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OSTTIROLER
NUMMER 1/2006
2
HEIMATBLÄTTER
schaft‘ (z. B.: Ackerfurche, Leuchse am
Wagen) und ,Häusliches‘ (z. B.: Asche,
waschen, zäh) werden angesprochen.
Die Angaben des an sich für diese Belange
ungeschulten Sammlers OBBRUGGER zeu-
gen von Sensibilität für den Dialekt.
Ein Beispiel hierfür sei das Wort ,da
Türa‘ (Türer) auf die Frage 33: Tür-
schwelle (Drischübel, Drischpel). Die An-
gabe OBBRUGGERS entspricht nicht den
in den Klammern angegebenen erwarteten
Ausdrücken. Sie wird ferner durch die im
Institut vorhandenen Fragebögen aus
Außervillgraten (NOCKER) und Innervill-
graten (LANSER) bestätigt und ergibt mit
den Belegen aus den Publikationen des
Wörterbuchs der Tiroler Mundarten von
Josef SCHATZ (1955/56, S. 668) für
Defereggen und der Mundartkunde Ost-
tirols von Maria HORNUNG (1964, S. 21)
für das Lienzer Becken ein relativ ge-
schlossenes Mundartgebiet.
Von der Sammlung zum
Datenbankeintrag – Vom
Einzelbeleg zum Wörterbuch
Die ausgefüllten Fragebögen und private
Sammlungen sind am Institut für Öster-
reichische Dialekt- und Namenlexika ex-
zerpiert worden und sind im so genannten
Hauptkatalog auf Einzelzetteln katalogi-
siert. Seit 1993 werden die Unikate des
Zettelarchivs unter dem Blickwinkel der
Beschleunigung der Wörterbucharbeit digi-
talisiert. Die Belegeingabe in die Daten-
bank der bairischen Mundarten in Öster-
reich (DBÖ), die derzeit von acht halbtags
beschäftigten Datatypistinnen vorgenom-
men wird, soll 2006/07 abgeschlossen sein.
Die DBÖ wird als Belegdatenbank den
Zugang zum einzigartigen, sprachwissen-
schaftlich, volkskundlich und kulturhisto-
risch bedeutsamen Belegmaterial erleich-
tern. Als Dokumentationsarchiv ist sie
Basis der quellenkritischen Arbeit zum
WBÖ. In der im Aufbau befindlichen Mit-
arbeiterdatenbank kann beispielsweise dem
Lebenslauf eines Mitarbeiters, Sammlers
und/oder einer Gewährsperson nachgegan-
gen werden. Auf diese Weise können Loka-
lisierungs- und Datierungsfragen geklärt
werden sowie Verlässlichkeitsbewertungen
eines Einzelbelegs vorgenommen werden.
Die Digitalisierung eröffnet neue Zu-
gänge zu den wertvollen Unikaten. Es ist
zu erwarten, dass die auf diese Weise ent-
stehende Datenbank noch weitere Erkennt-
nisse über die einzelnen Sammlungen zu
Tage fördern wird und der Beitrag Ost-
tirols und seiner Mitarbeiter, Sammler und
Gewährspersonen an diesem Jahrhundert-
projekt nicht nur qualitativ einschätzbar,
sondern auch quantifizierbar wird.
Informationen
:
– Näheres zum Wörterbuch s. Hubert
BERGMANN: Kein „Zwutschkerl“: Bai-
rische Mundarten in Österreich (http://
science.orf.at/science/news/48167).
– Näheres zur Digitalisierung s. Ingeborg
GEYER: Die digitale Dialektdatenbank
Österreichs (DBÖ) und das Wörterbuch
der bairischen Mundarten in Österreich
(WBÖ; http://www.uni-tuebingen.de/
zdv/zrlinfo/prot/prot781-diadb.html)
und Eveline WANDL-VOGT: Die
Dialektdatenbank Österreich (http://
science.orf.at/science/news/55905).
– Institut für Österreichische Dialekt- und
Namenlexika (http://www.oeaw.ac.at/
dinamlex), ebd. weitere Literaturangaben.
Anmerkung:
* Zum Leben OBBRUGGERS s. a. D. Sch.: VSD i. R.
Josef Obbrugger – 80 Jahre. In: Osttiroler Heimatblätter
46/4 (1978), o. S.; Hans Waschgler: Dem Freund und
Mitschüler Josef Obbrugger zum Gedenken. In: Ost-
tiroler Bote 43 (1984) S. 8; „Pro Ecclesia et Pontifice“ für
Dir. Josef Obbrugger. In: Osttiroler Bote 8 (1980) S. 3.
Das Herzstück der WBÖ-Redaktion: Der HAUPTKATALOG, das Zettelarchiv zum „Wörter-
buch der bairischen Mundarten in Österreich (WBÖ)“.
Alle Aufnahmen: E. Wandl-Vogt
HAUPTKATALOG: Beleg im Zettelarchiv, Exzerpt aus dem
Originalfragebogen. Der „Eingegeben“-Stempel zeigt an, dass
der Beleg bereits digitalisiert und vom wissenschaftlichen Perso-
nal überarbeitet worden ist, z. B. Stichwortansatz.
DATENBANK: Mit dem Exzerpt korrespondierender Eintrag. –
Aufgrund der Zeile *A*(Archiv) ist der dem Datenbankeintrag ent-
sprechende Zettelbeleg im Hauptkatalog auffindbar. Das *HL*
(Hauptlemma) gibt das Stichwort an, unter dem der Beleg im Wör-
terbuch eingearbeitet werden wird. Die *QU* (Quelle) nennt Ort
und Sammler lt. Originalbeleg, während in der durch das Programm
ergänzten *QU/N* (Quelle/Neu) mittels alphanummerischer Sigle
eine Systematisierung erfolgt, vgl. Lokalisierung [12.0c03], Datie-
rung [1928-1930] und Verlässlichkeit [Obb.:EfB]. Der
Text der Fragebuchnummer wird programmtechnisch ergänzt;
grammatikalische Angaben [sg1, m+A] werden von den Data-
typistinnen bzw. den wissenschaftlichen Mitarbeitern beigefügt.