Seite 7 - H_2008_06-07

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historischen Schutzhütten als Zeugnis der
Geschichte des Alpinismus so weit wie
möglich in ihrem Charakter zu erhalten.
Wenigstens der Bereich der Stuben wäre
wert, weitgehend authentisch saniert zu
werden. Dies würde sicher das Erschei-
nungsbild der Hütten bereichern und für
Einheimische und Gäste gleichermaßen at-
traktiv gestalten, ohne Einbußen an zeitge-
mäßem Komfort nach sich zu ziehen. Gut
erhaltene Stuben mit originaler Täfelung,
Mobiliar und Kachelofen findet man
neben der oben erwähnten in der Neuen
Pragerhütte z. B. noch in der Hochstein-
hütte, dem Kerschbaumeralm-Schutzhaus
und der Bonn-Matreier-Hütte. In erster
Linie Zweckbauten als Stützpunkt für
Bergtouristen, sind diese Kulturdenkmäler
Spiegel der alpinen Erschließung mit ihren
vielfältigen regionalen Ausformungen.
Die Identität einer Landschaft, eines Kul-
turraumes wird nicht nur durch ihre ein-
drucksvollen Kunstdenkmäler wie Kirchen
und bedeutende Profanbauten bestimmt,
sondern zeigt sich auch an weniger spekta-
kulären Objekten wie den Schutzhütten,
ohne deren historische Vertreter Osttirol um
ein für dieses Gebirgsland sehr spezifisches
und typisches Kulturerbe ärmer wäre.
Chronologie der weitgehend
bzw. noch teilweise erhaltenen
historische Schutzhütten
Johannishütte (1857/58, Erweiterungen
1929/30, 1999). – Stüdlhütte (1868). –
Clarahütte (1872, Lawinenschäden 1914,
1920, Instandsetzung 1926, Erweiterung
1969/74). – Kals-Matreier-Törlhaus (1876,
Erweiterungen 1938, 1993). – Alte Prager-
hütte (1873, nach Lawinenzerstörung
Wiederaufbau 1877). – Anna-Schutzhaus
(1882, Erweiterungen 1907, 1990/93). –
Linderhütte (1883, 1958, 1996 Sanierung).
– Defreggerhaus (1885/87, Erweiterungen
1921/25, dreißiger Jahre des 20. Jahrhun-
derts, Sanierung 1995). – Glorerhütte
(1887, Erweiterungen 1924, 1982/84). –
Karlsbaderhütte (1888, mehrmalige Erwei-
terungen nach 1906/07, letzte neunziger
Jahre des 20. Jahrhunderts und 2007). –
Lienzerhütte (1890, Erweiterungen
1924/25, 1977/78,1996/98). – Venediger-
haus (1890, erste Erweiterung zwanziger
Jahre des 20. Jahrhunderts). – Neue Pra-
gerhütte (1904, Erweiterung 1984). – Ba-
denerhütte (1911/12, letzte Erweiterung
1984). – Rostockerhütte (1912, Anbau der
Essener Hütte 1961/66, Sanierung 1999). –
Neue Reichenbergerhütte (1925, Erweite-
rung 1982). – Kerschbaumeralm-Schutz-
haus (1925/26, Renovierung 1997). –
Kalser Tauernhaus (1928/30). – Bonn-Ma-
treier-Hütte (1929/32, Erweiterung siebzi-
ger Jahre des 20. Jahrhunderts). – Sudeten-
deutsche Hütte (1928/29, Erweiterungen
1971, 1998/99). – Hochsteinhütte (1895,
Neubau nach Brand 1931, Erweiterung
1979). – Volkzeinerhütte (1931).
Anmerkungen:
1 Sie waren bereits ab den 1860er Jahren als ausfaltbare
Gebirgspanoramen den ersten Publikationen des Alpen-
vereins beigegeben. – S. dazu auch: Rundum Berge, Be-
gleitheft zur Ausstellung des Alpenvereinsmuseums
Innsbruck, Innsbruck 2001.
2 Johann Stüdl organisierte den ersten Bergführerverein
der Ostalpen 1869 in Kals, s. dazu: 125 Jahre Stüdlhütte,
in: Osttiroler Bote 1993, 21. Oktober, S. 10. – Das Berg-
führerwesen in Kals rund um den Großglockner, in: Ost-
tiroler Bote 2000, 13. Juli, S. 42.
OSTTIROLER
NUMMER 6-7/2008
7
HEIMATBLÄTTER
Das Kerschbaumeralm-
Schutzhaus, um 1934
(Postkarte).
Stube im
Kerschbaumeralm-
Schutzhaus, heutiger
Zustand.
Foto: A. Ascherl
Bonn-Matreier-Hütte gegen den Eicham, um 1935 (Postkarte).