Seite 3 - H_2006_01

Basic HTML-Version

OSTTIROLER
NUMMER 1/2006
3
HEIMATBLÄTTER
„Alpkultur“ ist ein Forschungsvorhaben
der Österreichischen Akademie der Wis-
senschaften unter der Gesamtleitung von
Dr. Isolde HAUSNER (Institut für Öster-
reichische Dialekt- und Namenlexika).
Das Projekt begann im April 2004 und ist
auf einen Zeitraum von drei Jahren ange-
legt. Die Zielsetzung des Gesamtprojektes
besteht darin, eine möglichst umfangreiche
Erhebung der Berg- und Almnamen Ost-
tirols durchzuführen, deren historische
Daten zu erheben, die mundartlichen Lau-
tungen zu notieren und die linguistische
Analyse unter demAspekt der kulturhisto-
rischen Auswertung vorzunehmen.
Osttirol wurde deshalb ausgewählt, weil
es gleichzeitig Siedlungsraum dreier Völker
und Kulturen war – der Romanen, der
Slawen und der Germanen. Diese drei
Volksgruppen haben hier über eine längere
Zeitspanne hinweg mit- und nebeneinander
gelebt. In den Namen, die sie hinterließen,
lassen sich verschiedene Kulturtechniken
erkennen, wie etwa unterschiedliche Arten
der Urbarmachung (Brandrodung, Trocken-
legung etc.), oder die vielfältigen Formen
der Alpwirtschaft (Gemeinschaftsalpen,
Hochalpen, Galtalpen etc.). Ein großer Teil
des Namengutes ist auf die topographi-
schen Gegebenheiten, die Vegetation und
die Bewirtschaftungsformen bezogen.
Ein weiterer Grund für die Auswahl Ost-
tirols ist, dass hier die erwähnten Namens-
klassen noch nie systematisch untersucht
wurden. Zudem ist Osttirol ein überschau-
bares Gebiet und lässt trotzdem For-
schungsergebnisse erwarten, die für den
gesamten Alpenraum repräsentativ sind.
In einem ersten Schritt wurden in den
Archiven von Lienz, Innsbruck, Salzburg,
Wien, Brixen, Innichen und Bozen histori-
sche Quellen aus dem Zeitraum vom 8. bis
zum 19. Jahrhundert untersucht. Zwar
lagern viele Dokumente, die für das Pro-
jekt wichtig sind, in Innsbruck, aufgrund
der komplizierten Besitzverhältnisse (Teile
Osttirols waren lange unter Salzburger und
Brixner Herrschaft) finden sich aber auch
in den anderen Archiven belegträchtige
Quellen. Daraus werden alle Nennungen
von Namen, die Almen oder Berge be-
zeichnen, herausgefiltert und in eine Da-
tenbank aufgenommen. Aus diesen in der
Schreibung zum Teil stark differierenden
Frühnennungen können Rückschlüsse auf
die Bedeutung der Namen gezogen wer-
den. Neben den rein sprachlichen Daten
werden in die Datenbank auch Informatio-
nen zu Bräuchen, Sagen, wirtschaftlicher
Nutzung etc. aufgenommen, die mit den
Namen in einem Zusammenhang stehen.
Neben den schriftlichen Belegen sind
natürlich auch die dialektalen Lautungen
von Interesse. Diese liegen einerseits in
einer Sammlung vor, die bereits Prof. Dr.
Maria HORNUNG während ihrer zahl-
reichen Osttirol-Urlaube angelegt hat. Da
hier jedoch nicht alle Namen erfasst sind,
werden Nacherhebungen nötig sein.
Um die Wissenschaftlichkeit der Ergeb-
nisse zu gewährleisten, wird das Projekt von
namhaften österreichischen Forschern un-
terstützt: Prof. Mag. Dr. Peter ANREITER
(Universität Innsbruck, Abteilung Sprach-
wissenschaft), em. Prof. Dr. Guntram A.
PLANGG (Universität Innsbruck, Institut
für Romanistik), Prof. Dr. Heinz-Dieter
POHL (Universität Klagenfurt, Institut für
Sprachwissenschaft und Computerlinguis-
tik) und Dr. Isolde HAUSNER (Österrei-
Christian Chapman – Theresa Hohenauer – Claudia Posch – Gerhard Rampl – Kathrin Sohm
Projekt „Alpkultur“
Kulturhistorische Namendokumentation im Alpenraum: Die Berg- und Almnamen Osttirols. Ein Werkstattbericht.
Panoramaaufnahme vom Bösring aus (Karnische Alpen) Richtung Obertilliach (kleiner Ort im Zentrum). Zu sehen von links nach
rechts: Dorfberg, Pfannegg, Golzentipp, Eggenkofel, weiter rechts die Lienzer Dolomiten.
Am Weg zum Spitzenstein, seit jeher wich-
tiger Grenzberg zwischen den Gemeinden
Anras und Obertilliach.
Herbstlicher Blick vom Thurntaler (Sillian) auf den Karnischen Kamm.