Seite 4 - H_2006_10-12

Basic HTML-Version

OSTTIROLER
NUMMER 10-12/2006
4
HEIMATBLÄTTER
wurde bis 1964 betrieben (Lois Mair, ge-
nannt „Stubaier Schmied“). Durch die Was-
serkraft wurde ein Hammerwerk betrieben.
Die Esse mit Blasbalg und alle Schmiede-
Werkzeuge sind noch erhalten.
Im Obergeschoss war die Mühle, die bis
etwa 1940 lief. Es war eine Metzmühle, in
welcher für mehrere Bauern Korn gemah-
len wurde.
Die Energie für beide Betriebe lieferten
zwei unterschlächtige Wasserräder mit
einer Leistung von 8 bis 10 PS. Außerdem
wurde ein Teil der Kraft mittels Transmis-
sionen (Drahtseile und Scheiben) zum alten
Gasslerhof, direkt an der Straße, übertragen.
Später arbeitete die Mühle für drei Besit-
zer: für den Gasslerhof, für Anton Hanser
und Jaufer.
Dazu Notiz: Der Gasslerhof gehörte im
Jahre 1626 zur Herrschaft Lienz, später
dem Dominikanerinnen-Kloster in Lienz.
Auf der anderen Seite der Wiere standen
die Senfter-Hausmühle und das Senfter-
Sägewerk. Ebenfalls in diesem Bereich
gab es die „Wirtsmühle“ und wahrschein-
lich an der selben Stelle ab 1908 das
Elektrizitätswerk Rienzner-Stauder. Diese
Anlage wurde mit einer Francis-Turbine
betrieben. Das E-Werk diente ab 1908 der
Stromversorgung des Gasslerhofes, des
Gasthauses (Rienzner) und bis 1930 der
Gemeinde. Das Elektrizitätswerk wurde
beim Brand 1935 schwer beschädigt und
nachher nicht mehr in Gang gesetzt.
Von diesen ehemaligen Betrieben ist
heute nichts mehr erhalten.
Hier zweigte früher von der Wiere die
sog. „Fahlwiere“ ab. Sie zog durch die
ebenen Felder nordöstlich des Dorfes,
dann in einem weiten Bogen nach Westen
und mündete vor dem Gasthof „Gemse“
wieder in das Hauptgerinne der Wiere. Die
„Fahlwiere“ (Fehlwiere) diente der Was-
serstandsregulierung der Wiere und der
Bewässerung der Felder.
Müller im Dorf (BP 58)
Das lang gestreckte Wohnhaus mit ange-
bautem Wirtschaftsgebäude stand einst,
knapp an die alte Landstraße gebaut,
gegenüber dem heutigen St. Michael-Bild-
stock. Nur durch einen schmalen Gang ge-
trennt, schloss südlich davon, ebenfalls an
der Straße, der Gasslerhof an.
Die
alte,
kleine
Dapra-
Säge,
heute
Schin-
del-Er-
zeugung
der Fa.
Kalser.
Foto:
A. Hein-
richer
Heutige Gesamtansicht der ehemaligen Pfannenschmiede.
Foto: A. Heinricher
Doppelturbine, Relikt der Pfannenschmiede.
Foto: Franz Edlinger
Das Müller‘sche Wohnhaus wurde beim
Bau der neuen Straße um 1935/36 abgeris-
sen. Da auf dem schmalen Areal zwischen
der alten Landstraße und der östlich davon
vorbei fließenden Wiere kein Platz für an-
dere Anlagen war, standen die Mühle und
andere Betriebe des Müllers etwas abseits
und zwar linksufrig der Wiere, gegenüber
der Dapra-Säge. Dies ist aus einem alten
Plan auch ersichtlich; die Säge war demzu-
folge etwas über die Wiere gezogen.
Die Geschichte dieser Mühle lässt sich
mehrere Jahrhunderte zurück verfolgen.
Die Müller:
Um 1545 scheint ein Hanns Müller als
Besitzer auf;
um 1575: Christian Müller, „eingeleibt
(in den Grundbesitz) die (Metz)-Mühl,
Schmidten, Hammer und Stampf, davon
dann bemeldtes Traid gezinst wurdet“;
um 1610 werden Christian Ascher und
Mathies Kerschbaumer als Besitzer ange-
geben.
Im Jahre 1626 hat Martin Müllner, jetzt
Mayr (?) „die Mühl, Hammer und Stampf“
inne;
1653: Kauf durch Balthasar und Marten
Mayr (Söhne des Pongraz Mayr);
Balthasar wird Alleinbesitzer und nennt
sich „Müller“.
Im Jahre 1869 wurde die „Müllerge-
rechtsame“ zurückgelegt, d. h., die Mühle
galt von da an nur mehr als Hausmühle,
die sogenannte „Müllner Mühle“.
Das Gut und der Betrieb blieben im Be-
sitz der Müller bis 1888. In diesem Jahr
verkaufte Franz Müller das Gut an den
Sägewerksbesitzer Dapra in Lienz.
Dapra-Säge in Leisach
(heute Schindelerzeugung)
Schon vor 400 Jahren stand hier eine
Anlage, welche die Wasserkraft der Wiere
nutzte. Sie wurde im Laufe der Jahre ver-
schiedenen Verwendungen zugeführt:
Mühle, Schmiede, Hammer und Stampf.
Dies wird im Steuerbescheid des Land-
gerichtes Lienz für die „Müllner Huebn“
vom Jahre 1575 angeführt. Besitzer war
ein Christian Müllner.