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OSTTIROLER
NUMMER 7-8/2005
3
HEIMATBLÄTTER
Der Vulgärname „Werre“ (auch Werle,
Werrn) ist weniger bekannt: Die Bezeich-
nung Maulwurfsgrille (
Gryllotalpa gryllo-
talpa
) erinnert im deutschen und zoologi-
schen Namen daran, dass diese Tiere an
den Vorderbeinen ähnliche Schaufeln be-
sitzen wie der Maulwurf bei den Säugetie-
ren und daher können sie gut weitläufige
Gänge im Boden graben.
Mit 4 bis 5 cm Länge ist dieses Insekt
unter den Langfühler-Heuschrecken recht
beachtlich, durch die walzenförmige Fin-
ger-Dicke aber einmalig. Die Tiere werden
selten beobachtet, weil sie tagsüber im
Boden leben, nur nachts und zur Fortpflan-
zungszeit „brummend umherfliegen“, letz-
teres beweist auch ein Fund in Lengberg
vom 22. Juni 1991 an der Schmetterlings-
Lichtfalle von H. Mair, Heinfels.
Im Garten- oder Ackerboden, oft wenig
unter der Oberfläche, graben und leben die
Tiere, sie fressen verschiedenes Kleingetier,
werden aber auch durch Wurzelfraß und
Unterwühlen an Jungpflanzen schädlich, da
findet man sie dann beim Umstechen im
Schrebergarten und beim Ackerbau. Ihre
Singapparate sind wohl entwickelt, aber die
Zirperei schlecht hörbar: das Männchen
trillert im Boden, die Weibchen geben nur
beim Erschrecken Laute von sich. Etwa
500 Eier werden in einer kleinen Höhle von
Größe eines Hühnereis in 5 bis 25 cm Tiefe
abgelegt. Die Entwicklung der Jungtiere
dauert etwa zwei Jahre. Das Höchstalter ist
offenbar ungenau bekannt.
Alois Kofler
Die größte, kleinste und andere Grillen
„Von Grillen ist nicht viel zu sagen: /wer möchte sich mit Grillen plagen?“ (Eugen Roth DTBV 1977:386)
Ameisengrille Große 3 mm: Abbil-
dung nach Hölzel 1955.
Maulwurfsgrille: Ganzbild.
Foto: Alois Kofler
Maul-
wurfs-
grille:
Aus-
schnitt
von
vorne
mit den
Grabbei-
nen; Ab-
bildung
nach
Hono-
michl
1998
(aus
Schaller
1962).
Diese Art ist von Nordafrika über ganz
Europa bis Süd-Skandinavien und West-
Asien verbreitet. Bei uns kennen wir das
Tier vor allem aus den Tallagen: im
Stadtgebiet von Lienz mehrfach bis zum
Gribelehof, Amlach, Tristach, Dölsach/
Göriach, Debant, im östlichen Drautal von
Oberdrauburg und Greifenburg.
Viel bekannter ist die Feldgrille (
Gryllus
campestris
): 20 bis 26 mm lang, Hinter-
schenkel unten auffallend rot, in sonnigen
Gebieten an kurzgrasigen Hängen, in
selbst gegrabenen Erdröhren bis 40 cm
Länge (mit Grashalmen gekitzelt als Kin-
derspiel), Nahrung kleine Insekten, auch
Pflanzen, Männchen mit lautem Lockge-
sang (Zirpen mit angehobenen Flügeln)
fast den ganzen Tag bis Mitternacht (Töne
mit 16.000 Hz, bei Altersschwerhörigkeit
nicht mehr wahrnehmbar).
„Der Grill schrill durch die Stille zirpt, /
wenn liebend er um Weibchen wirbt.“
(Eugen Roth l.c.)
Mehrere Eiablagen in den Boden, Lar-
ven mit ca. zehn Häutungen. – Weit ver-
breitet von England bis zum Kaukasus,
von Skandinavien bis Nordafrika. – In
Osttirol gut bekannt an entsprechenden
Biotopen von den Tallagen über mittlere
Höhenlagen bis zum Zettersfeld/Thurn
und Obstans/Kartitsch bei 2.000 m.
Sehr wahrscheinlich lebt bei uns auch
die ganz gelbliche Hausgrille oder das
Heimchen (
Acheta domesticus
) 16 bis 20
mm, ein Kulturfolger, ein Allesfresser, fast
nur in Häusern mit warmen Räumen und
Versteckmöglichkeiten, der Gesang ist
kräftig und schrill, oft lästig. Schon
dieser Balz-Ruf der Männchen wäre auf-
fallend genug. Nachweise für die Stadt
Lienz als wahrscheinlichsten Lebensraum
kennen wir aber noch nicht. In Kärnten
vielfach bekannt, nächster Fundort Ober-
drauburg (!).
Mehr überraschend wäre das Auffinden
der Stirngrille (
Gryllus frontalis
): am Kopf
des kleinen Tieres mit 12 bis 14 mm ein
gelber Streifen zwischen den Augen; sel-
ten an spärlich bewachsenen, steinigen
Orten, trockenen Wiesen, auch in alten
Baumstämmen oder im Mulm. – Nächster
Fundort in Kärnten: in Spittal und drei an-
deren Orten, dazu noch in der Sammlung
des Verfassers ein Exemplar von Drobol-
lach (1923).
Ebenso auffällig wäre ein Nachweis der
Moorgrille (
Pteronemobius heydeni
):
braun, 6 mm, lebt ausschließlich an Ufern
von Stillgewässern, auf Sumpfwiesen,
ganz vereinzelt in Kärnten: Keutschacher
See, am Thoner Moos bei Völkermarkt,
aber auch in den Sumpfwiesen zwischen