Seite 2 - H_2005_07-08

Basic HTML-Version

OSTTIROLER
NUMMER 7-8/2005
2
HEIMATBLÄTTER
160 Individuen von 61 Fundorten rangiert
an der siebten Stelle und die seltensten
Arten sind die Heidehummel (
B. jonellus
martes
) und die Erdbauhummel (
B. subter-
raneus
) mit nur je zwei Exemplaren von
zwei Fundorten. Fast alle Belege wurden
durch namhafte Spezialisten bestimmt
oder überprüft, nur bei älteren Literaturan-
gabenerfolgte die Übernahme nominell.
Kurzer Steckbrief zur Steinhummel
(gekürzt nach E. v. Hagen 1986, 2003):
Kennzeichen: Körper samtschwarz beim
Weibchen mit rotem Hinterleibsende vom
4.-6. Tergit, Männchen mit gelbem Quer-
streifen am Brustteil vorne (Collare).
Größe: Weibchen 20-22 mm, Männchen
12-16 mm. Arbeiter 14-16 mm
Volkgröße: 100 bis 200 Individuen
Vorkommen: Offenes Gelände, Wiesen,
Weiden, Brachen, Wegränder, Gärten,
Parks, an Hecken, Gebüschen, Waldrän-
dern, in Lichtungen, bis etwa 1.300 m
(in D).
Flugzeiten: Weibchen IV.-V., Arbeiter
IV.-IX., Männchen VII.-X.
Neststandort: Kleinsäugernester, Vogel-
nistkästen, Mauerhöhlen, in Scheunen,
Ställen, Schuppen, Dachböden u. a.
Besonderheiten: Pollenstorer (Aufbe-
wahren des Blütenstaubs in eigenen
Wachszellen), Kulturfolger, Königin mit
tiefem Brummton.
Haupttrachtpflanzen: Wiesensalbei,
Ackerbohnen, Rotklee, alle Disteln, Bü-
schelschön (bei uns seltene Kulturpflanze,
Phacelia tanacetifolia
), Goldregen, Kasta-
nien u.v.a., insgesamt fast 250 Pflanzen-
Steinhummelnest nach HAGEN 2003:156.
Missbildungen an verschiedenen Laub-
und Nadelhölzern sowie krautigen Pflan-
zen gibt es in Unzahl. Besonders auffal-
lende Formen haben den Trivial-Namen
„Hexenbesen“ oder „Donnerbüsche“.
Mehrfach bekannt sind diese Auswüchse
von Lärche, Tanne, Föhre, Berberitze,
Hainbuche, Rotbuche, Robinie oder auch
Birke und Ahorn. In den Osttiroler Hei-
matblättern 1994 (9/10) wurde vomAutor
ein großer Lärchen-Hexenbesen von der
Häusler Alm bei Mallnitz abgebildet,
sowie ein zweiter von der Waldgrenze im
Maltatal erwähnt.
Nunmehr liegt ein Foto von einem riesi-
gen Lärchen-Besen aus Osttirol vor, den
der Grafiker Klaus Dapra, Lienz, in 1.500 m
am 17. August 2003 beim Berg „Feuer am
Bichl“ in den Lienzer Dolomiten südlich
von Assling entdeckte, wo man den Ein-
druck hat, der Baumwipfel verschwindet
bald völlig als kleiner Rest. Ursachen für
diese Donnerbüsche sind, soweit über-
haupt bekannt, verschiedene Arten von
Rostpilzen, in anderen Fällen (z. B. Zap-
fensucht) untypischer Austausch von Erb-
anlagen. Der angeführte Berg wird neuer-
dings als „Feuer am Bichl“ bezeichnet und
im Osttiroler Wanderbuch 1998 von Wal-
ter Mair Nr. 521 namentlich begründet:
Primizfeiern oder andere kirchliche Höhe-
punkte wecken das „Feuer“ am Bichl.
ImAlpenvereinsführer Lienzer Dolomi-
ten 1984 Nr. 1.556 heißt es aber: unrichtig
sind die Namen: „Feuer am Bichl, Feuer
am Bühel, Feuer am Abendbühel“; der
Name stammt aus dem Volksmund
„Feirámp” (Feierabend), daher eigentlich
richtig: „Feierabendbichl“. Der Berg wurde
erstmals am 9. Juli 1900 durch Th. Ober-
walder erstiegen und hat eine Höhe von
2.001 m. – Für Foto und mehrfache Hin-
weise besten Dank an Klaus Dapra, Lienz.
Lärchenbesen am „Feuer am Bichl“.
Foto: Klaus Dapra
Alois Kofler
Riesiger Lärchenbesen in den Dolomiten
arten, davon 21 Kulturpflanzen, daher
wichtiger Blütenbestäuber.
Fundorte in Osttirol
(Kurzfassung
nach Gemeinden): Amlach, Ainet, Assling,
Außervillgraten, Heinfels, Kals, Kartitsch,
Lavant, Leisach, Lienz-Stadt, Nikolsdorf,
Nußdorf-Debant, Matrei, Obertilliach,
St. Johann, Thurn, Tristach, Virgen, fast
immer in mehrfachen bis zahlreichen
Bereichen des Ortsgebiets.
Ausgewählte Höhenangaben: Zettersfeld
1.900 m, Winkeltal 1.500 m, Tessenberg
1.400 m, Obstanser Wiesen 2.000 m, Obs-
tanser See 2.300 m, Instein Alm 1.750 m,
Dorfberg 2.100 m, Gwabler Alm 1.450 m,
Gamper Alm 1.970 m.
Literatur (Auswahl):
DALLATORRE, K.W.v. (1873): Beitrag zur Hymenop-
terenfauna Tirols. – Zeitschr. Ferdinandeums f. Tirol u. Vor-
arlberg 18: 251-280.
DALLATORRE K.W. v. (1877): Bemerkungen zur Gat-
tung Bombus Latr. I. Die Bombus-Arten Tirols. – Ber. nat.-
med. Ver. Innsbruck 8:3-21.
DALLATORRE K.W.v. (1882): Bemerkungen zur Gat-
tung Bombus Latr. II. Zur Synonymie und Verbreitung der
Gattung Bombus L. – Ber. nat.-med. Ver. Innsbruck 12:14-
31.
FRANZ, H. (1943): Die Landtierwelt der Mittleren
Hohen Tauern. – Denkschr. Akad. Wiss. Wien, math.-nat.
Kl. Bd. 107, 552 pp., Springer, Wien.
FRANZ, H. & J.KLIMESCH (1948): Erster Nachtrag
zur Landtierwelt der Mittleren Hohen Tauern. – Sitz.-Ber.
Österr. Akad. Wiss. Wien (math.-nat.Kl.) 158 1/22: 1-77.
HAGEN, E.v. (1986): Hummeln bestimen, ansiedeln,
vermehren, schützen. – Verl Neudamm – Neudamm, Mel-
sungen (JNN-Naturführer), 221 pp.
HAGEN, E.v. (2003): Hummeln bestimmen, ansiedeln,
vermehren schützen, 5. Aufl., 327 pp. – Fauna Verlag Not-
tuln.
HELLER, C. & K. W. v. DALLATORRE (1883): Über
die Verbreitung der Thierwelt im Tiroler Hochgebirge.
Sitz.-Ber. Akad. Wiss. Wien 1.Abt. 86:8-53.
NEUMAYER, J. & KOFLER, A. (2005, im Druck): Zur
Hummelfauna des Bezirkes Lienz (Osttirol, Österreich)
(Hymenoptera: Apidae, Bombus). – Linzer biolog. Beitr.
PITTIONI, B. (1937): Hummelfauna des Kalsbachtales
in Ost-Tirol, in: Festschrift für Prof. Dr. Embrik Strand Vol.
III: 64-122.
SCHLETTERER, A. (1887): Bienen Tirols. – Jber. k.k.
Staatsrealschule II. Bez. Wien 12: 3-28.
SCHWARZ, M., F. GUSENLEITNER, P. WESTRICH
& H.H. DATHE (1996): Katalog der Bienen Österreichs,
Deutschlands und der Schweiz (Hymenoptera, Apidae). –
Entomofauna Suppl. 8: 398 pp.
WERNER, F. (1934): Beiträge zur Kenntnis der Tierwelt
von Osttirol II.Teil. Insekten, Spinnen- und Krebstiere. –
Veröff. Mus. Ferdinandeum Innsbruck 13: 287-327.