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OSTTIROLER
NUMMER 7-8/2005
7
HEIMATBLÄTTER
Arten), töten die Königin und lassen die
eigene Brut versorgen.
Die
Kuckucksbienen
(
Sphecodes,
bei
uns 15 Arten) mit auffallend rotem Hinter-
leib (Blutbienen), schmarotzen bei Fur-
chenbienen (
Halictidae
) und anderen
Arten.
Auch bei Wegwespen (
Pompilidae
) kennt
man einzelne Arten, die ihren Genossen
eigene Eier an die für die Brut eingetrage-
nen Spinnen legen.
Echte Wespen
, allgemein bekannt
durch ihre gelb-schwarze Färbung, haben
auch Brutschmarotzer (bei uns derzeit
vier seltene Arten), wobei auch sie in die
fremden Nester eindringen, die dortige
Königin erstechen und ihre eigenen Larven
von den Wirtstieren aufziehen lassen.
Gerade bei Insekten ist die Erkennung
der einzelnen Arten oftmals sehr schwierig
und oftmals nur Spezialisten möglich.
Zitierte Literatur
KOFLER, A. 1973): „Wahres und Falsches vom
Kuckuck“. – Osttiroler Bote vom 24.5.1973, p.32.
MORITZ, D. & A. BACHLER (2001): „Die Brut-
vögel Osttirols“ ein kommentierter Verbreitungsatlas;
Eigenverlag Lienz, pp.277.
Gelege des Wirtsvogels mit grünblauem Kuckucksei.
Nest vom Hausrotschwanz.
Fotos: Alois Kofler
Zu den seltenen Durchzüglern in Osttirol
gehörte immer schon die Sperbergras-
mücke. Sie ist größer als die anderen Gras-
mücken und führt den Namen zu Recht
wegen der gebänderten Brust vor allem der
Männchen – eben wie ein Sperber.
Im Raum Tirol
galt die Sperbergras-
mücke im 19. Jahrhundert als ein „bloß in
Südtirol beobachteter Sommervogel“
(Dalla Torre und Anzinger: Die Schwalbe,
1896).
In Nordtirol:
Am Beginn des 20. Jahr-
hunderts konnte die Art an mehreren Stel-
len im Inntal festgestellt werden: zwischen
1899 und 1930: mehrere Brutvorkommen
zwischen Schwaz und Völs.
Der Bestand verschwand aber (Walde-
Neugebauer, 1936). Erst nach 1960 gab es
in Nordtirol wieder einige Beobachtungen,
so in Zams, Innsbruck und Stanz.
In Südtirol
: Bis zum Jahre 1973 lag aus
Südtirol nur eine einzige Beobachtung
vom Vinschgau vor – wahrscheinlich ein
Durchzügler.
Während einer Tagung der Arbeitsge-
meinschaft für Alpenornithologie in Mals
gelangen an einigen Stellen der Umgebung
vom 31. Mai bis 3. Juni 1973 mehrere Be-
obachtungen der Sperbergrasmücke. Auf-
fallend war, dass in all diesen Biotopen der
Neuntöter als Charaktervogel gilt.
Im Pustertal
wurden in den Jahren
1970 bis 1972 bei Welsberg und Taisten
Sperbergrasmücken beobachtet und im
Jahr darauf auch bei Niederdorf (Nieder-
friniger).
Zu diesen neuen Beobachtungen ver-
merkt W. Wüst („Avifauna Bavariae“,
1986), dass die Sperbergrasmücke in letz-
ter Zeit entlang der Süd- und Zentralalpen
nach Westen vorgedrungen ist (Vinschgau,
Engadin).
Für Bayern
bezweifelte Wüst in seiner
Arbeit (1986), ob überhaupt noch ein Paar
brütet. Ursachen des Rückganges: Lebens-
raum-Zerstörung, große Sensibilität der
Art am Rand des Verbreitungsgebietes.
In Osttirol:
Die frühesten Angaben über
diese Art stammen von Peter Defregger
(Lienz, 1970): Ein versierter Vogelfänger
aus Dölsach habe um 1942 eine Sperber-
grasmücke in der Bürgerau (östlich von
Lienz) gefangen. Josef Kühtreiber konnte
für seine Arbeit „Die Vogelwelt der Lien-
zer Gegend“ (1952) keine Osttiroler Beob-
achtung anführen. Er erwähnt die Art nur
für Oberdrauburg unter Berufung auf
Klimsch (1943). Eine einwandfreie, eigene
Beobachtung wurde von Peter Defregger
selbst übermittelt: eine Sperbergrasmücke
im Mai 1976 am Drau-Ufer bei Jung-
brunn, östlich von Lienz.
Für Kärnten
galt die Sperbergrasmücke
bis in die letzten Jahre als „seltener Durch-
zügler“ (Fantur, 1998: Die Vögel Kärn-
tens).
Das äußerst schüttere Beobachtungsma-
terial über die Sperbergrasmücke mag wohl
damit zusammenhängen, dass Österreich
für diese Art den SW-Rand des zentralpalä-
arktischen Verbreitungsgebietes darstellt.
Das Verbreitungsgebiet
der Sperber-
grasmücke umfasst den östlichen Teil Mit-
teleuropas von Süd-Schweden im Norden
bis zum Balkan im Süden und setzt sich im
Osten bis Süd-Sibirien und China fort.
Die Sperbergrasmücke ist ein ausgespro-
chener Zugvogel (Überwinterung vorwie-
gend in Ostafrika). Er trifft Ende April in
den Brutplätzen ein; der Wegzug beginnt
Ende Juli und setzt sich bis September fort.
Der erste Brutnachweis der Sperber-
grasmücke
im Sommer 2001 nördlich von
Lienz ist ein bemerkenswertes Ereignis für
die Vogelkunde Osttirols!
Der junge Vogelkundler Florian Hirsch-
egger erzählt davon: „Am 13. Mai hatte
ich das seltene Glück, ein Sperbergras-
mücken-Paar nahe des Weges vom Maria-
Trost-Stöckl nach Oberlienz zu beobach-
ten. Nur durch Zufall konnte ich dieses
unscheinbare Vögelchen entdecken. Das
Männchen machte nämlich durch ein an-
haltendes, metallisches ,Tschek-tschek‘
auf sich aufmerksam. Es ließ sich aus
nächster Nähe hervorragend beobachten,
wobei ich seine dunkelgrau gesperberte
helle Brust und seine stechend gelben
Augen erkennen konnte. Sein nervöses
Alois Heinricher
Die Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria)
Erster Brutnachweis für Osttirol