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Die Anlagen am Drahtzug besaßen eine
eigene Tiefquelle (25 bis 30 m tief). Diese
versiegte um 1896. Als Ursache vermutete
man die Quellfassungen der Stadt Lienz
am Schlossberg.
Die Fischwirt-Säge –
einst Metzmühle
Auf dem Areal südlich der Bezirks-
hauptmannschaft, wo im Jahre 1990 das
Feuerwehrgerätehaus gebaut wurde, stand
die große „Fischwirtsäge“ (GP 308 Bau-
fläche, KG Lienz). Letzter Besitzer war
Vergeiner/Fischwirt.
Im Jahre 1678 kaufte das Karmeliten-
kloster die damalige Knochen- und Metz-
mühle mit drei Wasserrädern und vier
Stampfen. Die Karmeliten führten das
Werk als Metzmühle, die sogenannte
„Klostermühle“ (Nr. 148) bis zur Auf-
hebung des Karmelitenklosters im Jahre
1785.
Nach dem Karmelitenkloster wechselte
die Anlage mehrmals Besitzer und Ver-
wendung:
1789: Theurl; 1859: Lottersberger.
Im Jahre 1866 erwarb ein gewisser
Gandler die Anlage.
1889 wurde sie von Hanns Wunderer er-
worben. Er stattete die Anlage mit einer
Turbine aus (1870) und baute sie zu einer
Säge um (1880).
1881: Als Besitzer wird Anton Linder
angeführt.
1899 kam sie in den Besitz der Familien
Vergeiner/Mühlthau. Ab 1909 erfolgte der
Antrieb mit Elektromotoren. (Lienz hatte
ab 1909 das eigene E-Werk!). Vergeiner
war auch Besitzer des bekannten Gast-
hofes „Fischwirt“, daher wurde der Name
auch auf die Säge übertragen. Man nannte
sie in Lienz bis zuletzt die „Fischwirt-
säge“. Der Sägebetrieb lief bis 1956.
Das Lienzer Messingwerk
(Messinghütte)
Wo sich heute im westlichsten Teil der
Mühlgasse die Gebäude der Genossen-
schaftsmühle und der Lebenshilfe erheben,
standen die Anlagen des Messingwerkes,
die teilweise die Wasserkraft der Wiere
nutzten.
Das Lienzer Messingwerk wurde im
Jahre 1564 vom Freiherrn von Wolken-
stein-Rodenegg als Privatunternehmen
gegründet. Etwa 250 Jahre lang bestand
das Werk, das eine Belegschaft bis zu 100
Arbeitern hatte.
Die wichtigsten Objekte des Unterneh-
mens waren:
eine Brenn- und Schmelzhütte mit vier
Kupfer- und Messing-Schmelzöfen, ein
Antriebs- oder Gießofen, vier Hammer-
schläge und eine Galmeimühle. Ab dem
Jahre 1800 kam noch ein Walzwerk hinzu.
Die Rohmaterialien für das Lienzer
Messingwerk mussten zum Teil von weit
her transportiert werden. Es wurden näm-
lich Zink- und Kupfererze gebraucht:
Galmei (karbonatische und silikatische
Zinkerze) aus den Gruben am Jauken (bei
Kötschach), aus Raibl und Auronzo.
Die Kupfererze wurden zunächst aus-
schließlich aus den einheimischen Berg-
werken angeliefert. – Später Zukauf von
Klausen (1769), Brixlegg, Prettau (Ahrntal),
aus Kössen (1787), Jochberg und Fragant.
Holzkohle: von Kohlenmeilern am Lei-
sacher Gries und von der Pölland (Iselufer
unterhalb Oberlienz); jährlicher Bedarf:
6.000 Kubikmeter, d. h. 11.400 Kubikme-
ter Holz. Es wurde immer schwieriger,
diese Holzmengen aufzubringen.
Die Grundparzellen des Messingwerkes
(Liste der Hausbesitzer 1775):
BP 140: Galmeimühle, Schleif- und
Stampfwerk; BP 141: Messing-, Beiz- und
Schabstube; BP 143: Handels- und Zim-
merhütte; BP 148: Messinghammer; BP
OSTTIROLER
NUMMER 10-12/2006
9
HEIMATBLÄTTER
Brandkatastrophe
vom 8. April 1609,
festgehalten in
einer zeitgenössi-
schen Federzeich-
nung; Ausschnitt
mit dem Messing-
werk: „der frey-
herrn zu Wolck-
henstain Messing
/ Schabhüten vnd
Hamerschmidten /
alles verprunen“.
(Innsbruck,
Tiroler Landes-
museum
Ferdinandeum)
Foto: M. Pizzinini
Das
Messing-
werk an
der Wiere,
Ausschnitt
aus der
ältesten
Lienz-An-
sicht, von
1606/1608.
(Wien,
Haus-,
Hof- und
Staats-
archiv)
Foto:
Claudia
Sporer-
Heis
Situationsplan des Lienzer Messingwerks mit eindeutig identifizierten Gebäuden: 1 Ver-
waltungsgebäude, 2 Brenn- und Schmelzhütte, 3 Hammerwerke, 4 Galmeimühle, 5 Schab-
stube und „Beizkuchl“, 6 Zimmerhütte, 7 Bäckerei und Waschküche.
(Entnommen M. Pizzinini, Lienz. Das große Stadtbuch, Lienz 1982, Seite 196)
Zeichnung: Peter Sölder