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Der Wiere-Abschnitt durch die Stadt, von
der Mündung in die Isel im Hofgarten bis
zur Weidengasse, wurde auf einer Länge
von 1.600 m zugeschüttet. Von Leisach bis
zur Ortner-Säge bleibt sie weiterhin an der
Oberfläche. Teils fließt sie im Wiesen-
gelände, teils an alten ehemaligen Betrie-
ben vorbei und mehrmals in Unterführun-
gen (Bundesstraße, Eder-Fabrik u. a.). Ab
Weidengasse und dem alten ‚Jakoberhaus‘
wurde das Wasser der Wiere unter den Sied-
lungen zunächst durch einen 160 m langen
gemauerten Kanal, dann in einem Stahlrohr-
Gerinne auf 70 m Länge unter dem Bahn-
körper durch und in einem Stahlrohr weiter
unterirdisch durch den Draupark in die Drau
geleitet. Das vom Baubezirksamt unter
Dipl.-Ing. Alfred Thenius und dem Bau-
leiter Ing. Karl Ebner erstellte Projekt kos-
tete ca. 1 Mio S. Der unmittelbare Nutzen
der Anlage für die Stadt besteht darin, dass
dieses umgeleitete Wasser zur Spülung von
drei Kanalsträngen genutzt wird.“
Kneschaurek vermerkte zum Schluss
seines Berichtes: Bauherr, Baufirmen und
Arbeiter werden sich zur Firstfeier treffen,
für die Wiere wird es aber zum „Bestat-
tungsschmaus“.
Man darf auch die Schattenseiten der
Wiere nicht verschweigen: Die Wiere war
verkehrshemmend. Sie wurde zur Abfall-
Entsorgung missbraucht. Für spielende
Kinder in Ufernähe war sie eine ständige
Gefahrenquelle. Mehrere tödliche Unfälle
ereigneten sich in den letzten Jahrzehnten.
Betriebe im Drahtzug
Diese Betriebsstätte nördlich der Mi-
chael-Gamper-Straße hat eine lange Ge-
schichte:
Eine Mühle gab es an dieser Stelle
bereits vor 1572, eventuell auch eine
Stampfe (GP 307/2, KG Lienz).
Ab 1572 ist die ehemalige Mallenstein-
mühle mit Wasserantrieb beurkundet. Als
Besitzer scheinen auf: Springenklee, Mul-
leth und ab 1641 Eysank.
Von 1572 bis 1755 stand hier eine Metz-
mühle mit drei Gängen.
Ab 1670 gehörte zum Betrieb auch eine
Lodenstampfe mit drei Schießern.
Die Besitzer um 1670 waren: Kletten-
hammer, Egger und Eysank/Hofstätter
(1670), ab 1721 das Landgericht (Rott-
leut); 1722: Villplaner/Grißmann.
Metzmühle und Lodenstampfe sind bis
1764 nachweisbar.
Ab 1755 wurden Anlagen zur Erzeu-
gung von Messingdraht errichtet; Besitzer
war der staatliche k.k. Messinghandel.
OSTTIROLER
NUMMER 10-12/2006
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HEIMATBLÄTTER
Alte Aufnahme der Fischwirt-Säge von ca. 1950.
(Aufnahme zur Verfügung gestellt von Herta Lochmann)
Noch lässt sich östlich des Gebäudes der Bezirkshauptmannschaft der
ehemalige Verlauf der Wiere zwischen Fischwirt-Säge und Winkler-Mühle
verfolgen.
Foto: Franz Edlinger
Der ehemalige
Drahtzug des
Messingwerks
in einer Auf-
nahme von
1925. Ehemals
befanden sich
an der Seite
der Wiere drei
Wasserräder
für den Antrieb
der Maschinen
im Inneren des
Gebäudes.
(Aufnahme zur
Verfügung ge-
stellt von Karl
Rampold)
Der Komplex beinhaltete: Hammer-
werkstätte, Stampfe, Drahtzug und Schei-
benwerkstätte mit zehn Bänken, vier
Scheibenzügen und einem Messingham-
mer mit drei Schlägen und dem Glühofen.
Die Metzmühle und die Lodenstampfe
bestanden bis 1764.
Die Herstellung von Messingprodukten
lief bis 1825.
Im Jahre 1571 erhielt der Betrieb von
Kaiser Maximilian II. ein Wappen verlie-
hen. Es war bis zum Jahr 1952 im Hause
(mit der Jahreszahl 1611).
Ab dem Jahre 1836 wechselten Be-
triebsart und Besitzer häufig:
1836: Metzmühle, im Besitz von
Deffnmayer;
ab 1842: Hammerwerk mit Kohlebarren,
Besitzer: Schupfer, Pächter Unterweger;
ab 1848 war die Lodenstampfe im Be-
sitz von Weiler;
von 1866 bis 1931 ist eine Färberei
nachgewiesen;
von 1866 bis 1893: Färberei, Lodener-
zeugung und Wollkartatsche im Besitz von
Weyrer.
Im Jahre 1893 verkaufte Karl Weyrer,
Färber aus Innsbruck, an Rampold.
Von 1893 bis 1931: Unter dem Besitzer
Rampold laufen in der Anlage hintereinan-
der verschiedene Betriebe:
von 1893 bis 1928: Färberei, Loden-
walke, Appretur und Wollkartatsche;
von 1928 bis 1931: zusätzlich Spinnerei,
Weberei und Lodenwalke;
von 1931 bis 1975: Franz Brugger als
Besitzer entwickelt mehrere Sparten im
Betrieb: eine Lodenfabrik, eine Leinen-
weberei, eine Lodenwalke und eine Woll-
kartatsche.
Von 1975 bis 1992 findet in den Anlagen
die Teppich-Erzeugung und die Lodenfa-
brik Platz;
von 1983 bis 1990: Tischdeckenerzeu-
gung, Lodenwalke und Wollkartatsche;
Besitzer sind Brugger/Kistler-Zink;
seit 2002: Mattendruckerei der Firma
Brugger.