Seite 13 - H_2006_10-12

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OSTTIROLER
NUMMER 10-12/2006
13
HEIMATBLÄTTER
Das ehemalige sog. Büchsenschifterhaus mit Wohnungen im 1. Stock, einer Wohnung im
Parterre (l.) und einer Stube für den Gerberei-Arbeiter (r.), 1965.
Foto: Dr. Franz Kollreider
Planskizze mit Eintragung verschiedener ehemaliger Gewerbebetriebe: Büchsenschif-
terhäusl (BP 119/1), Farbenmühle (BP 119/2), Lederwalke, Dreschstadel (119/3).
Zeichnung: A. Heinricher
Blick
in Rich-
tung
City-
Center
mit Ein-
tragung
des ehe-
maligen
Verlaufs
der
Wiere.
Foto:
Franz
Edlin-
ger
bäuden: südseitig der Wiere das Sägewerk
mit Nebengebäuden, nördlich der Wiere
das Wohnhaus mit Büro.
Der Sägewerkbetrieb endete um 1956,
und die Anlagen wurden abgerissen.
Daraufhin erfolgte 1958 der Neubau des
„Wanner-Kinos“, welches am 21. März
1959 eröffnet wurde. Der daneben lie-
gende Wiere-Kanal wurde im Jahre 1962
zugeschüttet.
Südlich des Kinos zur Tiroler Straße hin
wurde 1968 ein Supermarkt gebaut.
Nach der Schließung des Kinos im Jahre
1991 wurde der Gebäudekomplex 1995
abgerissen und das „Dolomiten-Center“
errichtet, 1997 eröffnet.
Auch auf diesem Abschnitt forderte die
Wiere ein Todesopfer: Am 15. Juni 1951
ertrank Friedrich Messner, ein Mann
mittleren Alters, auf dem Heimweg in der
Nacht.
Sämischleder-Walke der
Gerberei Wimmer
Das Haus mit der Lederwalke beher-
bergte zwei Betriebe, GP 119/3, im Unter-
geschoss die Lederwalke, im Oberge-
schoss einen großen Dreschstadel (1858
bis 1930).
Während die „Walke“ bereits ab 1772
in Betrieb war, baute der Schloßmoar-
Rohracher, erst im Jahre 1858 einen gro-
ßen Stadel über die kleine Sämischleder-
Walke von Wimmer. Der Zubau umfasste
eine eben-erdige Ausweitung nach Süden,
als auch ein großes Obergeschoss für den
Dreschstadel. Damit die Energie in den
großen Zubau gelangen konnte, musste der
Wellbaum bis in den südlichen Trakt ver-
längert werden (Josef Wimmer).
Mit dem nachträglich verlängerten Well-
baum und mehreren Transmissionen ge-
langte die Kraftübertragung vom Wasser-
rad bis in das Obergeschoss des Zubaues
zur Dreschmaschine. Das Primärrecht für
die Wassernutzung hatte sich Wimmer für
die „Walke“ vorbehalten. Wenn es not-
wendig war, musste also Rohracher die
Dreschmaschine abschalten.
Die Funktionsweise der Lederwalke (ab
1772 Sämischleder-Stampfe): Das einge-
lieferte Rohmaterial waren enthaarte und
entfleischte Häute, „Blöße“ genannt. Diese
wurden durch Auswringen entwässert. Die
so ausgewrungenen Häute waren die
„Patzln“. Diese kamen in den Zuber, wo
sie durch Robben-Öl gezogen und dann ab-
gestreift wurden. Dann kamen diese Häute
in die Walke mit dem Zweikammertrog,
wo sie von schweren herab fallenden
Lärchenbohlen gepresst und gestampft
wurden. Die beiden Lärchenbohlen,
„Schießer“ genannt, wurden durch die
Zapfen der drehenden Welle immer wieder
hoch gehoben und dann fallen gelassen.
Die Welle wurde vom Wasserrad gedreht.
Ein Arbeitsgang für etwa hundert einge-
legte Häute dauerte ca. zwei bis drei Stun-
den.
Zum anschließenden Trocknen wurde
das gewalkte Leder auf Stempeln und
Stangen in einem nahen Garten aufge-
hängt. Bei kaltem Wetter hatte die Firma
Wimmer das Recht, die ebenerdige Stube
im nahen „Büchsenschifterhäusl“ zum