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OSTTIROLER
NUMMER 1-2/2009
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HEIMATBLÄTTER
schesWerk aufnahm und diesbezüglich
in der Ausführung in Ton den ersten
Preis bei einem Wettbewerb an der
Akademie für Bildende Künste in
München erhielt.
1929-1933: Einige Jahre bei Bruno
Costa an der Landes-Holzschnitz-
schule in St. Jakob i. D.
Mit dem gesparten Geld vom Stra-
ßenbau gelang es ihm nun endlich,Auf-
nahme in die 1924 von der Tiroler
Landwirtschaftskammer in St. Jakob in
Defereggen installierte Schnitzschule
zu finden. Die Landes-Holzschnitz-
schule wurde bis zu ihrer budgetär be-
gründeten Auflösung im Jahr 1933 von
dem aus einer ladinischen Künstler-
familie stammenden Bildhauer und in
Hall in Tirol lebenden Bruno Costa
(1890-1966) mit großem Enthusiasmus
und Vorbildwirkung geleitet. Den Er-
wartungen seiner Schüler begegnete er
sowohl mit der handwerklichen Grund-
ausbildung, als auch mit einer gewissen
erhofften künstlerisch tendenziellen
Formulierungshilfe – Costas Ausbildung
orientierte sich an den expressionisti-
schenArbeiten des BildhauersWilhelm
Lehmbruck in Berlin, Ludwig Penz in
Schwaz und auch an Albin Egger-
Lienz.
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In Osttirol galt sein Unterrichts-
inhalt vorwiegend der Darstellung von
Kreuzigungsgruppen, Krippen und
Kruzifixen. Nicht nur Gottfried Fuetsch
zählte von 1929 bis 1933 zu seinen arri-
vierten Schülern, sondern auch so
namhafte Bildhauer wie Adrian Egger
(1908-1978) und Josef Troyer (1909-
1998), beide aus Prägraten, verband in
den Winterkursen einerseits der be-
schwerliche Fußmarsch nach St. Jakob
und andererseits das gemeinsame Ziel
der künstlerischen Laufbahn.
1933-1936: Der Besuch der
Staatsgewerbeschule bei Hans
Pontiller in Innsbruck
Die Schließung der Schnitzschule
1933 machte es natürlich erforderlich,
sich neuen Herausforderungen zu stel-
len und im Grunde genommen gerade
in der wichtigen Phase der Ausbildung
einen doch dynamischeren Weg zu
wählen. Mentoren und Mäzene erleich-
terten Adrian Egger
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und Josef Troyer
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den Entschluss, sich für die Akademie
der bildenden Künste in Wien bzw.
Troyer zuerst für die dortige Kunstge-
werbeschule zu entscheiden. Beide
fanden ihre Studienanfänge in der Bild-
hauereiklasse bei Anton Hanak, einem
der ersten entscheidenden expressiv-
orientierten Plastiker in Österreich und
absolvierten die Akademie nach dem
Tod Hanaks (1934) in der der Abstrak-
tion verpflichteten Meisterklasse von
seinem Nachfolger, Albert Bechtold.
Troyer war außerdem Absolvent der
Klasse für Freskomalerei bei Ferdinand
Andri.
Gottfried Fuetschs Ausbildung fand
nun nicht in Wien, sondern in Inns-
bruck an der renommierten Staatsge-
werbeschule bei Hans Pontiller (1887-
1970) zwischen 1933 und 1936 ernst-
hafte Impulse.
Der aus Virgen stammende spätere
Lienzer Dekan Alois Budamaier
machte bezüglich passabler Kostplätze
für den Stipendiaten Fuetsch seinen
Einfluss geltend und verhalf unter ande-
rem auch weiteren Osttiroler Schülern
zu angenehmeren Unterkünften. Im
Übrigen hinterließ Gottfried Fuetsch
mit dem sogenannten „Budamaier-
Krippele“ eine beachtliche Auftrags-
arbeit im Sinn religiösen Traditionsbe-
wusstseins. Auch in dieser Zeit entstan-
den bereits Auftragsarbeiten, wie 1934
ein „Hl. Sebastian“ für Pontiller selbst
und 1936 der „Kanzlerbrunnen“ aus
Lärche für die Nordtiroler Gemeinde
Oberperfuß.
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Mit Hans Pontiller, der im Resümee
die vorbildhafte Wirkung des Tiroler
Bildhauers Ludwig Penz weitertra-
dierte, wurde eine dem Formwillen der
Zeit wichtige Tendenz verfolgt, nämlich
expressive Körperlichkeit mit verinner-
lichter Empathie in Beziehung zu set-
zen. Auch der deutsche Bildhauer und
Schriftsteller Ernst Barlach (1870-1938)
zählte zu jenen Plastikern der Zwi-
schenkriegszeit, die durch ihre expres-
sive Formulierungsgabe im eigentlichen
Sinn die Verinnerlichung fanden und
dementsprechend zitiert wurden! Ob-
wohl für Gottfried Fuetsch rückblickend
analysierend die Ausbildung in Inns-
bruck eine pragmatische war,
„das
Bildhauer-Handwerk
[mit der Beto-
nung auf Handwerk]
hat er beim Pontil-
ler gelernt“
, konnte er sich nicht wirk-
lich vollständig von dessen Duktus
abwenden bzw. Einflussvarianzen igno-
rieren. Gerade in der zwischen 1952
und 1954 entstandenen Pietà (Lärche,
H 260 cm) für das Kriegerdenkmal in
Virgen
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, die allerdings erst 1959 am
„Froschkönig“, 1962, Sandstein. Das
Märchenmotiv als Brunnenensemble
zählt zu einer Reihe von Plastiken in
den Grünanlagen der Friedensiedlung
in Lienz.
„Anna-Selbdritt“-Skulptur,Ahornholz,
H 190 cm, 1967 am linken Seitenaltar
der Kirche zur Hl. Familie in Lienz auf-
gestellt.