTIROLER
NUMMER 7-8/2005
4
HEIMATBLÄTTER
Kleblach-Lind und Steinfeld. Eine syste-
matische Suche der letzten drei Arten
könnte erfolgreich sein.
Die Ameisengrille (
Myrmecophila acer-
vorum
) ist mit 3 mm die kleinste Art. Es
sind blassgelbliche bis dunkelbraune, läng-
lich-ovale Insekten mit kleinem Kopf, ver-
kümmerten Punktaugen, langen Fühlern,
ohne Flügel, ohne Laut- oder Hörorgane,
mit dicken Hinterschenkeln zum Hüpfen.
Bei uns sind Männchen unbekannt, die Art
vermehrt sich parthenogenetisch, also
durch Ablage unbefruchteter Eier (Jung-
fernzeugung). – Die Tiere sind echte
Ameisengäste, die Art des Wirtes ist
scheinbar nicht sehr wichtig. Sie wechseln
auch das Ameisennest, verstecken sich
flink, fressen gelegentlich auch Eier und
Larven des Wirtes. Die vereinzelten Vor-
kommen in Kärnten können durch Nach-
weise in Osttirol ergänzt werden: Lienz-
Stadt, linker Drauweg 12. 9. 1969 drei
Larven und ein adultes Tier unter einem
Stein und 19. 4. 1993 in einem Föhren-
strunk jeweils bei der Braunen Hilfs-
Ameise (
Formica fusca
) ein Exemplar be-
obachtet; Schloss Bruck 25. 8. 1969, ein
Exemplar, Ameise nicht notiert; Lienz-
Stadt: Patriasdorf 16. 5. 1969 zwei Exem-
plare bei der Schwarzgrauen Wegameise
(
Lasius niger
); Lienz-Stadt: Grafenbachl
23. 4. 1970 drei erwachsene Tiere. – In den
letzten Jahren erfolgte die Suche nicht
mehr systematisch.
Die Grillen sind außerordentlich flink
und verkriechen sich schnell in den
Gängen der Ameisen. Offenbar werden sie
dort erst nach Annahme des Nestgeruches
geduldet.
„Unheimlich wird‘s erst, wenn in Mas-
sen –/– sie zirpend sich vernehmen lassen.“
(Eugen Roth l.c. = loco citato, s.o.).
Es könnte so einfach sein: Man nehme
bei einem Spaziergang im Freien von
einem wilden Rosenstrauch einen Schlaf-
apfel mit, den legt man unter das Kopfkis-
sen und alle Ein- und Durchschlafstörun-
gen sollen beseitigt sein. So hat man in viel
früheren Zeiten gemeint, aber die Wirk-
samkeit als Placebo oder die Autosugges-
tion könnte die heutige Erklärung liefern.
Zoologisch gesehen ist die Sache
wesentlich anders: die Weibchen der Ge-
wöhnlichen Rosengallwespe (
Diplolepis
rosae,
Familie: Gallwespen) legen die Eier
meistens an die Sproßenden der Sträucher,
die schlüpfenden Larven veranlassen im
Zweig die Pflanze zur Bildung von allseits
haarartigen Auswüchsen mit bis zu 5 cm
Durchmesser, daher in den laublosen Mo-
naten leicht sichtbar. Diese kugeligen Ge-
bilde heißen auch Bedeguar oder Rosen-
apfel und umschließen in der Mitte eine
Reihe mehrerer Kammern, in denen die
Maden sich entwickeln, dann verpuppen
und nach den Wintermonaten schlüpfen
die recht unscheinbaren Wespen. Die
Weibchen sind viel häufiger als die
Männchen (Sammlungsbelege 48:11
Stück) und auch mit 4 mm etwas größer
als ihre Partner 3 mm, diese sind zudem
recht unnotwendig, denn die Vermehrung
erfolgt meist ungeschlechtlich wieder
durch Ablage unbefruchteter Eier.
Die Verbreitung nach bisherigen Zucht-
belegen umfasst die Gegenden um Lienz:
Maria Trost und Schlossberg, Thurn,
Obergöriach, Iselsberg, Dölsach, Grittel-
dorf, Penzendorf/Assling, Unteralkus/Ainet
(bei 1.150 m bisher höchster Fund). Be-
vorzugt sind scheinbar sonnseitige Talleh-
nen, aber das muss nicht stimmen. Wohl
aber konnten diese auffallend gefärbten
Gallen an verschiedenen wildwachsenden
Rosen-Arten gefunden werden, eine Be-
vorzugung müsste die genaue Artbestim-
mung ermöglichen, aber unter unseren elf
Rosa-Arten sind die meisten recht selten,
nur die Hälfte wird öfters gefunden.
Besonders schön sind bei Zuchten die
nach Zahl und Art häufigen Parasitoide zu
beobachten, diese Kleinwespen verschie-
dener Familien schlüpfen oft zu Hunder-
ten, alle nur in mm-Größe, auffallend
bunt-metallisch oder einfach schwarz. Es
sollen mehrere Dutzend Arten schon ge-
funden worden sein.
Die Gallwespenfamilie umfasst weltweit
mindestens 1.600 Arten, die heimischen
Arten sind noch wenig bekannt. Besonders
auffallend sind die verholzten Kugeln meh-
rerer Arten an Eichen. Hinweise und Pro-
ben dazu sind immer noch willkommen.
Alois Kofler
Der Schlafapfel
Eichenschwamm-Gallwespe an Stiel-Eiche
in Lengberg bei Nikolsdorf 2004.
Foto: Alois Kofler
Rosengallwespe: oben Männchen, unten Weibchen.
Schlafapfel auf Heckenrose (Lienz-Schlossberg 1993, meist
Jungformen).
Foto: Alois Kofler
Maulwurfsgrille: Teilansicht von oben.
Foto: Alois Kofler