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Im Jahre 1869 übergab Franz Putzenba-
cher die Werkstätte an seinen Sohn Franz.
Der letzte Seilermeister war Edmund
Putzenbacher, gest. 1982. Sein Sohn Jörg
hat nachher die Seilerei aufgelassen.
Große Gärtnerei im „Glanzl Anger“
Die „Bulgaren“: Südlich der Seilerei
Putzenbacher erstreckten sich im „Glanzl
Anger“ während des Zweiten Weltkrieges
große Gemüsegärten, betrieben von bulga-
rischen Gärtnern. Sie bauten während des
Krieges das begehrte Gemüse in großen
Mengen an. Um etwas zu ergattern, stan-
den Hausfrauen oder Kinder oft schon
frühzeitig auf dem schmalen Steg an, der
von der Mühlgasse über die Wiere zur
Gärtnerei führte.
Die Familie Mair: Nach den Bulgaren
pachteten die Eltern des bekannten Berg-
buch-Autors Walter Mair im Jahre 1947
ein Stück der Glanzl-Gründe und betrieben
zehn Jahre lang eine Gärtnerei. Die Wiere
war für diesen Betrieb die Lebensgrund-
lage. Mit demWasser konnte die Gärtnerei
versorgt werden, wenn auch mit unvor-
stellbarer Schwerarbeit: Das Wasser
musste vom Gärtner mit Kübeln aus der
Wiere geschöpft und über das große Areal
verteilt werden. „Bis zu 300 Kübel zu 10
bis 15 Liter waren es pro Tag“, erzählt
Walter Mair!
Sägewerk Wanner
Ursprünglich stand hier die „Oberhueber
Mühle“, noch früher die „Müller Mühle“.
1627: Die Mulletmühle (BP 122) war
eine Metzmühle mit drei Gängen; Besit-
zer: Michael Mullet, im Lehen der Herr-
schaft Lienz.
Im Jahre 1678 erhielt Marx Oberhueber
von seinem Großvater mütterlicherseits,
Andrä Kranz, die „Mulletische Metz-
mühle“.
1788: Die Frohn- oder Metzmühle
wurde von Johann Ignaz Oberhueber an
Andrä Tschurtschenthaler verkauft.
1877: Tschurtschenthaler verkaufte die
Mühle an Johann Wanner, Sternwirtsohn.
Im Jahre 1878 errichtete Hanns Wanner
hier ein Sägewerk. Ein Großbrand ver-
nichtete 1899 beinahe die ganze Anlage.
Im Jahre 1927 wurde die Energieversor-
gung von Wasserrädern auf Turbine umge-
stellt: Das Sägewerk erhielt eine Francis-
Turbine mit 34 PS, die den Antrieb für
Vollgatter, zwei Kopfsägen und Spaltgatter
besorgte.
Der Komplex des Sägewerkes unter
Hanns Wanner bestand aus folgenden Ge-
OSTTIROLER
NUMMER 10-12/2006
HEIMATBLÄTTER
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Die ehemalige Sämisch-Leder-
walke der Gerberei Wimmer
in einem Aquarell von Franz
Wimmer, 1960.
(Original in Besitz von Josef
Wimmer) Foto: Gerti Goller
Josef Wimmer erklärt die Funktions-
weise der Lederwalke, wo die Schie-
ßer von den Zapfen der Welle geho-
ben werden.
Foto: F. Edlinger
Die „Schießer“, schwere
Lärchenbohlen, fallen in der Stampfe
auf die Häute.
Foto: F. Edlinger
Die ehemalige Erlach‘sche Farbenmühle am nördlichen Rand des
großen Parkplatzes; sie dient heute der Spenglerei Zimmermann
als Lagerhaus. Die links dahinter liegende Hütte ist die frühere
Lederstampfe der Fa. Wimmer.
Foto: A. Heinricher
Blick auf die Rückseite der ehemaligen Erlach‘schen Farben-
mühle; rechts die Nordseite der seit vielen Jahren nicht mehr be-
nützten Lederstampfe Wimmer, vor der der Arbeitskanal der Wiere
geflossen ist.
Foto: Franz Edlinger