Seite 1 - H_2005_07-08

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„Verschiedene Insekten
bilden Gemeinden, Be-
zirke, Städte oder Staa-
ten?“ (A. Assinger 26.
Feber 2005, Millionen-
show). Diese staaten
bildenden Insekten, auch
soziale Insekten genannt,
sind sehr bekannt: Termi-
ten (unrichtig „weiße
Ameisen“), manche Wes-
pen, wenige Bienen (eben
auch die Hummeln) und
die Ameisen. Alle „Staa-
ten“ sind besonders ge-
kennzeichnet durch die
Ausbildung von drei oder
vier Kasten: Männchen
(Drohnen), Weibchen,
Arbeiter (unvollkommene
Weibchen), Soldaten (zur
Nestverteidigung)
in
ganzjährigen oder auch
nicht überwinternden
Bauten aus verschiede-
nem Material.
Termiten:
Meist tro-
pisch-subtropisch: In Ös-
terreich eingeschleppt nur in Wien,
Hallein, in Deutschland in Hamburg und
Mannheim. Durch Importe mit Tropenholz
wären weitere Vorkommen in geheizten
Räumen durchaus möglich, die Tiere sind
sehr schädlich durch Graben von Gängen
in Holz- und Mauerwerk.
Wespen:
Verschiedene Arten, als größte
bei uns zunehmend die Hornisse.
Ameisen:
In überwinternden Nestbau-
ten aus oder in Fremdmaterial (bei uns fast
70 Arten), weltweit etwa 15.000 Arten.
Bienen:
Echte soziale Arten bei Honig-
bienen (
Apis mellifera
als heimisches
Haustier) und Hummeln (
Bombus
).
Soziale Bienen haben spezielle Drüsen
zur Brutpflege, dadurch ergibt sich die
Kastendifferenzierung, und zum Nestbau
körpereigene Wachsdrüsen.
Besonders interessant
ist das Vorkommen meh-
rerer Arten von Schmarot-
zer- oder Kuckuckshum-
meln, die keine Arbeiter
ausbilden, keine Sammel-
apparate und keine
Wachsdrüsen haben. Die
überwinterten Weibchen
dringen in bestimmte Nes-
ter ein, töten die Königin,
fressen die Brut, legen ei-
gene Eier und lassen die
Larven aufziehen, es ent-
stehen nur Männchen und
Weibchen. In manchen
Fällen leben die richtigen
und falschen Königinnen
im gleichen Nest.
Die Hummel-Weibchen
und Arbeiter können ste-
chen, tun dies aber nur
bei echter Lebensbedro-
hung, der Schmerz ist
dem Bienenstich ver-
gleichbar, die Hummel
geht aber im Gegensatz
zur Biene nach dem Stich
nicht ein, weil ihr Stachel keine Wider-
häckchen hat und wesentlich stärker ge-
baut ist. Für Allergiker ist natürlich große
Vorsicht geboten.
Die Osttiroler Hummelfauna ist nun
genau erfasst worden: Unter Auswertung
aller Literaturangaben, der verschiedensten
Sammlungen und eigenen umfangreichen
Belegen kennen wir 34 Arten (davon sie-
ben Schmarotzerhummeln, eine achte
schon in Mallnitz), bis 2003 aufgelistet in
5377 Datensätzen und damit eine ausge-
zeichnete Übersicht. Mit ca. 2,5 Indivi-
duen/km
2
der intensivst untersuchte Teil
Österreichs, 77 % der 45 Hummelarten
Österreichs gibt es in Osttirol! Die häu-
figste Art ist demnach die Helle Erdhum-
mel (
Bombus lucorum
) mit 389 Stück von
139 Fundorten, die Steinhummel mit
NUMMER 7-8/2005
73. JAHRGANG
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Steinhummel nach HAGEN 2003:156.
Alois Kofler & Johann Neumayer
Stein-Hummel (Bombus lapidarius):
Insekt des Jahres 2005
Den Hummeln begegnet man oft, aber
scheinbar in abnehmender Menge, Nest-
bauten sind eher selten zu finden. Zuerst
baut nur das überwinterte Weibchen
kleine rundliche Wachstöpfe, die aus den
Eiern schlüpfenden Larven werden mit
Blütensaft (Nektar) und Pollen gefüttert,
später übernehmen die neuen Arbeiter
die Nestpflege und Madenfütterung. Im
späteren Hochsommer entstehen dann aus
größeren Zellen auch Männchen, die aber
keine Nestarbeit verrichten, sondern nur
die ebenfalls neuen Weibchen befruchten.
Im Herbst sterben alle Arbeiter und Männ-
chen ab, nur die Weibchen überwintern
meist im Boden (Kältestarre: Diapause).
Nur etwa 20 % der Wintertiere sollen über-
leben. Das alte Nest wird im Folgejahr
meist nicht mehr verwendet.