Seite 1 - H_2006_03-04

Basic HTML-Version

„Zum Schluss den Liebling aller Damen,
das Tierlein mit den hundert Namen:
Marienkäfer – ‘s Frauenkäferl, vom
Verslein mit dem Honighäferl,
das Sonnenkalb, die Herrgottskuh und
was noch jeder weiß dazu“.
(Eugen Roth, DTV 1973)
Die Verse des Dichters deuten mehrfach
eine liebevolle Wertung dieses Marienkäfers
(
Coccinella septempunctata
) (Abb.1). Der
nordischen Göttin Freya, zuständig für
Liebe und Fruchtbarkeit, soll dieser Marien-
käfer geheiligt gewesen sein. Glückssym-
bole und Motive davon gibt es vielfach,
schon vor 20.000 Jahren. Der Begründer der
internationalen Benennung von Pflanzen
und Tieren durch zwei lateinisch-griechische
Wortbildungen Karl v. Linné (1707 bis
1778) beschrieb 1758 in seinem grundlegen-
den Werk „Systema naturae“ erst 36 Arten
dieser Käferfamilie. Heute kennt man welt-
weit 5.500 Arten, in Europa 230, in
Deutschland 80, in Osttirol immerhin 58, die
kleinste (
Scymnus punctillum
) nur 1,2 bis
1,5 mm lang und ganz schwarz.
Alle Marienkäfer sind außerordentlich
variabel in ihrer Färbung, der Siebenpunkt
eher weniger, aber schon der Wiener Haupt-
schuldirektor L. MADER I. Teil Taf. 29
weist 30 Variationen aus, die damals auch
benannt wurden: von einfarbig braungelb
(ab.dulcis süß, lieblich) bis ganz schwarz
(ab. anthrax kohlschwarz) (Abb. 2).
Diese Art lebt an krautigen Pflanzen und
frisst verschiedene Arten von Blattläusen. In
Mitteleuropa leben 68 % dieser Familien-
arten vorwiegend von Blattläusen und sind
daher oftmals echte Nützlinge. Die gelben
Eier vom Siebenpunkt mit 1,3 mm werden
gruppenweise abgelegt, ein Weibchen etwa
800 (!) Stück. Die Entwicklung der Larve
(Abb. 3) erfolgt in vier Stadien und diese
verbraucht als Futter wieder 400 Blattläuse.
Nach zehn bis 14 Tagen Puppenruhe
schlüpft der Käfer und ist anfangs ganz gelb.
Die Färbung bleibt später zeitlebens gleich,
die Punktezahl erhöht sich nicht mit dem
Alter, wie oft irrtümlich gemeint wird. Die
Überwinterung von Marienkäfern hinter
Baumrinden und in Wohnungen ist öfters
und auch in großer Zahl zu beobachten.
Zum Schutz dieses Käfers und anderer
Insekten wäre zu beachten: Schädlings-
bekämpfungsmittel möglichst vermeiden,
Gestaltungen der Landschaft so naturnah
als möglich, geeignete Lebensräume wie
trockenwarme Standorte, Heiden und
Moore erhalten. Massenvermehrungen und
Wanderzüge von anderen Arten sind ebenso
bekannt wie hohe Überwinterungszahlen.
Einzelne Angaben wurden bei KLAUS-
NITZER & KLAUSNITZER (1997) ent-
nommen sowie dem Folder: der Sieben-
punkt Insekt des Jahres, Kuratorium Insekt
des Jahres, und die Abb. vom Käfer und
seiner Larve.
Zitierte und weiterführende Literatur:
KLAUSNITZER, B. & H. KLAUSNITZER (1997):
Marienkäfer (Coccinellidae), 3. Aufl., Neue Brehm-Büche-
rei Bd. 451, A. Zimsen Verlag, Wittenberg.
MADER, L.(1926-1937): Evidenz der paläarktischen
Coccinelliden und ihrer Aberrationen in Wort und Bild. –
I. Teil: (1926-1934). – Zeitschr. Verein der Naturbeobach-
ter, Wien.
NUMMER 3-4/2006
74. JAHRGANG
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Alois Kofler
Der Siebenpunkt: Insekt des Jahres 2006
Larve vom Siebenpunkt: Folder: Kurato-
rium Insekt des Jahres 2006.
Siebenpunkt-Marienkäfer: Folder: Kuratorium Insekt des
Jahres 2006.
Farbvariationen vom Siebenpunkt nach Mader I. Teil.