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OSTTIROLER
NUMMER 10-12/2006
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HEIMATBLÄTTER
der Uferzone im Leisacher Abschnitt im
Jahre 1990 ist sehr gut gelungen.
Alte Betriebe im ersten Abschnitt,
Gemeinde Leisach
Am Weg vom Leisacher Sportplatz zum
Dorf kommt man heute an zwei schön reno-
vierten Wohnhäusern vorbei. Hier standen
über Jahrhunderte an der Wiere mehrere
Betriebe: Mühlen, Sägen, eine Schmiede
und ein E-Werk.
Erstes Haus, in Nord-Süd-Richtung,
Haus-Nr. 14 (Besitzerin: Gertrud Unfer):
An dieser Stelle stand der „Sagmüller“
(Bz: 64/EZ 13). Das Objekt hat eine alte
Geschichte.
Um 1570: Hans Zimmermann, „item
mehr ein Sag sambt seiner Niederleg“;
1575: Vicenz Mayr (neben dem Hof),
„Mehr Mühl und Sag, so er seither zu dem
einen Drittel herzue kauft“;
1680: Mathes Heller „besitzt ein Mühl
und Sag sambt einem kleinen Gartl“.
Das Haus der Sagmüller bleibt im Besitz
der Heller oder Höller bis 1858. Die
Mühle wurde im Jahre 1809 durch Brand-
legung der Franzosen fast zerstört.
Anton Höller III. verkauft sie an Gaßler
Josef. Dieser lässt sie ins Dorf übersetzen.
1858 verkauft Anton Höller IV. das Sag-
müllergut an den „Handelsmann in Inns-
bruck“.
Johann Roma(-Spalmazini). Nach
mündlicher Überlieferung stand hier auch
eine Kohlenbrennerei (eventuell bis zum
Ersten Weltkrieg).
Nach 1858 baute Johann Roma auf den
nördlich davon liegenden Feldern des Sag-
müllers ein Sägewerk und eine Unterkunft
für die Sägearbeiter, das „Sagschneider-
haus“.
1869 stirbt Roma. Das Sägewerk kommt
in den Besitz der Familie Wanner (Lienz)
und anschließend, ab 1899, in das Eigen-
tum der Vergeiner („Fischwirt“, Lienz).
In den Jahren nach 1912 sollen die
Sägen abgerissen worden sein.
Im Jahre 1902: Planung eines E-Werkes
an der Wiere im Bereich „Sagmüller“
(Besitzer Josef Mascher).
Schon im Jahre 1889 war eine Wiener
Firma mit der Stadt Lienz zwecks Errich-
tung eines E-Werkes in Verhandlung ge-
treten. Aber der Stadtverwaltung fehlte der
Mut zur Verwirklichung. Im Jahre 1900
drängte man wieder auf die Errichtung eines
städtischen E-Werkes: Als erstes Projekt
wurde 1902 ein Werk an der Drau und an
der Drauwiere in Aussicht genommen. Die
Gemeinde Leisach betraf damals das Pro-
jekt am „Leisach-Lienz-Wierekanal“. Die
Verhandlung (im Sinne des Wasserrechtsge-
setzes, der Gewerbeordnung und der Tiroler
Bauordnung) wurde am 4. November 1902
an Ort und Stelle durchgeführt.
Die Lage des E-Werkes: „Nach dem
Projekt wird das nötige Treibwasser durch
Übernahme der Wasserkraft der Sägen des
Herrn Alois Vergeiner in Leisach und
durch Einleitung eines Mehrquantums von
4
1
2
Kubikmeter Wasser in den Wierekanal
gewonnen. Der Wierekanal wird auf der
Strecke vom Stauwehr in der Drau bis zu
den genannten Sägen aufgelassen und
durch einen neuen Betriebskanal des Elek-
trizitätswerkes ersetzt, welcher Kanal im
Abstand von 10 bis 30 m von der Drau in
gerader Richtung und zwar in einer Länge
von 300 m vom Stauwehr an gemauert
und auf die weitere Länge von 180 m in
Holz und auf Betonpfeilern errichtet
wird.“ (Zitat aus der Kundmachung Nr.
10620 vom 14. Oktober 1902). Bean-
spruchte Grundparzellen: die GP 549/1 am
südlichen Ende des heutigen Sportplatzes,
die GP 524/3 (heutiger Sportplatz und das
Schwimmbad) sowie die Parzellen GP 455
und 480, die östlich des Hauses Unfer
liegen.
Zweites Haus, in Ost-West-Richtung,
Haus-Nr. 49. (Besitzerin: Hilda Jenul); Bz
63/3, EZ 65.
Von 1880 bis 1899 Besitzer Wanner, ge-
nannt „Wanner Säge“;
von 1899 bis 1920 Besitzer Vergeiner
(„Fischwirt“, Lienz);
ab 1921 mehrere Besitzer, so 1931 Kauf
durch Josef Rastner, seit 1971 Hilda Jenul,
geb. Rastner. Das Haus Jenul-Rastner ist
das ehemalige Sagschneiderhaus.
Hanser-Gassler-Schmiede
Diese Anlage ist die einzige gut erhal-
tene Anlage an der Wiere im Bereich des
neuen Gasslerhofes.
Das Objekt ist heute ein Nebengebäude
des neuen „Gasslerhofes“ in Leisach. Im
Erdgeschoss befand sich die Schmiede, im
Obergeschoss die Mühle. Die Schmiede
Leisach – der erste Abschnitt der Drauwiere: Unfer-Haus und Jenul-Haus (l. vorne,
unten) – Gassler-Hof (r. Mitte) – Holzplatz und Dapra-Säge (r. hinten).
Foto: A. Heinricher
Noch sind die alten Werkzeuge in der ehemaligen Hanser-
Gassler-Schmiede vorhanden.
Foto: Franz Edlinger
Das Haus der Hanser-Gassler-Schmiede heute.
Foto: A. Heinricher