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OSTTIROLER
NUMMER 5-6/2007
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HEIMATBLÄTTER
straßen und gehirnwindungengleiche Bän-
der durchziehen und begleiten aufmerksam
oder unwillkürlich die Schritte des Beob-
achters, wenn er sich die Zeit dazu nimmt.
Bekanntes und Typisches, neu Arrangiertes
ist von Kogler für die Kellergänge raum-
intensivierend ausgesucht worden.
Einer weiteren Arbeit Elfriede Skramov-
skys begegnen wir im Schalterraum der
2003 von Peter Jungmann neu konzipier-
ten Lienzer Sparkasse. Einer Einladung
zum Blick ins Grüne gleich, übersetzte der
Grafiker Reinhard Gruber eine Zeichnung
von Skramovsky als „Green Screen“ auf
eine 25 m
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große gekippte Glasfläche.
In dem Sinn vernetzen sich Objekt und
Ornament zu einer in haptischer und opti-
scher Sicht raumgreifenden Einheit.
Mit der Errichtung und der Übergabe
der Wohnanlage „Wohnpark Lienz Süd“
2006 ermöglichte die Architektengemein-
schaft Machné und Durig zwei Künstlern
aus Osttirol und Kärnten nicht nur die
Grünflächen der Anlage als Spielwiese im
kunstbezogenen Kontext aufzufassen. In
ihrer eigentlich gegenpoligen Artikulie-
rung als Bildhauer machen der Lienzer
Peter Niedertscheider und der in Berg im
Drautal lebende Hans-Peter Profunser am
gesamten Areal verteilt auf sich aufmerk-
sam. Profunsers liegende, zum Teil venus-
gleiche Torsi aus Stein säumen Wegläufe,
begrenzen Sichtachsen und provozieren
als hängende, kraftvoll dominierte Skulp-
tur ein vorkragendes Obergeschoss.
Peter Niedertscheiders Reliefs, die zum
Teil im Eingangsbereich und im Stiegen-
haus in unterschiedlicher Höhe angebracht
sind, charakterisieren sich hingegen als
feinstrukturierte Tafelarbeiten im wahrsten
Sinn des Wortes – auf quadratischen
Marmortafeln finden sich nämlich linien-
ähnlich gemeißelte Körper, die einem be-
stimmten Ordnungsprinzip folgend und
gerade durch ihre nicht offensichtliche Un-
terscheidbarkeit beeindrucken.
Auch der Matreier Peter Raneburger
verwirklichte 2000 in der Siedlerstraße
19/21 mit der großformatigen Arbeit
„neutral face“, die als adaptives Verbin-
dungsstück zweier Wohneinheiten zu ver-
stehen ist, einen weiteren Beitrag für
Kunst im öffentlichen Raum in Lienz.
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Beispiele von Öffentlichkeits-
arbeit im Kunstbetrieb
Die Präsentationsvielfalt von Kunstobjek-
ten im öffentlich zugänglichen Umfeld mo-
tiviert nicht nur den Künstler selbst, sich
dem „nicht ausgewählten Publikum“ vorzu-
stellen, sondern verantwortet auch den Prä-
sentator als Kritiker Tendenzen zu beein-
flussen bzw. Persönliches öffentlich zu ma-
chen. Einem gewissen Experimentalgedan-
ken folgend, übernahm z. B. die Heimlei-
tung des Wohn- und Pflegeheims Lienz für
den Foyerbereich des neu errichteten Bau-
werks 2006 Bildarbeiten des Lienzer Malers
Michael Unterluggauer als Leihgabe.
Dem Diskurs unterworfen ist nicht allein
Unterluggauers präferiert abstrahierte
Bildgestaltung mit der Tendenz einer emo-
tional intensiven Farbwahl, sondern auch
der Umstand der Betrachtergeneration!
Als herausragendes Beispiel der Förde-
rung von Kunst im Sinn der Öffentlichkeit
zeigt die im Osten von Lienz etablierte
Südtiroler Firma Durst Phototechnik, die
dafür 2004 und 2006 mit dem „Maece-
nas“, dem österreichischen Kunstsponso-
ring-Preis ausgezeichnet wurde.
Das Grundkonzept des Kunstparks „Luis
Oberrauch“, der 2005 dem Firmengelände
als frei zugänglicher Gartenkomplex mit
den für die fünf Kontinente typischen Vege-
tationsabschnitten angelegt wurde, besteht
in der Transformation von ausgewählten
Kunstwerken mit dem patentiert typischen
Verfahren der Firma auf das entsprechende
Trägermedium. Genauer beschrieben er-
folgt die Reproduktion der bildnerischen
Arbeiten mit einem Rho-Tintenstrahl-
drucker auf jede plane Grundfläche.
Im aktuellen Zusammenhang erfährt
man in der von Zita Oberwalder dort seit
2006 temporär präsentierten Fotoinstalla-
tion die unmittelbare Divergenz von Ab-
bild und Wirklichkeit. Die Fotokünstlerin,
die 1958 in Leisach geboren wurde und als
Beobachterin bedeutender „Unscheinbar-
keiten“ in ihrer Arbeit auffällt, zeigt mit
der Sammlung „PLUTO“ irritierend span-
nende Ausblicke – Oberflächen als nicht
stabile, transluzierende Landschaften, die
genauso variieren wie die ehemalige Zuge-
hörigkeit Plutos zu unserem Planetensys-
tem. Dem 2005 – mit einer Publikation
und der Präsentation der zehn besten
Peter Raneburger: Neutral Face, 2000, Gesicht und Text als adaptives Verbindungsstück
einer Wohnanlage in der Siedlerstraße.
Toni Fronthaler (1904-1981): Fresko an der Stadtmauer beim Iselturm, Ritter, Bauer und
Handelsmann, 1952. Fronthaler besuchte zwischen 1934 und 1938 die Mal- und Zeichen-
schule bei Toni Kirchmayr in Innsbruck, konnte sich aber eine weitere Ausbildung an der
Akademie nicht finanzieren. 1948 stellte er seine Arbeiten im Museum Schloss Bruck vor
und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen des „Künstlerbundes Tyrol“ in Inns-
bruck in den 1950er-Jahren. Das Fresko, ein Geschenk des Künstlers, entstand aus An-
lass der (irrtümlichen) 700-Jahr-Feier der Stadt Lienz.
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