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OSTTIROLER
NUMMER 10-12/2006
5
HEIMATBLÄTTER
Vor dem Jahr 1900 stand als Anlage die
„Müllner-Mühle“. Nach alten Plänen
muss diese Mühle aber auf dem linken
Wiere-Ufer gestanden sein, also gegenüber
dem Sägewerk Dapra.
Diese Mühle wurde im Jahre 1904 abge-
tragen und das Sägewerk errichtet.
Im Jahre 1907 erhielt das Sägewerk
Dapra eine Francis-Turbine mit stehender
Welle, wodurch die geringe Fallhöhe zur
Energie-Erzeugung optimal genutzt werden
konnte. Die Turbine befindet sich immer
noch im Sägewerk an der alten Stelle.
Das Ende des Sägewerkes kam Anfang
der 1960er-Jahre. Seither ruhen Turbine
und Säge. Statt dessen hat Josef Kalser im
Jahre 1990 mit einer Holzschindel-Erzeu-
gung begonnen.
„Pfannenschmiede Leisach“ heute:
Eder-Heizkessel-Anlagen
Das älteste Unternehmen an dieser Stelle
war der „Kesselhammer“. Früher hießen
die mit Wasserkraft betriebenen Metall-
verarbeitenden Anlagen „Hammer“.
Der Hang hinter den heutigen Anlagen der
Firma „Eder-Kessel- und Gerätebau“ hieß
der „Hammerbichl“. Auch die alte Straße
hatte hier eine kleine Steigung, einen Bichl.
Auch die erste urkundliche Erwähnung
eines Betriebes vom Jahre 1448 nennt die
damalige Schmiede „Hammer Pichel bey
der Saag“. Damals richtete ein Hanns
Taxar (oder Taxer) an die Obrigkeit das Er-
suchen, die „görzische Kesselschmiede“
übernehmen zu dürfen. Also war hier be-
reits früher ein Schmiedestand.
Nach der Gründung des Lienzer Messing-
werkes im Jahre 1564 gewann der Betrieb
am Hammerbichl immer mehr an Bedeu-
tung. Die Werksanlagen gehörten zu den
Zulieferbetrieben für das Messingwerk in
Lienz. Um 1575 betrieb den „Kesselham-
mer“ ein Georg Khössler (oder Kessler), der
auch einen Schmelzofen in der Hütte am
Hammerbichl in Betrieb hatte. Der Kessel-
hammer, auch „Hammerschmitten“ genannt,
war Freistift der Herrschaft Lienz, d. h., der
Betrieb wurde jedes Jahr neu vergeben.
Das heutige Haus „Gemse“ hieß früher
„Messinghaus“. Es stand bis 1780 im Besitz
der Hammerwerke und diente wohl als
Wohnhaus für die am „Hammerbichl“
Beschäftigten. Sicher war auch die hier öfter
erwähnte „Naglhütte“, eine zu den Messing-
werken gehörende Werkstätte. Der noch
bekannte Flurname „Naglanger“ er-
innert daran. Damalige Berufsbezeichnun-
gen der Arbeiter waren: Messingschlager,
Drahtzieher, Naglmacher, Naglschmied,
Klamperer, Sagschneider und Rader. Eben-
falls am Bichl an der Wiere standen eine
Säge, eine Raderwerkstätte und die schon
1654 erwähnte Niederlassung eines Gerbers.
1626 tritt als Inhaber Johann Baptist
Vergi auf, der noch im Jahre 1654/55 als
Lieferant für „Nögl und andere Wahrn
zum gepey“ (= Kirche) aufscheint.
1678: Besitzerwechsel und Umwandlung
der Nagelschmiede in eine „Eisenpfannen-
schmiede“. Neuer Inhaber und wohl auch
Initiator des Umbaues war Johann Baptist
Alberti, von Beruf Stadtschreiber.
1708: Die mit Alberti verwandte Familie
Kranz erwirbt den „Pfannenschmied“.
Unter den Besitzern Alberti und Kranz,
die selber nicht Schmiede waren, führten
fachlich versierte Werkleute wie Georg
Stoff, Rofner, Engeris aus Wattens u. a.
den Betrieb.
1743: Mit Joseph Schrodtmiller aus
„Ulsitz [Ybbssitz?] in Österreich“ erwarb
erstmals ein Pfannenschmiedmeister die
Eisenpfannschmiede, die er bis zu seinem
Tod im Jahre 1765 führte. Ihm folgt sein
Sohn Joseph als Leiter der Pfannen-
schmiede bis zu dessen Tod im Jahre 1814.
Ein Verwandter von ihm, Josef Ringler,
als „Pfannschmiedgeselle“ in den Matri-
keln geführt, war sein Erbe.
Im Jahre 1822 verkaufte er die Pfannen-
schmiede den Oberhueber in Lienz.
1831 erwarb Jakob Kern, ein Pfannen-
schmiedmeister aus Ampaß bei Innsbruck,
die damals sicher nicht kleine Schmiede.
Unter seiner und seiner Nachkommen um-
sichtigen Führung wuchs die Pfannen-
schmiede zur Fabrik heran und im Laufe
der Jahre zum „größten Unternehmen die-
ser Art in der ganzen Österreichisch-Unga-
rischen Monarchie“.
Im Jahre 1836 wurde Jakob Kern Aus-
schussmitglied des neu gegründeten
„Lienz-Leisach-Wiere-Vereines“.
Seine Nachfolger waren: Anton Kern
(1848 bis 1919), Eduard Kern (1866 bis
1937), Paul Kern (1915 bis 2000).
Brauerei Falkenstein, Blick in den Raum mit Generator und Turbine, um 1910 und Bier-Transport mit starken Doppelspännern, um
1940.
(Aufnahmen zur Verfügung gestellt von der Brauerei Falkenstein)
Heutige Ansicht der im Jahr 1900 gegründeten Brauerei Falkenstein. Im Jahr 1981
wurde das lang gestreckte Kühlmaschinenhaus an der Straße errichtet.
Foto: A. Heinricher