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OSTTIROLER
NUMMER 3-4/2006
2
HEIMATBLÄTTER
„Es sauget eine Zecke hier
und ist dennoch kein Säugetier“
(MEHLHORN 1992)
In allen Medien wird über den „Gemei-
nen Holzbock“ (
Ixodes ricinus
) und seine
Gefahr für die menschliche Gesundheit
wegen Erkrankung durch Frühsommer-
Meningo-Encephalitis (FSME), Borre-
liose, Ehrlichiose u. a. berichtet. Viel we-
niger weiß man über andere
Ixodes
-Arten
und weitere Verwandte z. B. Taubenzecken
(
Argas
-Arten), die Braune Hundezecke
(
Rhipicephalus sanguineus
) und ähnliche
Parasiten. Die Schafzecke (
Dermacentor
marginatus
) und die Auzecke (
Dermacen-
tor reticulatus
), kommen beide in Osttirol
vor, sind aber sehr viel seltener.
Die Literatur über Schädlinge ist sehr
umfangreich und wird immer wieder durch
Neuauflagen verbessert. (s. LEDERER
1931, FRANZ & KRIEG 1982, MEHL-
HORN 1992, HESS 1993, v. a. KEIL-
BACH 1966, ENGELBRECHT 1989,
WEIDNER 1993). In den letzten Jahrzehn-
ten konnten zahlreiche Anfragen zu Lästlin-
gen und Schädlingen in Haus und Garten
geklärt und Hinweise zur Vermeidung,
manchmal auch zur Bekämpfung gegeben
werden, auch als Nicht-Kammerjäger.
Über den je nach Sättigungsgrad 1,4 bis 14
mm unterschiedlich großen Holzbock wurde
bereits bei KOFLER 2002 berichtet. Hier
sollen nur die größeren um 5 mm langen
Dermacentor-Arten angeschlossen werden.
Familie: Schildzecken (Ixodidae):
Rücken des Körpers mit einem Schild,
der beim Männchen die ganze Rücken-
fläche bedeckt, beim Weibchen und bei
Jugendformen nur einen kleinen Abschnitt.
hinter dem Köpfchen, typisches Merkmal
auch beim Holzbock.
Schafzecke, Große Schafzecke, Weide-
zecke (
Dermacentor marginatus
): Schild
mit weißem Pigment und dunklen Flecken
verziert. Häufigste Art, meist herdartig, v. a.
im Süden Mitteleuropas, in trockenrasigem
Brachland, das als Schafweide genutzt wird.
Wirte sind Wiederkäuer, besonders Schafe,
auch der Mensch, gelegentlich durch
Hunde, die in einem Herdegebiet herum-
streiften, in Wohnungen eingeschleppt.
(auszugsweise nach WEIDNER 1993). –
Gesamtverbreitung: von der Iberischen
Halbinsel bis China, im Süden Europas eher
in Waldgebieten, nördlich in Wärmegebie-
ten. Im Trentino und im Tessin häufig; in
Südtirol: Vinschgau 1987/90 HELLRIGL
1996:248 (Große Schafzecke). In Nordtirol
bei Innsbruck: Martinswand, Kranebitter
Klamm, Hötting), am Eingang ins Ötztal
bei Brunau (THALER 2003), in Ostöster-
reich „in einigen Lokalitäten“, Donauauen,
Rosaliengebirge, Schilfregion am Neusied-
ler See. Hier wurden als Wirte nachgewie-
sen: Maus (
Apodemus
), Igel (
Erinaceus eu-
ropaeus
), Feldhase (
Lepus europaeus
),
Fuchs (
Vulpes vulpes
), Reh (
Capreolus ca-
preolus
) und Haushund (
Canis familiaris
)
nach STITZ 1975a. Seitdem sind sicherlich
weitere Funde und Wirte bekannt gewor-
den. Die Unterscheidung der beiden Arten
ist besonders beim Männchen durch die
Form der Palpen (Taster) möglich (CERNY
1971, SIXL 1975 b, THALER 2003).
Osttirol: Iseltal: St. Johann-Umgebung,
einzelne Exemplare auch auf der Sonnseite
am Roßkopfweg, von Gras und Gesträuch
gestreift: 31. 5. 1986, 8. 5. 1993, 4. 6.
1993, 9. 5. 1994, 13. 5. 1999 nur jeweils
ein Weibchen, 7. 4. 1996 1 Männchen.
Auffallende Häufung im Frühjahr und fast
nur Weibchen, die offenbar überwinterten.
Lienz-Umgebung: Nikolsdorf: Flug-
platz Lengberg 2. 7. 1987, ein Weibchen.
Lienz-Stadtgebiet: 15. 12. 2005 ein jun-
ges, kleineres W, gefunden von Fr. Graus-
gruber vermutlich mit Hund (Pudel) nach
Spaziergängen eingeschleppt, lebend über-
bracht von Fr. Stremitzer.
Auzecke (
Dermacentor reticulatus
, =
D.
pictus
):
Vorkommen und Verbreitung ähnlich
wie vorige Art, Unterscheidung der beiden
Arten nur mikroskopisch möglich, Form
und Färbung des Schildes gleich.
Bisher nur ein Einzelfund: Dölsach, auf
verschiedenem Gesträuch 5. 4. 1967 be-
stimmt von Dr. H. Nemenz 1971 (als
D.
pictus
), Landesmuseum Graz, ein Männchen.
Literatur (Auswahl):
CERNY, V. (1971): About two species of ixodid ticks
(Acarina, Ixodoidea) recently found in Austria. – Folia pa-
rasitol. (Praha)
18
:160.
ENGELBRECHT, H. (1989): Schädlinge und ihre Be-
kämpfung. – 254 pp., 135 Abb., 10 Tab. – VEB Fachbuch-
verlag Leipzig.
HELLRIGL, K. (1996): Die Tierwelt Südtirols. – Veröff.
Naturmus. Südtirol, Bozen,
1
, 828 pp.
HESS, J. &A. HESS (1993): Heimliche Untermieter. –
Von allerlei Getier zwischen Keller und Dach. – 4. Aufl.,
128 pp. – F. Reinhardt-Verlag Basel/Kassel.
KEILBACH, R. (1966): Die tierischen Schädlinge Mit-
teleuropas. Mit kurzen Hinweisen auf ihre Bekämpfung. –
784 pp., 480 Abb., 6 Taf. – Verl. G. Fischer Jena.
KOFLER, A. (2002): Der Holzbock (
Ixodes ricinus
),
keine gewöhnliche Zecke. – Osttiroler Heimatbl.
70
(7-8),
3 pp., 3 Abb. – Monatsbeilage zum Osttiroler Boten.
LEDERER, G. (1931): Einführung in die Schädlingskunde.
– 472 pp., 33 Taf., 200 Abb., – A. Kernen-Verlag, Stuttgart.
MEHLHORN, B. & H. MEHLHORN (1992): Zecken,
Milben, Fliegen, Schaben. – Schach dem Ungeziefer. – 219
pp., 2. Aufl., Springer-Verlag Berlin, Heidelberg.
SIXL, W. (1975a): Zum Vorkommen von
Dermacentor
marginatus
und
Dermacentor reticulatus
in Österreich
(Arach., Acari, Ixodidae). – Mitt. Abt. Zool. Landesmus.
Joanneum
4
(1):7-10.
SIXL, W. (1975 b): Contribution to the Morphology of
Dermacentor reticulatus
and
D. marginatus
larvae (Arach.,
Acari, Ixodidae). – Mitt. Abt. Zool. Landesmus. Joanneum
4
(1): 11-19.
THALER, K. (2003): Fragmenta Faunistica Tirolensia –
XV (Arachnida: Araneae, Acari (Ixodida); Diplopoda; In-
secta: Archaeognatha, Zygentoma, Blattariae). – Ber. nat.-
med. Ver. Innsbruck
90
:151-163.
WEIDNER, H. (1993): Bestimmungstabellen der Vor-
ratsschädlinge und des Hausungeziefers Mitteleuropas. – 5.
Aufl., 328 pp., 220 Abb. – Verl. G. Fischer Stuttgart Jena
New York.
Alois Kofler
Die Schafzecke und Auzecke in Osttirol
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Mag. Dr. Alois Kofler, Meranerstraße 3,
A-9900 Lienz – Mag. Bernhard Gutwenger,
Venedigerstraße 6, A-5600 St. Johann i. Pon-
gau – Hermann Mair, Panzendorf 112, Hein-
fels, A-9920 Sillian.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimat-
blätter“ sind einzusenden an die Redaktion
des „Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad
Pizzinini, A-6176 Völs, Albertistraße 2 a.
Schafzecke, Männchen.
Holzbock, Männchen.
Schafzecke, Weibchen.